S-Bahnhof Friedrichsberg. Hier muss ich aussteigen.
Das alte Gebäude des Krankenhauses.
Früher soll hier eine Irrenanstalt gewesen sein.
Sechs Wochen Isolierstation wegen einer Viruserkrankung.
Ich hatte im Planschbecken beim Tauchen Wasser geschluckt, in dem Abends die Hunde tobten.
Sechs Wochen keinen Besuch von den Eltern.
Mit vier Jahren.
Wenn ich in meinem Bett draußen lag, brachte mein Vater mir manchmal Kirschen, die er mir heimlich durch den Zaun reichte.
Gegenüber der Mühlenteich.
Ich höre das Schreien der Kinder.
Das kratzen der Kufen von den Schlitschuhen auf dem Eis.
Die Dithmarscher Straße.
Pommerenke den Spielzeugladen gibt es nicht mehr.
Meine Mutter kaufte mir einen kleinen Steiffteddy, damit ich nicht mehr auf dem Daumen lutsche. Es hat nichts genützt.
Früher ging ich mit meinem Freund Dieter ins Rondeelkino.
Umsonst.
Seine Tante saß dort an der Kasse.
Heute ist dort die Hamburger Sparkasse.
Der Süßwarenladen Tangermann.
Ich ging nicht hinein.
Vor der Tür wachten immer zwei Schäferhunde.
Ade Du süße Versuchung.
Gegenüber wohnte meine beste Schulfreundin Christa.
Ihr Vater ein Kriminaler. Sehr streng.
Der Schallplattenladen Bornemann.
Auch ihn gibt es nicht mehr.
Hier kaufte ich meine erste Single von Freddy Quinn.
Die Gitarre und das Meer.
Fische Loop in der Straßburger Straße gibt es noch.
Ein altes Familienunternehmen.
Kaffee trinken konnte man hier früher aber nicht.
100 g Krabben, höre ich mich sagen.
Nur für meinen Bruder.
LKW Fahrer.
Keine einzige Krabbe bekam ich ab.
Mir lief das Wasser im Munde zusammen.
Die Dauerwellen meiner Mutter beim Friseur Laubinger.
Ich durfte hier die Lockenwickler sortieren.
Hier sollte ich meine Lehre machen.
Nichts für mich.
Ich gehe durch meine Straße.
Vogesenstraße. Alle Straßen sind nach dem Elass benannt.
Die Vogesen. Ich habe sie besucht. Eine herrliche Landschaft.
Die Haustüren sind nicht verschlossen.
Ich kann ungehindert durch das Treppenhaus auf den Hof gehen.
20 Kinder wohnten in einem Haus.
Das Aschhaus ist noch da.
Karin Rieck hat die besten Geschichten erzählt, mit ihrem Ball, der unaufhörlich gegen das Aschhaus prallte.
Geschichtenball.
Eine unserer vielen Leidenschaften.
Mein Weg führt mich weiter durch den Dulsbergpark, vorbei an den Planschbecken.
Ich begegne keiner Menschenseele an diesem Morgen.
Ah, die Rollerbahn, ganz neu.
Kein Kind zu sehen.
Ich setze mich auf eine Bank, schließe die Augen.
Mit wehenden Haaren sause ich mit meinem Roller über die Bahn.
( copywrite Monika Zelle 10. April 2018)