Lea Zuckerschnute

Lea Zuckerschnute, ein kleines aufgewecktes Mädchen, das aussieht, als könne es kein Wässerchen trüben.

Jeden Freitag wird sie von Oma und Opa von der Kita abgeholt.

Opa wartet im Auto.

Meistens muss Oma sie erst suchen.

Ist sie gefunden, will sie nicht Guten Tag sagen.

Dann nimmt Oma sie in den Schwitzkasten, und das mag sie sehr.

Genau wie ihre Freunde. Die kommen dann auch bei Oma in den Schwitzkasten.

Bei Oma und Opa zu Hause angekommen, schnappt Lea Zuckerschnute sich als erstes die Kasperbude, die Kasperpuppen und das Krokodil.

Oma punktet dann mit ihren ausgedachten Geschichten.

Die Prinzessin heiratet den Polizisten, und Kaspar die Großmutter.

Der Teufel sitzt meistens im Gefängnis.

Dann kommt das Puppenhaus dran.

Flink stellen die kleinen Hände von Lea Zuckerschnute die ganze Bude auf den Kopf.

Aufräumen? Fehlanzeige.

Dann liest Oma vor. Stundenlang.

Oma hat in der Kunsthalle einen Spruch gefunden, der besagt:

„ Man muss Kinder mit Büchern hypnotisieren“.

Diesen Spruch befolgt sie gerne, und Lea liebt das Vorlesen.

Liest Oma ein Wort falsch vor, schreit sie ihr sofort das Richtige ins Ohr.

Opa liegt völlig erschöpft auf dem Sofa und schläft.

An Zu Bett gehen ist meistens nicht zu denken.

Dann rufen Mama und Papa an.

Gutenachtsagen.

Fehlanzeige.

Wackelzahnpubertät.

Wenn Oma ihr die Gutenachtgeschichte vorliest, kann Lea kein Ende finden.

„ Oma machst Du mir noch ein Butterbrot?“ 

„ Eigentlich sollst Du jetzt schlafen!“

„ Bin aber überhaupt nicht müde!“

Sie bekommt natürlich ihr Butterbrot.

„ Oma kuschelst Du noch mit mir?“

„ Ja klar!“

Lea Zuckerschnute drückt ihren kleinen Körper fest an Omas, weich und warm fühlt sich das an.

„ Aber nicht einschlafen, Zuckerschnute?“

Du mußt noch in Dein Luftbett fliegen.

Dann kommt Opa ins Spiel. 

Er wirft Lea hoch, hoch, hoch und lässt sie auf das Bett fallen.

„ So“, sagte Oma dann, „ jetzt drehst Du Dich um, und dann schläfst Du!“

„ Bin noch nicht müde!“

„ Wenn Du Dich umdrehst, und Deine Äuglein zumachst, schläfst Du meistens gleich ein.“

„ Du sollst noch „ Die Blümelein all schlafen singen!“

Oma singt.

Endlich Lea Zuckerschnute ist eingeschlafen.

Mitten in der Nacht ruft eine Stimme aus dem Bett nebenan.

„ Oma? Spielst Du mit mir Feuerwehrmann Sam und Hundefriseur in der Stube am Tisch?“

„ Es ist mitten in der Nacht, Lea 3Uhr, da können wir nicht Feuerwehrmann Sam und Hundefriseur spielen!

Schlaf mal weiter jetzt. 

Morgen früh spielen wir.

„ Hokus Pokus Fiedibus hex hex, es ist nicht mitten in der Nacht!“, scheit sie“.

Oma gähnt.

„ Doch mitten in der Nacht“, sagt sie.

Dann schläft Lea wieder ein.

Morgens um sieben Uhr.

„ Oma, kann ich zu Dir?“

„ Aber immer!“ 

Dann erzählt sie Oma was sie so mit ihren Freunden in der Kita erlebt hat, und die beiden spielen mit Bert, Teddy und Eule.

Wenig später dann:

„ Oma, wollen wir Opa an der Nase ziehen?“

Oma weiß genau. 

Wenn Zuckerschnute Opa an der Nase zieht, gibt er ihr das  „Rote“ damit sie auf You Tube Peppa Wutz, Conny, Bibi und Tina oder Feuerwehrmann Sam sehen kann. 

Den Code vom Roten kennt sie schon, und Opa kann noch eine Runde schlafen, während Oma Kaffee kocht.

( © Monika Zelle  26.11.2019 )

Sydney

Sie stand am Fenster und sah auf dem regendurchweichten Fußballplatz den kleinen Fußballspielern zu, die flink hinter dem Ball herliefen, und versuchten, ihn ins gegnerische Tor zu schießen.

Bei Wind und Wetter spielten die kleinen Jungen hier, immer Samstags.

Bei jedem Treffer sprangen sie hoch, die Zuschauer jubelten ihnen zu.

Früher standen hier nach dem Krieg Nissenhütten, in denen die Flüchtlinge hausten.

Als diese endlich Wohnungen beziehen konnten, wurde ein Sportplatz daraus.

Endlich konnten die Klassen ihrer Schule hier trainieren.

Sie war eine gute Leichtathletin, genau wie ihre Freundin, die schnellste ihres Jahrganges.

Die Stores an den Fenstern ihres Elternhauses dufteten nach Flieder.

Sie hasste es, wenn sie zugezogen waren, dann konnte sie nicht nach draußen schauen.

Dabei hatten sie gar kein Gegenüber.

Sie brauchten diesen Schutz vor Gaffern nicht.

Das Zimmer wäre auch viel heller.

Bald würde sie diesen Muff und diese Enge ohnehin hinter sich lassen, und nach Australien abdüsen.

Nach Sydney.

Endlich weg von zu Hause in die weite Ferne, sehr weite Ferne.

Schon immer hatte sie dieses Fernweh.

Sie fragte sich, ob sie dort wohl eine gute Arbeit finden würde.

Es hieß ja immer, man konnte sehr viel Geld dort machen.

Ihre Tante war gerade zu Besuch.

Aus Sydney.

Vor ein paar Jahren war ihre Tochter aus Berlin einfach mir nichts dir nichts nach Australien ausgewandert. 

Hatte sich als Friseurin dort selbständig gemacht.

Ihre Tante war der Tochter gefolgt, als sie in Rente ging.

Hier hatte sie keine Familie mehr, außer ihr und den Eltern.

In ein paar Tagen sollte es los gehen.

Die Koffer waren schon gepackt.

Ihre Mutter weinte.

Ihr Bruder hatte schon mit 20 Jahren das Elternhaus verlassen, und war mit seiner Familie so weit weg gezogen, dass sie ihn nur zwei mal im Jahr sahen.

Nur ihr Vater bestärkte sie in ihrem Vorhaben.

„ Lass Dir den Wind um die Nase wehen, mien Deern!“, sagte er.

Englisch konnte sie gut, Im Zeugnis stand eine eins.

Lange Jahre hatte sie mit einer Tante in Amerika korrespondiert.

Der Bruder ihrer Mutter lebte dort.

Nun sollte es los gehen. 

Mit dem kleinen VW nach Bremen.

Ihr Vater schimpfte über die holprigen Straßen der Autobahn.

Sie saß mit ihrer Mutter hinten. 

Ihre Tante vorn.

Ein Schauer nach dem anderen lief ihr über den Rücken.

So weit weg von ihrem geliebten Vater.

Außer ihrer Tante und ihrer Cousine kannte sie in dem fremden Land niemanden.

Sie schauderte.

Am Hafen klammerte sie sich an ihren Vater.

„ Papa, Papa ich will nicht fort!“

Mit beiden Koffern in der Hand lief die Tante die Gangway hinauf und rief:

„ Nun komm endlich, das Schiff wartet nicht…….

Sydney

Sie stand am Fenster und sah auf dem regendurchweichten Fußballplatz den kleinen Fußballspielern zu, die flink hinter dem Ball herliefen, und versuchten, ihn ins gegnerische Tor zu schießen.

Bei Wind und Wetter spielten die kleinen Jungen hier, immer Samstags.

Bei jedem Treffer sprangen sie hoch, die Zuschauer jubelten ihnen zu.

Früher standen hier nach dem Krieg Nissenhütten, in denen die Flüchtlinge hausten.

Als diese endlich Wohnungen beziehen konnten, wurde ein Sportplatz daraus.

Endlich konnten die Klassen ihrer Schule hier trainieren.

Sie war eine gute Leichtathletin, genau wie ihre Freundin, die schnellste ihres Jahrganges.

Die Stores an den Fenstern ihres Elternhauses dufteten nach Flieder.

Sie hasste es, wenn sie zugezogen waren, dann konnte sie nicht nach draußen schauen.

Dabei hatten sie gar kein Gegenüber.

Sie brauchten diesen Schutz vor Gaffern nicht.

Das Zimmer wäre auch viel heller.

Bald würde sie diesen Muff und diese Enge ohnehin hinter sich lassen, und nach Australien abdüsen.

Nach Sydney.

Endlich weg von zu Hause in die weite Ferne, sehr weite Ferne.

Schon immer hatte sie dieses Fernweh.

Sie fragte sich, ob sie dort wohl eine gute Arbeit finden würde.

Es hieß ja immer, man konnte sehr viel Geld dort machen.

Ihre Tante war gerade zu Besuch.

Aus Sydney.

Vor ein paar Jahren war ihre Tochter aus Berlin einfach mir nichts dir nichts nach Australien ausgewandert. 

Hatte sich als Friseurin dort selbständig gemacht.

Ihre Tante war der Tochter gefolgt, als sie in Rente ging.

Hier hatte sie keine Familie mehr, außer ihr und den Eltern.

In ein paar Tagen sollte es los gehen.

Die Koffer waren schon gepackt.

Ihre Mutter weinte.

Ihr Bruder hatte schon mit 20 Jahren das Elternhaus verlassen, und war mit seiner Familie so weit weg gezogen, dass sie ihn nur zwei mal im Jahr sahen.

Nur ihr Vater bestärkte sie in ihrem Vorhaben.

„ Lass Dir den Wind um die Nase wehen, mien Deern!“, sagte er.

Englisch konnte sie gut, Im Zeugnis stand eine eins.

Lange Jahre hatte sie mit einer Tante in Amerika korrespondiert.

Der Bruder ihrer Mutter lebte dort.

Nun sollte es los gehen. 

Mit dem kleinen VW nach Bremen.

Ihr Vater schimpfte über die holprigen Straßen der Autobahn.

Sie saß mit ihrer Mutter hinten. 

Ihre Tante vorn.

Ein Schauer nach dem anderen lief ihr über den Rücken.

So weit weg von ihrem geliebten Vater.

Außer ihrer Tante und ihrer Cousine kannte sie in dem fremden Land niemanden.

Sie schauderte.

Am Hafen klammerte sie sich an ihren Vater.

„ Papa, Papa ich will nicht fort!“

Mit beiden Koffern in der Hand lief die Tante die Gangway hinauf und rief:

„ Nun komm endlich, das Schiff wartet nicht…….

( © Monika Zelle 19.11.2019 )

Sydney

Sie stand am Fenster und sah auf dem regendurchweichten Fußballplatz den kleinen Fußballspielern zu, die flink hinter dem Ball herliefen, und versuchten, ihn ins gegnerische Tor zu schießen.

Bei Wind und Wetter spielten die kleinen Jungen hier, immer Samstags.

Bei jedem Treffer sprangen sie hoch, die Zuschauer jubelten ihnen zu.

Früher standen hier nach dem Krieg Nissenhütten, in denen die Flüchtlinge hausten.

Als diese endlich Wohnungen beziehen konnten, wurde ein Sportplatz daraus.

Endlich konnten die Klassen ihrer Schule hier trainieren.

Sie war eine gute Leichtathletin, genau wie ihre Freundin, die schnellste ihres Jahrganges.

Die Stores an den Fenstern ihres Elternhauses dufteten nach Flieder.

Sie hasste es, wenn sie zugezogen waren, dann konnte sie nicht nach draußen schauen.

Dabei hatten sie gar kein Gegenüber.

Sie brauchten diesen Schutz vor Gaffern nicht.

Das Zimmer wäre auch viel heller.

Bald würde sie diesen Muff und diese Enge ohnehin hinter sich lassen, und nach Australien abdüsen.

Nach Sydney.

Endlich weg von zu Hause in die weite Ferne, sehr weite Ferne.

Schon immer hatte sie dieses Fernweh.

Sie fragte sich, ob sie dort wohl eine gute Arbeit finden würde.

Es hieß ja immer, man konnte sehr viel Geld dort machen.

Ihre Tante war gerade zu Besuch.

Aus Sydney.

Vor ein paar Jahren war ihre Tochter aus Berlin einfach mir nichts dir nichts nach Australien ausgewandert. 

Hatte sich als Friseurin dort selbständig gemacht.

Ihre Tante war der Tochter gefolgt, als sie in Rente ging.

Hier hatte sie keine Familie mehr, außer ihr und den Eltern.

In ein paar Tagen sollte es los gehen.

Die Koffer waren schon gepackt.

Ihre Mutter weinte.

Ihr Bruder hatte schon mit 20 Jahren das Elternhaus verlassen, und war mit seiner Familie so weit weg gezogen, dass sie ihn nur zwei mal im Jahr sahen.

Nur ihr Vater bestärkte sie in ihrem Vorhaben.

„ Lass Dir den Wind um die Nase wehen, mien Deern!“, sagte er.

Englisch konnte sie gut, Im Zeugnis stand eine eins.

Lange Jahre hatte sie mit einer Tante in Amerika korrespondiert.

Der Bruder ihrer Mutter lebte dort.

Nun sollte es los gehen. 

Mit dem kleinen VW nach Bremen.

Ihr Vater schimpfte über die holprigen Straßen der Autobahn.

Sie saß mit ihrer Mutter hinten. 

Ihre Tante vorn.

Ein Schauer nach dem anderen lief ihr über den Rücken.

So weit weg von ihrem geliebten Vater.

Außer ihrer Tante und ihrer Cousine kannte sie in dem fremden Land niemanden.

Sie schauderte.

Am Hafen klammerte sie sich an ihren Vater.

„ Papa, Papa ich will nicht fort!“

Mit beiden Koffern in der Hand lief die Tante die Gangway hinauf und rief:

„ Nun komm endlich, das Schiff wartet nicht…….

( © Monika Zelle 19.11.2019 )

Sydney

Sie stand am Fenster und sah auf dem regendurchweichten Fußballplatz den kleinen Fußballspielern zu, die flink hinter dem Ball herliefen, und versuchten, ihn ins gegnerische Tor zu schießen.

Bei Wind und Wetter spielten die kleinen Jungen hier, immer Samstags.

Bei jedem Treffer sprangen sie hoch, die Zuschauer jubelten ihnen zu.

Früher standen hier nach dem Krieg Nissenhütten, in denen die Flüchtlinge hausten.

Als diese endlich Wohnungen beziehen konnten, wurde ein Sportplatz daraus.

Endlich konnten die Klassen ihrer Schule hier trainieren.

Sie war eine gute Leichtathletin, genau wie ihre Freundin, die schnellste ihres Jahrganges.

Die Stores an den Fenstern ihres Elternhauses dufteten nach Flieder.

Sie hasste es, wenn sie zugezogen waren, dann konnte sie nicht nach draußen schauen.

Dabei hatten sie gar kein Gegenüber.

Sie brauchten diesen Schutz vor Gaffern nicht.

Das Zimmer wäre auch viel heller.

Bald würde sie diesen Muff und diese Enge ohnehin hinter sich lassen, und nach Australien abdüsen.

Nach Sydney.

Endlich weg von zu Hause in die weite Ferne, sehr weite Ferne.

Schon immer hatte sie dieses Fernweh.

Sie fragte sich, ob sie dort wohl eine gute Arbeit finden würde.

Es hieß ja immer, man konnte sehr viel Geld dort machen.

Ihre Tante war gerade zu Besuch.

Aus Sydney.

Vor ein paar Jahren war ihre Tochter aus Berlin einfach mir nichts dir nichts nach Australien ausgewandert. 

Hatte sich als Friseurin dort selbständig gemacht.

Ihre Tante war der Tochter gefolgt, als sie in Rente ging.

Hier hatte sie keine Familie mehr, außer ihr und den Eltern.

In ein paar Tagen sollte es los gehen.

Die Koffer waren schon gepackt.

Ihre Mutter weinte.

Ihr Bruder hatte schon mit 20 Jahren das Elternhaus verlassen, und war mit seiner Familie so weit weg gezogen, dass sie ihn nur zwei mal im Jahr sahen.

Nur ihr Vater bestärkte sie in ihrem Vorhaben.

„ Lass Dir den Wind um die Nase wehen, mien Deern!“, sagte er.

Englisch konnte sie gut, Im Zeugnis stand eine eins.

Lange Jahre hatte sie mit einer Tante in Amerika korrespondiert.

Der Bruder ihrer Mutter lebte dort.

Nun sollte es los gehen. 

Mit dem kleinen VW nach Bremen.

Ihr Vater schimpfte über die holprigen Straßen der Autobahn.

Sie saß mit ihrer Mutter hinten. 

Ihre Tante vorn.

Ein Schauer nach dem anderen lief ihr über den Rücken.

So weit weg von ihrem geliebten Vater.

Außer ihrer Tante und ihrer Cousine kannte sie in dem fremden Land niemanden.

Sie schauderte.

Am Hafen klammerte sie sich an ihren Vater.

„ Papa, Papa ich will nicht fort!“

Mit beiden Koffern in der Hand lief die Tante die Gangway hinauf und rief:

„ Nun komm endlich, das Schiff wartet nicht…….

( © Monika Zelle 19.11.2019 )

Sydney

Sie stand am Fenster und sah auf dem regendurchweichten Fußballplatz den kleinen Fußballspielern zu, die flink hinter dem Ball herliefen, und versuchten, ihn ins gegnerische Tor zu schießen.

Bei Wind und Wetter spielten die kleinen Jungen hier, immer Samstags.

Bei jedem Treffer sprangen sie hoch, die Zuschauer jubelten ihnen zu.

Früher standen hier nach dem Krieg Nissenhütten, in denen die Flüchtlinge hausten.

Als diese endlich Wohnungen beziehen konnten, wurde ein Sportplatz daraus.

Endlich konnten die Klassen ihrer Schule hier trainieren.

Sie war eine gute Leichtathletin, genau wie ihre Freundin, die schnellste ihres Jahrganges.

Die Stores an den Fenstern ihres Elternhauses dufteten nach Flieder.

Sie hasste es, wenn sie zugezogen waren, dann konnte sie nicht nach draußen schauen.

Dabei hatten sie gar kein Gegenüber.

Sie brauchten diesen Schutz vor Gaffern nicht.

Das Zimmer wäre auch viel heller.

Bald würde sie diesen Muff und diese Enge ohnehin hinter sich lassen, und nach Australien abdüsen.

Nach Sydney.

Endlich weg von zu Hause in die weite Ferne, sehr weite Ferne.

Schon immer hatte sie dieses Fernweh.

Sie fragte sich, ob sie dort wohl eine gute Arbeit finden würde.

Es hieß ja immer, man konnte sehr viel Geld dort machen.

Ihre Tante war gerade zu Besuch.

Aus Sydney.

Vor ein paar Jahren war ihre Tochter aus Berlin einfach mir nichts dir nichts nach Australien ausgewandert. 

Hatte sich als Friseurin dort selbständig gemacht.

Ihre Tante war der Tochter gefolgt, als sie in Rente ging.

Hier hatte sie keine Familie mehr, außer ihr und den Eltern.

In ein paar Tagen sollte es los gehen.

Die Koffer waren schon gepackt.

Ihre Mutter weinte.

Ihr Bruder hatte schon mit 20 Jahren das Elternhaus verlassen, und war mit seiner Familie so weit weg gezogen, dass sie ihn nur zwei mal im Jahr sahen.

Nur ihr Vater bestärkte sie in ihrem Vorhaben.

„ Lass Dir den Wind um die Nase wehen, mien Deern!“, sagte er.

Englisch konnte sie gut, Im Zeugnis stand eine eins.

Lange Jahre hatte sie mit einer Tante in Amerika korrespondiert.

Der Bruder ihrer Mutter lebte dort.

Nun sollte es los gehen. 

Mit dem kleinen VW nach Bremen.

Ihr Vater schimpfte über die holprigen Straßen der Autobahn.

Sie saß mit ihrer Mutter hinten. 

Ihre Tante vorn.

Ein Schauer nach dem anderen lief ihr über den Rücken.

So weit weg von ihrem geliebten Vater.

Außer ihrer Tante und ihrer Cousine kannte sie in dem fremden Land niemanden.

Sie schauderte.

Am Hafen klammerte sie sich an ihren Vater.

„ Papa, Papa ich will nicht fort!“

Mit beiden Koffern in der Hand lief die Tante die Gangway hinauf und rief:

„ Nun komm endlich, das Schiff wartet nicht…….

( © Monika Zelle 19.11.2019 )

( © Monika Zelle 19.11.2019 )

Sonntagsspaziergang

Noch strecken die Geranienblüten auf meinem Balkon ihre Köpfe der Sonne entgegen.

Tagelang hatte sie sich hinter den Wolken versteckt.

Auch meine Astern blühen in voller Pracht, und das im November.

Am Morgen war es so neblig, dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte.

Dieser Tag lockt zu einem ausgiebigen Spaziergang in der vielleicht noch wärmenden Mittagssonne an.

Doch dieser Wunsch wird jäh durch einen Anruf meines Sohnes zerschlagen.

Der Bulli, ein VW-Bus Oldtimer soll ins Winterquartier zu Sagebiehl nach Neugengamme. Mit seinen zweckentfremdeten Gewächshäusern verdient der sich eine goldene Nase.

Ich koche Kaffee, und schaue dabei sehnsüchtig aus dem Küchenfenster in den blauen Himmel. 

Das Thermometer zeigt 3° an. 

In der Nacht waren also schon Minusgrade.

Schweinekalt im Vergleich zur letzten Woche, da waren noch 18° plus draußen.

Man konnte per Taille gehen. Dem Klimawandel sei Dank.

Jetzt wollen Vater und Sohn auch noch die Rollen meines Kleiderschranks austauschen.

Das kann dauern.

Doch dann ist es soweit. 

Die beiden verlassen das Haus.

Vielleicht erhasche ich doch noch ein paar Sonnenstrahlen.

Schnell Schuhe und Mantel an, Mütze auf, die Treppen runter.

Frische Luft.

Herrlich.

Ich höre das Rascheln des Laubes unter meinen Füßen.

Es ist noch nicht den Laubbläsern zum Opfer gefallen.

Diesen kreischenden Ungeheuern.

Nicht einmal Geld für Ohrenschützer und Mundschutz ist für die Arbeiterkolonne da. Vielleicht sehe ich auf dem Balkon des Seewetteramtes und Tropeninstituts noch den Sonnenuntergang.

Schnell die Straße hinunter über die Brücke, ein kurzer Blick zu den Obdachlosen, die ihr Nachtlager noch nicht gegen das Winterquartier eingetauscht haben. Es wird Zeit, die Nächte sind kalt.

Auf dem Rückweg werde ich sie fragen, ob sie warme Decken brauchen.

Die Sonne ist noch da. 

Zum Glück.

Spiegelt sich in den Fenstern der Elfie, die sie wie goldene Pfeile abblitzen lässt.

Ich warte.

Dann geht es rasend schnell.

Eben noch ein feuerroter Ball, schon haben plötzlich aufquellende Wolken die Sonne verschluckt.

Kaum ist sie verschwunden, wird es ungemütlich und kalt.

Trotzdem laufe ich den Venusberg hinunter.

Die Bäume haben noch nicht alle Blätter verloren.

Sie rascheln im Wind und wispern mir zu:“

„ Weißt Du noch, als Du mit den Schülern und Lehrern der Jan-Valkenburg-Schule demonstriert hast, um diesen kleinen Park zu retten?

Ich erinnere mich.

Natürlich.

Die Bäume würden hier nicht mehr stehen. 

Eigentumswohnungen sollten gebaut werden.

Uns die Bäume nehmen, die wir doch so dringend zum Atmen brauchen.

Ich denke an meinen Balkon, der bei jedem Besuch eines Kreuzfahrtschiffes im Hafen von Feinstaub bedeckt ist.

Ich atme tief ein, und denke an die Ozonschicht, die immer dünner wird.

Wie lange noch.

Mein Atem verlässt als Raureif meinen Mund.

Noch schnell über die Michelwiese.

Am Eismann vorbei, wo sich im Sommer die Touris tummeln, und das immer viel zu teure und kalte Eis essen.

Sehe ich da etwa kleine Eiskristalle auf dem Wasser des Planschbeckens?

Hätte vielleicht schon mal abgelassen werden müssen.

Die Luft riecht nach Schnee.

Ich schaue auf die Micheluhr.

17.30h.

Die Leute strömen in die Kirche zum 18h Gottesdienst. Vielleicht um sich dort nach einem ausgiebigen Sonntagsspaziergang aufzuwärmen?

Zu Hause angekommen, sehe ich gerade noch, wie mein Eichhörnchen mit einer Walnuss in den Pfoten von meinem Rosenkübel über den Sims zu meinem Nachbarn flieht.

Ach ja, es ist zwar schon fast dunkel, aber ich könnte noch die Tulpenzwiebeln in die Erde meiner Balkonkästen stecken.

( © Monika Zelle 12.11.2019 )

Weihnachten 1949

Mit einem Sack Kohlen auf dem Rücken astete Bruno schwer atmend die Holzstiege zu der Wohnung hoch, die er mit seiner Frau Anne und den beiden Kindern in zwei kleinen Zimmern und einer winzigen Küche in Vierlanden an der Elbe hinter dem Deich

bewohnte. 

Anne öffnete ihm die Tür. 

Sie strahlte ihn mit ihren großen blauen Augen an, als sie den kleinen Weihnachtsbaum unter seinem rechten Arm entdeckte, legte den linken Zeigefinger auf ihre Lippen, und deutete auf die Wohnzimmertür, die am heiligen Abend stets verschlossen war.

Flink öffnete sie die Tür, Bruno schlüpfte hinein und stellte das Bäumchen auf eine kleine Holzkiste. 

Dann erst nahm er den Duft aus der Küche wahr.

Er schaute seine Frau fragend an.

„ Es riecht nach Geflügel, Anne! Was hast Du dort leckeres im Ofen?“

„ Ich habe das Kleid für Heike Petersen heute Morgen noch fertig genäht, dafür habe ich eine Gans bekommen.“

Bruno lief das Wasser im Mund zusammen. Eine Gans.

In diesen Zeiten.

Wegen der Hungersnot in Hamburg mussten sie nach Kriegsende mit ihrem zwölfjährigen Sohn, und ihrer gerade mal 4 Wochen alten Tochter aufs Land ziehen.

Großzügig waren die Bauersleute gerade nicht den Städtern gegenüber.

Anne nähte und strickte für sie, und bekam dafür Naturalien.

Warm hatten sie es immer.

Bruno hatte als Autoschlosser eine Stelle bei den Hamburger Gaswerken angetreten.

Ein Glücksfall.

Kohlen gab es umsonst.

Mit flinken Händen schmückte Anne das Bäumchen mit den selbstgebastelten Weihnachtskugeln von Tante Karla.

Auch für Kerzen war gesorgt. 

„ Du hast ja sogar einen Kuchen gebacken, wie herrlich, Anne!“

Leise hörte man das Murmeln der Kinder aus der Schlafstube.

Reinhard spielte mit seiner kleinen Schwester Monika, und passte auf, dass sie nicht in die Wohnstube lief.

Jetzt musste sie mal.

Reinhard nahm sie bei der Hand, lief mit ihr die Holzstiege hinunter, raus in die Kälte, um das strohgedeckte Bauernhaus herum, die schneebedeckte glatte Treppe hinunter zum Plumpsklo.

Der eisige Wind schnitt in ihre Gesichter.

Zitternd setzte er Monika aufs Klo.

Es musste schnell gehen, sonst wäre sie wohl mit ihrem kleinen Popo auf der Holzkante festgefroren, so wie die Finger von Anne, wenn sie draußen die Wäsche auf die Leine hängte.

Heike Petersen hatte eine warme Waschküche mit allem Drum und Dran, aber die durfte Anne nicht benutzen.

Schnell wieder zurück in die warme Wohnung.

Dann war es soweit. Das Weihnachtsglöckchen klingelte.

Bescherung.

Endlich durften Monika und Reinhard in die Stube.

So hatten die Eltern die Augen ihrer beiden Kinder lange nicht strahlen sehen.

Reinhard staunte über den festlich gedeckten Tisch.

Dann kamen Tante Anni und Onkel Hubert zu Besuch.

Zwei große Pakete legte Onkel Hubert unter den Baum.

Geschenke!

Aufgeregt packten die Kinder sie aus.

Für Monika ein selbstgebasteltes Puppenkarussell aus Holz, für Reinhard ein Wagenrad für seine Seifenkiste, die er mit seinem Vater baute.

Er wollte an einem Seifenkistenrennen in Hamburg am Venusberg teilnehmen.

Dann wurde gegessen.

Bruno hatte sogar eine Flasche Wein organisiert.

Satt und zufrieden saßen alle um den Tisch herum.

Die Kinder schliefen schon, als sich die Erwachsenen noch lange über die Gräueltaten dieses unsinnigen Krieges unterhielten, der ihre Seelen tief verletzt hatte.

Dennoch.

Dankbar schaute Tante Anni ihren Freund Bruno an.

Er hatte ihr als russische Jüdin das Leben gerettet.

( Monika Zelle 29. Oktober 2019 )

Fast beringter Ritterling

Das Telefon klingelte. 

Sie nahm den Hörer ab, und sagte:“ Hallo?“

Es blieb still in der Leitung.

Sie sagte noch einmal:“ Hallo, wer ist denn da.

„ Ja, ähm hier ist Dein Bruder!“

Ihr fiel fast der Telefonhörer aus der Hand.

Sie glaubte nicht, was sie da hörte.

Hatte er ihr nicht vor Jahren durch einen Anwalt verbieten lassen, ihr zu schreiben?

„ Was willst Du!“, schrie sie.

„ Ich möchte mich mit Dir versöhnen!“

„ Was? Habe ich richtig gehört? Versöhnen?

„ Ja.“

Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf.

Sollte das die Gelegenheit sein, sich endlich an ihm zu rächen?

Wie lange war sie nicht in ihrer geliebten Heide gewesen.

In ihrer zweiten Heimat, in der sie 60 Jahre ihres Lebens verbracht hatte.

Wo sie jeden Weg und Steg kannte.

Auf dem Land ihrer Väter.

Er hatte es einfach verkauft, ohne sie zu informieren.

Wut und Hass stiegen in ihr hoch.

Und jetzt, jetzt wollte er sie wiedersehen?

Warum?

Ja, sie würde sich mit ihm treffen, und dann würde sie ihm zeigen, wer den längeren Arm hat.

„ Bist Du noch dran?“, Lästerschwein?

Das hatte er schon zu ihr gesagt, als sie noch ein ganz kleines Mädchen war.

Lästerschwein.

Schwesterlein sollte das eigentlich heißen.

Schon damals hatte sie ihn dafür gehasst.

„ Ja, ich bin noch dran!“

Schweigen.

Sie würde sich mit ihm treffen, und dann würde sie all ihre Wut aus sich herauslassen, ihm mit dem schärfsten Küchenmesser, dass sie besaß, erstechen.

Aber vorher würde sie ihn demütigen.

Auf die Knie sollte er vor ihr gehen, und um Gnade bitten.

Andererseits, schoss es ihr durch den Kopf, würde sie wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteil werden.

Aber was war schon lebenslang?

Wer weiß, wie lange sie noch hatte.

Auch er war alt.

Lohnte sich das alles überhaupt noch.

Sie könnte sein Land und sein Haus erben.

Sich endlich das holen, was ihr eigentlich zustand.

„ Bist Du noch dran, Lästerschwein, warum sagst Du nichts?

Triffst Du Dich jetzt mit mir oder nicht?“

Es müsste ja auch kein Blutvergießen werden, dachte sie.

Er aß doch so gerne Goulasch mit Pilzen.

Ja , genau, sie könnte sich mit ihm bei ihrer Kusine in der Heide treffen, mit ihr zusammen das Goulasch kochen. Mit Pilzen kannten sie sich ja beide aus, ihre Cousine und sie.

Aber die Menge. Wie viele Pilze müssten es sein, damit er elendig daran zu Grunde ging.

Sie würde den Fastberingten Ritterling wählen, der war dem Steinpilz am ähnlichsten.

Und was, wenn bei der Obduktion der Grund seines Ablebens herauskam. Dann war sie geliefert.

 Sie könnte aber auch ihre Cousine beschuldigen, sie war doch die Kräuterhexe.

„ Nun sag schon, Lästerschwein, wo wollen wir uns treffen?“

Sie legte den Hörer auf.

( © Monika Zelle 05.11.2019 )

Bickbeeren

Laut ratterte der Tempo den Heideweg ins Dorf hinunter.

Miriam mit ihrer Mutter in Decken gehüllte hinten drauf.

Es ging wieder zurück in die laute Stadt.

Sechs Wochen Ferien in der Heide ade.

Miriam weinte. 

Jetzt hatten sie das Dorf Holm-Seppensen verlassen, und die Landstraße in Richtung Buchholz erreicht.

Ruhig und sicher steuerte ihr Vater das Gefährt, neben ihm Onkel Ewald sein Bruder.

Wälder und Felder flogen vorbei.

Sie fuhren durch das kleine Städtchen Buchholz, dort erledigten sie in den Ferien die größeren Einkäufe. 

Bald waren sie in Harburg angekommen, hatten bei Tante Bude angehalten, und ein Eis gegessen. 

Wie immer.

Jetzt tuckerte der Tempo den Hamburger Berg hinunter, über die Elbbrücken Richtung Hamburg.

Auf dem Hinweg in die Heide schaffte er es kaum.

Manchmal mussten sie ihn anschieben.

Da die Süderelbe.

Ab hier waren schon die 5 Kirchtürme ihrer Heimatstadt in Sicht.

Die Norderelbe.

Ach, sie liebte es ja doch, ihr Hamburg.

Als sie zu Hause ankamen, ging Miriam sofort Schlafen.

Bevor sie einschlief, schaute sie noch einmal auf das Bild über ihrem Bett.

Das Büsenbachtal.

Die rauschenden Wipfel der Kiefern.

Sie dachte an die Wanderungen mit Onkel Ewald, den Pausen beim Milchmann, leckere frische Milch von der hauseigenen Kuh.

Und dann das Leberwurstbrötchen.

Fußballspielen mit den Freunden und Papa.

Papa, der den Kindern Schiffe aus Borke schnitzte, die sie dann auf dem Büsenbach fahren ließen.

Kienäppel sammeln für den Bullerofen, auf dem die leckeren Blaubeerpfannkuchen brutzelten. 

Bickbeersammeln im Wald.

50 Pfennige das Pfund bekam sie vom Grünhöker.

Körbeweise hatte sie die Bickbeeren zu seinem Wagen getragen.

20 DM Taschengeld.

Sie hörte das Klopfen des Buntspechtes am Baum, um das Nest für die Jungen zu bereiten.

Den Schrei des Eichelhähers, wenn Gefahr in Verzug war.

Sah in der Dämmerstunde die Rehe am Waldessaum. 

Ihre Mutter kam zum Gute Nachtsagen.

Sie sang ihr das Lied „ Im schönsten Wiesengrunde vor“.

Miriam weinte wieder.

„ Nun höre endlich auf zu weinen! Es nützt doch nichts.

Denke lieber an Deine Schule morgen, es gibt noch viel zu lernen!“

Miriam dachte lieber an das Taschengeld.

Was würde sie sich in der Stadt dafür kaufen?

Oder sollte sie es sparen?

Morgen würde sie mal zu Karstadt gehen.

( Monika Zelle 22. Oktober 2019 )

Wolf

Wolf

Verträumt schaute Miriam aus dem Fenster ihres Zimmers in der 3. Etage der Mietwohnung ihrer Eltern auf die Nissenhütten.

Sie waren nach dem 2. Weltkrieg als Notbehelf für die Flüchtlinge aufgebaut worden.

Weiße Bettlaken flatterten auf den Wäscheleinen vor den Hütten im Wind.

Spielen durfte Miriam mit den „ Schmuddelkindern“ nicht.

„ Die haben Läuse“, meinte ihre Mutter.

Auf dem Gelände der Nissenhütten gab es eine Kneippe, in der nicht nur gezecht wurde, nein, hier gab es die leckerste Leberwurst zu kaufen, die sie jemals gegessen hatte.

„ Miriam, geh einmal rüber zum goldenen Anker, und kaufe ein ¼ Pfund von der Kalbsleberwurst!“ sagte ihre Mutter.

Sie erschrak zutiefst, als sie diese Worte vernahm.

Vor der Kneippe wachte ein Schäferhund an der Kette, der jeden Besucher mit einem wütenden Kläffen begrüßte.

Es nützte nichts, ihre Mutter war unerbittlich.

Als Miriam bei der Kneippe ankam, war der Hund nicht zu sehen.

Schnell huschte sie durch die Tür in den Schankraum.

Der Raum war entsetzlich verraucht.

Ihre Augen tränten.

Langsam ging sie an den Tischen mit den johlenden Männern vorbei zum Tresen.

Und da lag er, der Schäferhund.  

Wolf.

Bellte sie an, fletschte die Zähne von einem furchterregenden Knurren begleitet.

Mit zitternder Stimme bestellte Miriam das ¼ Pfund Leberwurst bei dem Wirt.

Bezahlte, und wollte den Schankraum wieder verlassen.

Der Hund ließ sie nicht aus den Augen.

Er war auf dem Sprung.

Seine Lefzen trieften.

Als sie die Tür öffnete, um hinauszugehen, hörte sie nur noch den Wirt rufen:

„ Wolf! Hierher!“

Doch der Hund war schneller.

Durch die geöffnete Tür schoss er nach Draußen.

Miriam lief mit der Leberwurst davon.

Der Hund hinter ihr her.

Vor lauter Angst drehte sie sich um, und warf dem Hund die in Butterbrotpapier eingewickelte Leberwurst vor die Vorderläufe, und lief so schnell sie konnte nach Hause.

Ihre Mutter fluchte, das Geld war knapp. 

Der Holzlöffel hielt den Schlägen auf ihrem Rücken nicht stand. 

Nach einiger Zeit sollte sie wieder die Leberwurst besorgen.

Miriam weigerte sich unter Tränen.

Es half nichts.

Schon von weitem sah sie den Hund an seiner Kette liegen.

Diesmal musste sie die Wurst nach Hause bringen.

Doch sie traute sich nicht an dem Hund vorbei, und lief zurück nach Hause.

Wutentbrannt ging ihre Mutter selber zum Goldenen Anker.

An Wolf vorbei, rein in den Schankraum, raus mit der Leberwurst in der Hand.

Der Hund kläffte wie verrückt, seine Augen sprühten Gift und Galle.

Er fletschte die scharfen Zähne und sprang an meiner Mutter hoch, riss ihr das Wurstpaket aus der Hand, und biss ihr kräftig in den Daumen.

Fluchend und blutend kam sie zu Hause an.

Der Daumen musste genäht werden.

Einige Tage später war Wolf verschwunden.

Das Geschäft mit der Leberwurst boomte.

( © Monika Zelle 15. Oktober 2019 )

Lektüre

Als die Staatsanwältin Luise Kessler sich morgens an ihren Schreibtisch setzt, traut sie ihren Augen kaum.

Schon wieder ist die Seite ihres Buches verschlagen, in dem sie jeden Tag in der Mittagspause liest, um sich von den anstrengenden Gerichtsverhandlungen abzulenken.

Wer liest in ihrem offenen Buch? 

Wütend sucht sie die Seite, auf der sie die letzten Zeilen gelesen hatte.

Das konnte doch nicht wahr sein, dass irgendjemand sich erdreistete in ihrem eigenen Buch zu lesen.

Die Tür zu ihrem Büro fliegt auf.

Ihre Sekretärin Martha stellt ihr die morgendliche Teetasse mit einem Keks auf dem Untertellerrand auf den Schreibtisch.

Der blumige Duft des Tees beruhigt ihre angespannten Nerven.

„ Sagen Sie mal Martha, wissen Sie, oder haben Sie gesehen, wer hier wohlmöglich an meinem Schreibtisch sitzt, um in meinem Buch zu lesen? Immer ist die Seite verschlagen, auf der ich zuletzt gelesen habe!“

„ Nein, das weiß ich leider nicht. Wenn ich morgens das Büro betrete, scheint es mir nicht so, als ob hier schon jemand in den Räumen gewesen ist.“

Luise Kessler nimmt einem großen Schluck aus der Tasse, und verbrennt sich die Zunge.

Laut fluchend springt sie auf, und holt sich ein Stück Eis aus dem Eisfach ihres kleinen Kühlschranks.

„ Sagen Sie bitte Herrn Horstmann, er soll in mein Büro kommen.“

Leise betritt der Polizist, der nachts die Kontrollgänge im Gerichtsgebäude durchführt, das Büro der Staatsanwältin. Tiefe Ränder umschatten seine Augen, er wollte gerade nach Hause gehen.

„ Wissen Sie, ob sich in der Nacht oder frühmorgens jemand in meinem Büro aufhält, um in meinem aufgeschlagenen Buch zu lesen? 

„ Nein, antwortet Horstmann kurz angebunden, nichts gesehen.“

„ Aber wozu drehen Sie hier Ihre Runden, wenn Ihnen nichts auffällt!“ 

„ Vielleicht sollten Sie Ihr offenes Buch zuschlagen, und vorher ein Lesezeichen hineinlegen?“

Mit diesen Worten verlässt der Polizist unaufgefordert das Büro der Staatsanwältin.

Diese kocht vor Wut, und verschluckt sich an dem Heidesandkeks, den sie sich ganz in den Mund gestopft hat.

„ Na, denen werde ich es zeigen, ich werde schon rausbekommen, wer sich hier an meinem Buch vergreift.

Am nächsten morgen betritt Luise Kessler schon gegen 6.00Uhr früh das Gerichtsgebäude.

Ein bisschen mulmig ist ihr schon. Kein Schreibmaschinengeklapper zu hören.

Wie ein Geisterhaus erscheinen ihr die heiligen Hallen.

Sie nimmt nicht den Paternoster sondern die Treppe.

Auf halbem Weg nach oben taucht vor ihr eine gebückte Person auf, die sich an Eimer und Feudel zu schaffen macht.

„ Putzen Sie hier jeden morgen?“

„ Ja.“

Putzen Sie auch das Büro der Staatsanwältin Kessler?

„ Ja, da putze ich besonders gern, und mach dort meine Kaffeepause!

„ Und? Ist Ihnen vielleicht einmal aufgefallen, ob jemand in meinem aufgeschlagenen Buch auf dem Schreibtisch liest?“

Das Gesicht der Putzfrau wird puterrot.

„ Ja, ähm“, weiter kommt sie nicht. Der Staatsanwältin schwant böses.

„ Lesen Sie etwa in dem Buch? 

Die Putzfrau steht auf. Sie hält es auf ihren Knien nicht mehr aus, obwohl es ihr in dieser Situation angemessen erscheint, weiter zu knien. Sie überragt die Staatsanwältin um einige Zentimeter. 

„ Aber ich fand das Buch so interessant, weil meine Tochter in der Schule gerade das Thema Judenverfolgung durchnimmt, und mit ihrer Klasse ihre Verhandlungen besucht! Da wollte ich mitreden können. Es handelt von einer Bücherdiebin, einem Kind, deren Eltern im Dritten Reich einen Juden versteckt haben.

„Also Sie sind das, und dann haben Sie die Seite auch noch mit einem Kaffeefleck verschmutzt! Ich muss doch sehr bitten!“

Eilig steigt Luise Kessler die Treppen hinauf zu ihrem Büro.

Eine Putzfrau liest in ihrem Buch, und dann der Kaffeefleck, das hat Konsequenzen.

( © Monika Zelle 01.10.2019 )

Tanz auf dem Vulkan

Tanz auf dem Vulkan

„ Junggebliebene(r)“  Endsechziger möchte noch einmal einen Tanz auf dem Vulkan erleben, Kultur und Reisen genießen, immer im Gespräch bleiben, mit  zärtlicher kluger „ Sie“, durch Dick und Dünn gehen. Geld spielt keine Rolle.

Martha Koch las die Anzeige immer wieder.

Ja, das war „ER“, den sie seit langem suchte.

Eigentlich hatte sie es sich in ihrem Leben bequem gemacht.

Doch etwas fehlte.

Wie lange war sie mit ihrem Mann nicht mehr im Kino oder Theater gewesen. 

„ Noch einmal auf einem Vulkan tanzen“, ja tanzen, das wollte sie unbedingt wieder.

Ihr Mann las Zeitschriften statt Bücher und…. sprach so gut wie nie. 

Also worauf warten.

Raus aus der Eintönigkeit ihres Daseins.

Wie lange hatte sie das Meer nicht gesehen, einen Sonnenuntergang am Strand.

„ Geld spielt keine Rolle!“

Das war es doch.

Martha Koch träumte schon lange von einem Haus am Meer.

Raus aus der lauten Stadt.

Sich die frische Meeresbrise um die Nase wehen lassen.

Raus aus den stickigen Räumen ihrer Wohnung.

Zärtlich konnte Martha Koch sein, klug war sie auch.

Sie las und diskutierte gern.

Einmal wieder die Berührung eines Menschen spüren.

Ihre Hand in seiner Hand.

Gemeinsame Wege gehen.

Neue Wege beschreiten in eine unbekannte Welt.

Einmal Australien sehen.

Tanzen mit Aborigines.

Ihren Digeridoos lauschen.

Sie schrieb einen Brief an die Zeitung.

Die Chiffrenummer lautete 1008.

Einige Tage später kam die Antwort.

Sie verabredeten sich in einem kleine Cafe`.

Das Buch „ Zusammen ist man weniger allein“, sollte das Erkennungszeichen sein.

Als sie am Tag der Verabredung die Wohnung verließ, rief ihr Mann hinter ihr her:“ Wo willst Du schon wieder hin!“

Ohne ihm zu antworten ließ sie die Tür ins Schloss fallen.

Auf zu neuen Ufern.

Im Cafe` setzte sie sich an einen Fensterplatz, das Buch aufgeschlagen in den Händen. 

Auf der anderen Straßenseite hielt ein Taxi.

Ein Mann mit einem Buch in der Hand stieg aus.

Vor Schreck fiel ihr Buch auf die Kaffeetasse, deren Inhalt sich über das weiße Tischtuch ergoss.

Seit wann las er Bücher?

Martha Koch konnte nicht glauben, was sie da sah.

Bevor er die Straße überqueren konnte, verließ sie fluchtartig das Cafe`.

Wieder in ihrer Wohnung empfing sie diese fühlbare, fast greifbare, unerträgliche Stille.

Der Alltagstrott hatte sie wieder.

Sie schaute sich noch einmal die Annonce an.

Die Chiffrenummer, 1008, warum war ihr das nicht gleich aufgefallen.

Der Geburtstag und Geburtsmonat ihres Mannes. 

Der Langweiler war zum Hans Dampf in allen Gassen mutiert.

( © Monika Zelle   08. Oktober 2019 )

Land unter

Land unter

Wellen

Schlagen den Strand

Sturm kommt auf

Menschen auf der Hallig

Rüsten auf

Angsterfüllte Augen

Weite Pupillen

Tiere in Not

Die Warft gibt Brot

Knarrende Dielen

Auf dem Dachboden

Feuer lodert im Kamin

Menschen und Tiere verharren

Warten

Auf Land in Sicht

Leuchtturm im Licht

( © Monika Zelle  05.12.2010 )