2014

2014

Wir schreiben das Jahr 2014. 

Die deutsche Nationalmannschaft hat im Juli dieses Jahres die Fußballweltmeisterschaft gewonnen. Auf den Straßen ist die Hölle los. Das laute Hupen der Autos ohrenbetäubend. Feuerwerkskörper und Leuchtraketen  fliegen durch die Luft. Das Fahnenschwenken der Fans erinnert an das 3. Reich. 

Herr Voss tritt auf den Balkon, beugt sich ein wenig über die Brüstung, als ein Schuss fällt.

Er taumelt, schreit: „ Hilfe, Hilfe!“

Seine Frau ist sofort zu Stelle, führt ihn zum Sofa, und rennt zum Telefon.

„ 14. Revier Klemmer, wer spricht?“

„ Ist dort das 14. Revier?“

„ Wer spricht?“

„ Voss,  mein Name ist Frau Voss, hier ist gerade ein Schuss gefallen, kommen Sie schnell!“

„ Frau Voss, nun beruhigen Sie sich mal!“

„ Beruhigen, ich soll mich beruhigen? Mein Mann sitzt auf dem Sofa und kann nichts mehr hören, hat Schmerzen,  da soll ich mich beruhigen? Machen Sie Witze?“

„ Buchstabieren Sie  mal ihre Adresse!“

„ Sonnenallee 2, wie Sonne und Allee!“

Es knackt in der Leitung. 

Verständnislos schüttelt der Polizist Klemmer den Kopf. Langsam steht er auf, zieht seine Uniformjacke an, darunter vorsichtshalber eine schusssichere Weste, man weiß ja nie, sichert seine Schusswaffe, und informiert die Kollegin Sander.

Als der Polizist und seine Kollegin nach einer Stunde bei den Voss eintreffen, sitzt Herr Voss mit starrer Mine auf dem Sofa.  Seine Frau sitzt neben ihm und zittert.

„ So, Herr Voss, nun erzählen Sie mal genau, was passiert ist!“

„ Sie sehen doch, wie es meinem Mann geht!“

„ Können Sie den Hergang schildern Frau Voss?

„ Nein, ich habe nur den Schuss gehört, weil ich gerade Sekt eingeschenkt habe!“

„ Also, mein Mann ist auf den Balkon gegangen, und muss sich über die Brüstung gebeugt haben, als von der unteren Wohnung des Nachbarn ein Schuss abgefeuert wurde!“

„ Der Nachbar?“

„ Das macht der immer, wenn die deutsche Nationalmannschaft ein Fußballspiel gewinnt!“ 

„ Haben Sie denn schon einen Rettungswagen gerufen?“ 

Das Funkgerät der Polizistin Sander piept. 

„ Peter 14, was gibt`s ?“ Ok wir kommen!“

„ Tut uns leid, wir müssen, es gibt eine Schlägerei auf St. Pauli!“

„ Und was ist mit dem Nachbarn?“

Der Polizist und seine Kollegin verlassen eilig die Wohnung der Voss.

Ein Protokoll wurde nicht aufgenommen.

Die Voss sind alleine mit dem Auto ins Krankenhaus gefahren. 4 Stunden warteten sie auf den behandelnden Facharzt,  der von außerhalb kam. 

Der Nachbar wurde zwar angezeigt, aber die ganze Geschichte ist später im Sande verlaufen. Das Verfahren wurde wegen Geringfügigkeit und mangels Beweises eingestellt. 

Das rechte Ohr von Herrn Voss ist vollständig taub.

Der Nachbar und die Voss gehen seitdem wortlos und grußlos aneinander vorbei. 

( © Monika Zelle 17.10.2023 )

Head Office

1962

Ich saß im Sessel in der Stube unserer 2 ½ Zimmer- Wohnung in Barmbek, vor mir ein kleiner gepackter Koffer.

Eine schwere Sturmflut tobte in und um Hamburg herum.

Die Evakuierung der Bevölkerung aus der Luft wurde

Zu einer Bewährungsprobe für die politischen und gesellschaftlichen Institutionen. Die Elbdeiche brachen und ein Sechstel des Stadtgebiets vor allem südlich der Elbe in Wilhelmsburg und den angrenzenden Stadtteilen wurde überschwemmt. Über 300 Menschen verloren dabei ihr Leben, viele weitere wurden von den Helfern ziviler Hilfsorganisationen, der Bundeswehr und ausländischer NATO-Einheiten gerettet, was dem damaligen Innensenator Helmut Schmidt zu verdanken war.  Nach der Katastrophe baute man die Deiche im Stadtgebiet und entlang der gesamten Unterelbe aus. Die Überlebenden wurden teilweise in andere Stadtbezirke umgesiedelt.

Die sechziger Jahre waren für Hamburg aber auch eine Zeit des Optimismus, politischer Stabilität und wirtschaftlicher Blüte, in der innerstädtische soziale Konflikte und Finanzprobleme im Vergleich zu den nachfolgenden Jahrzehnten eine deutlich geringere Rolle spielten. Der Wideraufbau der Stadt nach Ende des 2. Weltkrieges wurde offiziell erst im Mai 1965 mit einer Feierstunde im Rathaus abgeschlossen. 

Zu dieser Zeit beendete ich erfolgreich die höhere Handelsschule. Die Direktoren der Banken, Versicherungen, Behörden und anderen kaufmännischen Betrieben scharrten schon mit den Hufen, um die sehr gut kaufmännisch ausgebildeten Schülerinnen und Schüler für sich zu gewinnen.

Ein Mitschüler in meiner Klasse fragte mich, ob ich mich bei seinem Vater in der englischen Bank „ The Standard Bank Ltd.“ vorstellen wolle.

Der Personalchef Mr. Field, ein kleiner, schlanker, sehr sympathischer Engländer, empfing mich in seinem kleinen Büro mit Blick auf die Alster. Meine Zeugnisse interessierten ihn nicht. Er sagte:“ In einem halben Jahr wissen wir was sie leisten können Fräulein Klein!“  Er unterhielt sich noch ein bisschen auf Englisch mit mir. Es war ein Donnerstag. Am Montag

Sollte ich meine kaufmännische Lehre beginnen. 

Am 28. Mai 1965, Sonnenuntergangszeit kam Königin Elizabeth die II. aus England in die Hansestadt Hamburg. Queen Elizabeth und Prinz Philipp stehen an der Reling der königlichen Jacht „Britannia“ im Hamburger Hafen und winken hoheitsvoll. Die Queen trägt ein funkelndes Diadem und eine schneeweiße Pelzstola. Eine Königin wie aus dem Märchen, finden die Hamburger, die sich zu Zehntausenden an der Elbe versammelt haben. Sie erleben eine eindrucksvolle Flaggenparade am letzten Tag des „Staatsbesuchs des Jahrhunderts“.

Auch wir, alle Angestellten unserer Bank standen an den offenen Fenstern zum Jungfernstieg und jubelten ihr zu, als sie in einer offenen Staatskarosse an uns vorbei fuhr.

Leider überschattete ein Ereignis den Besuch der Queen. Unser damaliger Bürgermeister Paul Nevermann hat die Königin nicht in Begleitung seiner Frau empfangen. Sie hatten Eheprobleme, und seine Frau hat das Treffen kurz vorher abgesagt. Ein Skandal!!

The Standard Bank Ltd. hatte Filialen Teilen ganz Afrikas. Eines Tages kam ein Trainee namens Barbara aus Johannesburg zu uns in die Hamburger Filiale. Ich freundete mich mit ihr an. Schon länger spielte ich mit dem Gedanken nach Johannesburg, Pretoria oder Kapstadt in South Africa zu gehen. Auch die Filialen in Nairobi/ Kenya, East Africa oder Windhoek/ West Africa, das heutige Namibia, interessierten mich sehr.  Als Barbara mir dann berichtet, dass Weiße nicht mit Schwarzen auf einer Bank sitzen oder im Bus fahren, geschweige denn mit ihnen sprechen dürfen, war für mich die Sache erledigt.

In politischer Hinsicht überschlugen sich die Ereignisse in Hamburg, wobei meine Eltern immer noch mit der Bewältigung des Hitlerkrieges und der Judenverfolgung beschäftigt waren. Ein Trauma, das sich sogar in den Nachkriegskindern und deren Kinder noch verfestigt hatte.

In der zweiten Hälfte der sechziger Jahre veränderten die Studentenbewegung und die Entstehung einer bundesweit aktiven „Außerparlamentarischen Opposition“ das politische Klima auch in Hamburg. So kam es im Juni 1967 anlässlich des Besuchs des autoritär regierenden Schahs von Persien, ähnlich wie zuvor in Westberlin zu Protesten und gewalttätigen Ausschreitungen. Während dieser Ausschreitung wurde am 02. Juni 1967 der Student und Pazifist Benno Ohnesorg erschossen. Am 9. November 1967 störten Studierende in der Universität die Rektoratsübergabe. Sie forderten Reformen und mehr Demokratie im Bildungswesen. Wenige Monate später kam es in Hamburg zu schweren Auseinandersetzungen mit der Polizei, als sich die Empörung der Studierenden nach dem Mordanschlag auf den Berliner APO-Führer Rudi Dutschke gegen den konservativen Springer-Konzern und die BILD-Zeitung richtete. Jüngere Hamburger Spitzenpolitiker wie Helmut Schmidt hatten sich lange um den Dialog mit den Protestierenden bemüht, ältere wie Bürgermeister Weichmann sahen die Entwicklung dagegen kritisch und mit Sorge.

Mit dem in den 1960iger Jahren modernen Minirock bekleidet, nahm ich an den Demonstrationen natürlich teil. In der Bank war der Minirock verpönt. Wir Frauen durften nur im Kostüm zur Arbeit kommen. Frauen mussten bis 1972 ihre Männer sogar noch um Erlaubnis bitten, wenn sie eine Arbeitsstelle antreten wollten. 

Aber nicht nur die Demonstrationen beherrschten mein Leben, zu dieser Zeit ging ich fast jedes Wochenende in den Starclub, um die Beatles zu bewundern, und zu ihrer Musik zu tanzen.The Beatles  war eine aus Liverpool stammende britische Beat-Rock- und PopBand in den 1960er Jahren. Mit mehr als 600 Millionen[1] – nach Schätzungen ihrer Plattenfirma EMI sogar mehr als einer Milliarde[2] – verkauften Tonträgern ist sie die erfolgreichste Band der Musikgeschichte.

Es war eine Wilde Zeit damals, an die ich mich gerne zurückerinnere.

( © Monika Zelle 10.10.2023 )

Oma Gosch

Oma Gosch

Heute wollten meine Mutter und ich ihre Mutter, also meine Oma besuchen.

Mitten in der Woche. Ich freute mich sehr über diese willkommene Ablenkung, obwohl ich auch ebenso gerne draußen mit meinen Freundinnen Meyersche Brücke oder Kibbel Kabbel spielte.. 

Meine Mutter hatte unser Sonntagszeug aus dem Schrank geholt, und uns fein herausgeputzt. Sie trug ein dunkelblaues Kostüm, eine weiße Bluse, dazu dunkelblaue Pumps und Seidenstrümpfe mit Naht.  Ich einen dunkelblauen, von ihr selbst genähten Faltenrock, dazu eine weiße Rüschenbluse, dunkelblaue Lackschuhe und weiße Söckchen. Sozusagen im Partnerlook, wie man heute zu sagen pflegt.

Zu meiner Oma fuhren wir immer mit der Straßenbahn der Linie 8 in die Schanzenstraße.

Bei dem Zahlmeister kaufte meine Mutter eine Fahrkarte für sich, klack klack klack trommelte es, wenn er die Tasten seiner Eisenkasse anschlug, die er um die Schulter trug, um das Wechselgeld herauszugeben.  Ich fuhr umsonst. Wie immer drückte ich meine Nase an der Glasscheibe platt, die mich und den Straßenbahnschaffner trennte. Ich schaute ihm zu, wie er die Kurbel in Schwung brachte. Zu meiner großen Freude bimmelte er drei Mal, obwohl keine Gefahr in Verzug war. 

Meine Oma bewohnte in einem Hinterhof, zusammen mit ihrem Sohn Fiete, seiner Frau Rosi und einem Chow Chow eine kleine Wohnung in der 2. Etage. Vor dem Chow Chow hatte ich Angst, weil er meinen Cousin Herbert schon einmal gebissen hatte. Am meisten freute ich mich auf meine Tante Rosi, die mit mir spielte, wenn wir sie besuchten. Wenn sie mich auf ihre burschikose, herzliche Art mit ihren rundlichen Armen an ihren pummeligen Körper drückte, empfand ich eine tiefe Zuneigung, diese Wärme, mit der sie mich umfing, die ich sonst nur bei meinem Vater empfand, spürte in mir noch lange nach. Ich genoss ihren Duft nach Niveaseife,  bis er sich allmählich verflüchtigte.  Tante Rosi war ein ungeliebtes Familienmitglied. Onkel Fiete hatte sie in Magdeburg kennen gelernt. Es wurde gemunkelt, sie habe dort als Prostituierte gearbeitet. Onkel Fiete war ein stiller, schüchterner Mann, der gerne Leberwurstbrot aß. Meine Oma war nicht so, wie man sich eine Oma vorstellte. Sie hat mich nie in den Arm genommen. Wenn sie uns zu Hause besuchte, brachte sie mir Obst statt Süßigkeiten mit.  Aus Erzählungen wusste ich, dass sie eigentlich immer nur in ihrer Küche ohne Fenster stand, und entweder kochte oder Wäsche wusch. Mein Opa und sie hatten 6 Kinder, 5 Söhne und eine Tochter.

Meine Mutter und ich saßen nun fröhlich in der Straßenbahn, als eine ältere Dame mich fragte, ob ich ein Bonbon wollte. Fragend schaute ich meine Mutter an, denn ich durfte eigentlich nichts von fremden Leuten annehmen. Meine Mutter nickte. 

Ich nahm das Bonbon, und roch selbstvergessen an dem bunten Papier. Meine Mutter stieß mich mit dem Fuß an. Sie schaute böse. Meine Mutter konnte eisig schauen mit ihren großen blauen Augen. Ich wickelte das Bonbon aus, und hielt es mir abermals unter die Nase. Es roch nach Erdbeere und Rose, zum Glück nicht nach Honig oder Eukalyptus. Dann würde ich das Bonbon nämlich wieder in das Papier einwickeln und in die Jacke meines Anoraks versenken. 

Ich hatte das Bonbon gerade in den Mund gesteckt, als meine Mutter abrupt aufstand, und mich von meinem Sitz zog. 

An der nächsten Haltestelle stieg sie mit mir aus der Straßenbahn aus.

Sie schlug mir mitten ins Gesicht. Ich sah nur noch, wie die Dame in der abfahrenden Straßenbahn mit dem Kopf schüttelte. 

„ So, wir fahren jetzt nicht mehr zu Deiner Oma! Wie kannst Du nur an dem Bonbon, dass man Dir schenkt, riechen, so etwas tut man nicht, was soll denn die Dame von Dir denken!“

Zuerst spürte ich die Backpfeife gar nicht, weil das Bonbon mit dem herrlichen Geschmack nach Erdbeere und Rose gerade auf meiner Zunge zerfloss. Dann zerkaute ich es vor Schreck, und schluckte es hinunter, versuchte dann aber, dem Geschmack auf meinem Gaumen und in meiner Nase nachzuspüren. 

Mit der entgegenkommenden Straßenbahn der Linie 8 fuhren wir wieder nach Hause.

Ich befühlte meine Wange, sie brannte. Ich heulte die ganze Zeit auf der Rückfahrt, obwohl ich mich eigentlich auch auf Kibbel Kabbel und die Meyersche Brücke freute.

Die Angewohnheit, am Essen oder anderen Dingen zu riechen, bevor ich ihnen vertraute, konnte meine Mutter mir nicht austreiben.

Viele Jahre später verstand ich ihre Wut über die Intensität meiner Sinnlichkeit. Sie war während des 2. Weltkrieges an Typhus erkrankt, und hatte dadurch ihren Geruchs-und Geschmackssinn verloren. 

( © Monika Zelle 03.10.2023 )

Emma

Emma

Suchen Sie eine perfekte Frau oder einen perfekten Mann?

Die/der wirklich alles kann?

Nun liebe Leserin lieber Leser an die Arbeit

Sie/Er erspart Ihnen viel Müh und Zeit

In unserer Emma findet ihr auch die Bedienungsanleitung

Nun frisch ans Werk mit ganz viel Schwung!!

„ Lisa, hast Du schon die neue Emma gelesen?“

„ Nein, wieso, ich putze gerade meine Fenster!“

„ Du putzt Fenster? Und was macht Otto?“

„ Na ja, was soll er schon machen, er kompostiert auf dem Sofa und schaut fern!“

„ Hab ich mir schon gedacht, genau wie mein Smartphonejunkee!“

„ Wenn Du mit Deinen Fenstern fertig bist, gehen wir ins Cafe Meyer, ok?“

„ Ok Sarah, aber sag doch mal schnell was Du in der Emma gelesen hast!“

„ Nein, das wäre zu umfangreich, zu kompliziert, Du wirst Dich wundern, für uns beginnt ein  

   neues Leben!“

„ Das ist ja spannend, ich beeile mich, bis nachher!“

„ Bis nachher Lisa!“

Nach einer halben Stunde ruft Lisa ihre Freundin Sarah an.

„ Wir können!“

So schnell sind die beiden Frauen noch nie in ihrem Cafe Meyer angekommen.

Bevor der Kaffee und die Sahnetorte serviert wird, setzen die beiden Frauen sich zusammen.

„ Hier, schau mal, Lisa!“

In der Emma ist ein Mann abgebildet, eine schöner Mann, volle Haare, ein super geschnittenes Gesicht, muskulös gebaut, groß….

„ Wow, toller Mann, und was ist mit dem?“

„ Den kannst Du Dir bauen, ein Mann für alle Fälle in jeder Lebenslage!“

„ Wie meinst Du das?“

„ Na, wie ich`s sage!“

„ Du musst nichts mehr tun zu Hause, und wirst nach getaner Arbeit auch noch von ihm verwöhnt, Lisa“

Die Freundin schaut verdutzt.

„ Wie, nach getaner Arbeit auch noch verwöhnt!“

„ Nun sei doch nicht so begriffsstutzig, siehst Du hier die Bedienungsanleitung? Wie baue ich mir einen Mann!“

„ Bedienungsanleitung?“

„ Ja, wir müssen uns diesen Mann erst bauen.“

„ Aha, und wie machen wir das?

„ Na ja, wir beide können das nicht, wir holen unsere beiden Bewegungslegastheniker aus 

   ihrer Komfortzone!

„ Wie jetzt, mein Otto und Dein Walter sollen uns diesen Mann basteln?“

„ Ja, genau, mein Walter und Dein Otto basteln uns diesen Beau!“

„ Beau?“

„ Hast Du noch nie Kreuzworträtsel gemacht? Ein Beau ist ein schöner Mann!“

„ Und was kostet der Spaß?“

„ Der Spaß kostet uns nichts, wir machen ja schließlich Werbung für die Emma!“

„ Wie Werbung!“

„ Na ja, wir zeigen den Leuten, was Robby alles kann, und kommen sogar in die Zeitung!“

„ In die Emma?“

„ Und wenn er uns dann verwöhnt, wird das auch gezeigt? Und was meinst Du überhaupt mit  

   Verwöhnen?“

„ Naja, wozu unseren Männer schon seit Jahren zu faul sind, das meine ich mit verwöhnen!“

„ Du meinst kochen, putzen, Wäsche waschen, Wäsche zusammenlegen, Fenster putzen,      

   bügeln, Staub saugen?“

„ Ja, das auch… aber ich meine mit verwöhnen eher tanzen, singen, lachen und noch andere   

   tolle Sachen machen!“

„ Meinst Du etwa Liebe?“

„ Du hast es erfasst, Liebe machen, genau!“

„ Und das wird in der Emma gezeigt?“

„ Ja.“

„ Und wenn unsere Männer die Emma lesen?“

„ Lina, hör auf jetzt, die beiden haben noch nie die Emma gelesen!“

Linas Augen werden immer größer. Der Kaffee und der Kuchen wird serviert.

Hastig schlingt sie ihre Torte runter, und verbrennt sich mit dem heißen Kaffee ihren Mund, wie immer, wenn sie so gierig ist…..

„ Und was sagen Otto und Walter, wenn sie den Robby bauen?

„ Wie jetzt Otto und Walter, die wissen doch nicht, was dieser Robby alles kann!“

„ Also ich weiß nicht, obwohl?…..

( © Monika Zelle 26.09.2023 )

La Marotte

Die Marotte

La Marotte

Ist ein französisches Wort

Kann auch werden zum Fluch

Wenn das Handtuch

Nicht hängt an der richtigen Stelle

Löst das aus eine Monsterwelle

Aus Verzweiflung hat er die Handtücher fotografiert

Damit sie sich nicht echauffiert

Ihre Bekannte sammelt Kühe

Da macht es große Mühe

Staub zu wischen

Auf Schränken und auf Tischen

Ihr Papa war immer eine Stunde zu früh am Zug

Bevor er machte einen Ausflug

Auch hatte er Panik vor Zugluft

Das brachte ihn schier in die Gruft

Er brauchte nur zum Fenster zu gucken

Und mit den Augen zu zucken

Schnell machte die Mutter die Klappe zu

Und es war a Ruh

Ihre Tante Lotte fing auf jeder Beerdigung 

Statt zu weinen an zu lachen

Und ließ es hinterher ordentlich krachen

Tanzen und singen

Sich in den Hüften schwingen

Wie Jaques Brel es sich gewünscht hat in seinem Song

Den die Tante hörte all night long

Ihre Freundin Maria summte immer wieder

Beim Essen kochen undefinierbare Lieder

Das konnte sie rasend machen

Dann lieber auf einer Beerdigung lachen

Freundin Karin hat einen Putzfimmel

Den nimmt sie wohl noch mit in den Himmel

Onkel Ewald fuhr sich ständig mit der Hand über Gesicht und Nase

Das machte er seit seiner Kindheit der alte Hase

Als ob er sich ständig spüren muss

Nun ist aber mit der Marotte endlich Schluss

Sonst wird es tatsächlich noch zu einer Marotte diese Reimerei

Und das ist ihr nicht einerlei

Ihr genügt schon der Fluch

Mit dem auf der Leine falsch hängenden Handtuch

Und er?

Er konnte nie pünktlich sein

Das war für sie eine große Pein

Beinahe hätt er seine große Liebe verloren

Die Frau die er hatte sich auserkoren

Flugs machte er ihr einen Heiratsantrag

Und sie hat ja gesagt.

( © Monika Zelle 19.09.2023 )

Veränderung

Veränderung

Leben ist Veränderung.

Veränderung ist Leben.

Viele Jahre war das Leben jeden Tag Veränderung für mich. Meine Kinder, meine Arbeit hielten mich auf Trab, jede Menge Leben eben.

Und dann die Urlaubsreisen, mit dem Bulli, meistens fuhren wir in unser geliebtes Frankreich. Häufig nach Südfrankreich, Clermont L`Herault, am Lac Salagou.

Wie oft haben wir in den Grotten des Flusses L`Herault gebadet. 

Dort gab es ein kleines Dorf, Sankt Guillem Le de Dessert, mit vielen kleinen Handwerksbetrieben, und einer Landwirtschaft. In dieses Dorf habe ich mich sofort verliebt. Später, wenn wir im Unruhestand sind, wollten wir hier leben. 

Viele Jahre haben wir dieses Dorf wieder besucht, und uns vorgestellt, wie schön es sein würde, hier zu leben. Von hier aus wollten wir dann Reisen mit einem größeren und moderneren Wohnmobil unternehmen.

Ja, der Unruhestand, der ist es im wahrsten Sinne des Wortes schon geworden. 

Ungläubig schauten wir auf unsere Rentenbescheide, da war nicht mehr viel drin, schon gar nicht ein neues Wohnmobil, oder gar ein Umzug nach Südfrankreich. Allenfalls könnten wir noch unsere Wochenenden auf unserem Grundstück in meiner geliebten Heide verbringen. Aber der Traum zerplatzte auch wie eine Seifenblase, weil mein Bruder mein Erbe einfach verkauft hat. Aber das ist eine lange Geschichte. Und wie sollten wir auch dorthin kommen, in die Heide, wir hatten ja nicht mal mehr ein Auto. Und so mit Sack und Pack per Bahn, das wäre dann doch zu anstrengend gewesen in unserem Alter. Den Bulli haben wir unserem Sohn vererbt, ist heute ein Oldtimer, und steht des Öfteren tatsächlich noch in unserer Straße. Wir sind nicht mehr mit dem Bulli unterwegs, weil er nicht mehr komfortabel genug für uns ist, und campen mögen wir auch nicht mehr so gerne. Mich überkommt aber doch manchmal so eine Wehmut, wenn ich aus dem Fenster schaue.

Ja, es ist immer noch ein Unruhestand, nämlich mit sehr wenig Geld jeden Monat über die Runden zu kommen. Es wäre ja mehr gewesen, wenn nicht die Wende und der Euro uns einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl hat den Rentenstamm an die Menschen in den neuen Ländern verpulvert, die nie in unsere Rentenkassen eingezahlt haben. Nicht, dass ich ihnen es nicht gönne. Nein, keinesfalls.

„ Die Renten sind sicher“, hat der gutmütige Arbeitsminister Norbert Blüm einmal lauthals verkündet. Aber das ist alles Geschichte. Die Herren schauen sich längst die Radieschen von unter an. Und wir? Verreisen ist höchstens einmal im Jahr eine Woche nach Dänemark drin.

Na ja, immerhin, besser als nichts. Ansonsten sitzen wir zu Hause und machen immer nur Pause. Zudem hat mein Mann eine Blasen-und Nierenerkrankung, ist darum nicht mehr so mobil, und verbringt die meiste Zeit mit seinem Smartphone oder Computer auf dem Sofa und schweigt. Ich drehe meine täglichen Runden in den Wallanlagen oder am Hafen, und denke über mein Leben nach. Wenn ich dann mal wieder sehr verzweifelt bin, suche ich im Internet nach einer kleinen Wohnung in der Nähe meiner Enkelin. Doch dann verwerfe ich diesen Gedanken wieder ganz schnell, weil ich mir das Leben alleine gar nicht leisten kann. Außerdem muss die Familie meiner Tochter ihren eigenen Film drehen, und ich würde sie auch nicht öfter sehen als jetzt. Bald geht meine Enkelin auf eine weiterführende Schule, und dann hat sie erst recht keine Zeit mehr. Was soll ich dann in so einem Kuhdorf auf dem Land. Schreibwerkstatt und Literaturkurse ade. Zum Glück habe ich meine Schreiberei, die ich mir seit vielen Jahren gönne, mit netten Menschen, die auch alle ihre eigenen Geschichten haben.

Mein anderer Traum ist ein Tinyhaus, natürlich nur zu Miete. Es gibt rund um Hamburg einige Tinyhousedörfer. Aber das eine liegt direkt an der Elbe. Wenn dann die große Flut wegen des Klimawandels kommt, saufe ich dort ganz schnell ab. Das andere ist in der Nähe von Stade.

Ok, das Atomkraftwerk ist seit vielen Jahren abgeschaltet, aber es strahlt doch noch, oder?

So lebe ich in den Tag hinein, um mich in meinen Tagträumen zu verlieren.

Na ja, ganz so ist es ja auch nicht. Neuerdings gehe ich in den Micheltreff unserer Gemeinde, um dort mit anderen Frauen und einem Mann Denksport zu betreiben, oder Gesellschaftsspiele zu spielen. Für 2,00 Euro gibt es dort einmal in der Woche Kaffee und Kuchen. Der Kuchen selbst gebacken und sehr lecker. Der Kaffee übrigens auch.

Früher habe ich immer gedacht, ich kann dort in die Gemeinde nicht zu den Aktivitäten gehen, weil ich nicht an den lieben Gott glaube. Aber das ist nicht so, davon konnte ich mich zum Glück frei machen. Auch die Ungläubigen sind dort willkommen. 

Und was heißt schon ungläubig. Jeder Mensch glaubt doch an irgendetwas, oder?

Veränderung heißt Leben und Leben heißt Veränderung.

Mal sehen, was mir das Leben mit seinen Veränderungen noch so bietet, und ob ich mich vielleicht doch noch aus meiner Win Win Situation retten kann.

( © Monika Zelle 01.08.2023 )

Reiselust

Reiselust

Reiselust

Erzeugt bei mir regelmäßig Frust

Würde gern auf Reisen gehen

Noch viele fremde Länder sehen

Im Kopf könnte ich sie machen

Und das ist jetzt nicht zum Lachen

Die Kräfte leider schwinden

Da kann ich mich noch so winden

Sie haben mich einfach verlassen

Kann es gar nicht fassen

Städtereisen hin oder her

Sie fallen mir einfach zu schwer

St. Petersburg Rom London Lissabon

Würde ich noch gern besuchen

Die Reise am liebsten sofort buchen

Doch mein Alter macht mir durch die Rechnung einen Strich

Das versetzt mir mitten ins Herz einen Stich

Ich kann nicht mehr so wie ich gerne will

Dann werde ich ganz still

Und in Gedanken versunken

Fast wie betrunken

Sehe ich vor mir die erträumten Ziele

Und es sind sehr viele

Die ich noch zu erreichen gedenke

Es sind wohl nur Gedankengeschenke

Die mir durch den Kopf gehen

Das muss ich erst verstehen 

Lasse ich mich vielleicht gehen?

Habe nicht genug Mut?

Wenn ich den hätte wäre alles gut

Also Kraft und Mut zusammen genommen

Kann die Reiselust vielleicht doch noch kommen.

( © Monika Zelle 28.05.2023 )

Wer ist sie wer will sie sein

Wer ist sie, wer will sie sein?

Versonnen steht sie vor ihrem Kleiderschrank, und fragt sich, was sie heute anziehen soll. Nicht zu warm, nicht zu kalt.

Es ist 9 Uhr morgens. Für sie mitten in der Nacht.

Draußen regnete es. Das Thermometer zeigt nur 13°.

Ein trüber Morgen, genau so trübe wie ihre Gedanken.

Um 13h geht ihr Flieger nach Ibiza. Dort zeigt das Thermometer 30°, hat sie gegooglet.

Der Koffer ist noch nicht gepackt.

Drei Wochen will sie dort verbringen. Endlich, mal ein richtig langer Urlaub.

Allein. 

Die Erholung, das Licht, das Schwimmen im Meer wird ihr gut tun.

Ihre Gedanken hellen auf. 

Schweigen kann sie auch alleine. Wie lange waren sie schon zu zweit allein?

Sie vor dem Fernseher, und er? Ein I Phone Junkee.

Und dann diese emotionale Kälte, an der sie regelmäßig erfror. Wenigstens war es auf Ibiza warm.

In Gedanken sah sie das weißgetünchte Haus ihres Kollegen, die riesengroße Terrasse mit Blick auf das Mittelmeer.

Der Duft der Mimosen.

Jetzt aber schnell.

Soll sie drei oder 4 Kleider mitnehmen, und welche?

Lange Hosen trägt sie schon lange nicht mehr. Zu unbequem.

Wahllos zieht sie Kleider und Röcke aus dem Schrank, und wirft sie in den riesigen Koffer.

Ach ja. Den Badeanzug und den Tankini nicht vergessen.

Den Bikini? Nein! Undenkbar.

Unterhemden würde sie nicht brauchen. Vielleicht eines für den Flug.

Die Klimaanlage war oft zu kalt eingestellt.

Fliegen ist auch nicht mehr das was es einmal war, dachte sie.

Früher gab es ein richtiges Menue um die Mittagszeit. Heute nur noch ein Sandwich.

Der Kaffee, ungenießbar zudem unbezahlbar. 

Was er wohl machte in den 3 Wochen. Eine lange Zeit, sie nur am I Phone zu verbringen.

Na ja, er hatte ja Barbara.

Ihr wurde heiß und kalt. Eine tiefe Röte stieg ihr ins Gesicht.

Warum diese Eifersucht. Völlig unangemessen. Sie führte doch schon lange ein Leben allein, er war nur ihr Mitbewohner, darauf hatten sie sich geeinigt, wegen der teuren Mieten, die sie den Miethaien nicht in den Hals werfen wollten.

Oh, es ist schon 10. Jetzt aber schnell.

Ach, die Kosmetikutensilien. 

Jetzt den Koffer schließen. Hoffentlich war er nicht zu schwer.  Die Geheimzahl für das Schloss eingeben.

Die vergesse ich bestimmt wieder. Obwohl, kann man seinen eigenen Geburtstag vergessen?

Und jetzt das Taxi.

Online konnte sie den Flug noch nicht buchen, und er hat sich geweigert.

Na ja. Immerhin konnte sie mit ihrem Smartphone Das Taxi bestellen.

Es klingelt. Das ging aber schnell.

Der Taxifahrer, ein Farbiger, lächelte sie freundlich an. „ Na?, junge Frau, wo soll es hingehen?“ Sehr witzig!

„ Zum Flughafen!“

Er hatte bestimmt eine gut aussehende Frau und 5 süße Kinder zu Hause, die sie über alles liebten. Ja, die coloured people, sie verstanden es Kinder groß zu ziehen, mit ihrer Liebe und Ausgeglichenheit. Sie sind die Menschen der Schöpfung mit ihren wundervoll weißen Zähnen,  ihren schönen Haaren und ihrer tollen Haut. Da können wir Weißen uns eine Scheibe von abschneiden. Wir wollen die Schöpfung sein? Niemals.

Höchstens oftmals Herrenmenschen!!

Er lachte und sang die ganze Zeit auf der Fahrt, und bewegte sich in seinem Autositz zu den afrikanischen Rythmen des Radios.

Die Sonne ging auf. Ihre Stimmung stieg von Minute zu Minute.

„ Wir sind da, ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug!“

„ Dankeschön!“, hauchte sie. 

„ Schade, mit Ihnen hätte ich gerne mehr Zeit verbracht!“

Galant reichte er ihr seine Karte.

„ Bis in 3 Wochen Madame!“

Dann stieg er aus, und trug ihren schweren Koffer zu einem der herumstehenden Gepäckwagen.

In Hochstimmung betrat sie den Airport.

( © Monika Zelle  23.05.2023 )

Erste Liebe

Erste Liebe

Erste Liebe?

Meine allererste Liebe war natürlich mein Papa.

Nur ihn würde ich später heiraten. Da gab es kein Vertun.

Ich liebte meinen Papa über alles. Er war mein Held, mein Vorbild. dieser freundliche, herzensgute, gütigste Mann der Welt.

Es würde nie einen anderen für mich geben. Das wusste ich genau.

Aber was wusste ich schon. 

Mein Papa, der mir abends den „ Erlkönig“ vorlas, oder die Geschichten von Theodor Storm „Pole Poppenspäler“ und „Böttcher Baasch“. Zugegeben, ziemlich dramatische Geschichten op Platt.  Auch stehen heute noch die acht plattdeutschen Bände von Fritz Reuter in meinem Bücherregal.

Ich habe sie sogar doppelt, geerbt von meiner Bestmutter Tante Lotte, eine Schwester meines Papas.

Dann kam Norbert. Ein Nachbarsjunge.

Erste Liebe? Nein.

Wir waren ja erst Acht.

Norbert und ich saßen auf den Treppenstufen, und warteten auf seine Zweiteltern Martha und Ferdinand Koch. Sie hatten den ersten Fernseher im Haus.

Um 19.30h fing die Seepferdchenserie „ Mike Nelson“ an.

Uns war langweilig.

Plötzlich küsste Norbert mich auf den Mund.

Eklig.

Später haben wir mit seinem Freund Manfred bei Norberts Eltern die Beatles gehört.

Mein erste LP.

Norbert hätte mich wohl gerne als richtige Freundin gehabt.

Später habe ich es manchmal bereut. Mit Norbert hätte ich ein aufregendes Leben in Brasilien haben können.  

Dann kam meine richtige erste Liebe.

Dieter.

14 Jahre alt.

Etwas jünger als ich.

Wir lernten uns im Schwimmverein kennen.

Nein.

Stimmt nicht.

Eigentlich kannten wir uns schon von Sehen.

Dieter wohnte nur ein paar Straßen weiter mit seinen Eltern.

Dieter konnte gut pfeifen.

Er pfiff hinter mir her, oder stand unten an der Straße vor dem Haus und pfiff, statt anzuklingeln.

Ich ignorierte es, hasste es.

Aber Dieter konnte wunderbar küssen.

Wir genossen alle Freiheiten der Welt.

Unsere Eltern waren sehr liberal, wir durften uns ausprobieren.

Ich liebte Kino.

Dieters Tante war Platzanweiserin im Rondeel Kino in der Dithmarscher Straße.

Jeden Sonntag schenkte sie uns Freikarten.

Von den Filmen bekamen wir meistens nicht viel mit.

Dieter war Rocker und Elvis Fan.

Er konnte Tanzen und Singen wie Elvis Presley, und Gitarre spielen.

Dieter sah Elvis sogar ähnlich.

Doch seine Pfeiferei hat unserer Liebe das Genick gebrochen.

( © Monika Zelle 18.05.2023 )

Teufelswerk

Teufelswerk

Der Teufel im Spiegel

Er hat plötzlich Flügel

Das kann doch nicht sein

Das ist gemein

Will er jetzt fliegen

Ich werd ihn kriegen

Ihm die Flügel stutzen

Ihm seine Hörner putzen

Mit Schellen setze ich ihn fest

Das gibt ihm den Rest

Jetzt muss er mir Rede und Antwort stehn

Mal sehn

Teufel oh Teufel

Wer wird als nächstes durch Dein Fegefeuer

In die Hölle gehn

Ich möchte es sehn

Du wirst es sein

Und mich sofort befreien

Sonst kommt die nächste Killerwelle

Und spült Dich in die Hölle

Teufel oh Teufel Du bist nicht mein Gott

Das Schicksal ist meine Not

Durch den Klimawandel bekomme ich bald keine Luft

Und lande ohnehin in der Gruft

Arm bin ich wie eine Kirchenmaus

Miethaie machen mir den Garaus

Bald bin ich obdachlos

Ohne Moos nichts los

Jetzt lasse mich endlich Frei 

Der Mammon und die Pest sind mir nicht einerlei

Sie werden alle bei mir in der Hölle schmoren

Ich habe sie schon auserkoren

Mit ihren Krawatten und Anzügen

Mit ihren dreisten Lügen

Ihrer Gotteslästerung und Heuchelei

Schwelen sie im Feuer zu Aschenbrei 

Komm lieber Teufel

Lass uns noch einen trinken

Bevor die Kontinente im Meer versinken

Soll uns doch der Teufel holen

Wir lassen uns nicht mehr verkohlen

Ich werd Dir nochmal die Flügel stutzen

Dir noch einmal die Hörner putzen

Die kannst Du dann den Kriegstreibern aufsetzen

Und sie damit vernetzen

Prost prost Kameraden 

Prost prost Kameraden

Trübe Augen Tränensäcke

Der Teufel kommt jetzt um die Ecke

Himmel und Hölle stetzt er in Bewegung

Bittet nicht um Vergebung

Gott ist der Teufel

Der Teufel ist Gott

Kriegt sie alle in sein Boot

Sein oder nicht sein

Das ist die allerletzte Frage

Die Menschen sind schon eine Plage

Taub und blind auf Ohren und Augen

Nicht mehr zum Hören und Sehen taugen

Leer ist die Flasche

Trunken vom Wein

Schließ ich die Augen

Und schlafe ein…….

( © Monika Zelle  01. Mai 2023 )