Ich wollte doch…

Ich wollte doch…..

Ja, ich wollte doch, was wollte ich doch alles bei Eintritt in meinen Unruhestand.

Endlich mit dem Wohnmobil monatelang unterwegs sein.

Städtereisen.

Zu allererst nach St. Petersburg, dann Istanbul, Madrid, Barcelona, Lissabon,

Stockholm, Rom und  Weitere Städte sollten folgen.

London, in London war ich auch noch nicht, obwohl ich bei einer englischen Bank eine Lehre gemacht habe.

Aber Pustekuchen, nichts, aber auch gar nichts ist daraus geworden.

Es war aber abzusehen.

Seit der Wende und der Umstellung auf den Teuro ist mein Rentenanspruch jedes Jahr gesunken. Herr Kohl hat seinerzeit den Rentenstamm an die neuen Länder verschenkt.

Bei der Euroumstellung war das Geld plötzlich nur noch die Hälfte wert, und alles wurde um das Doppelte teurer. 

Aber Deutschland geht es gut….. Ich musste mir immer die Augen reiben, wenn ich die Mittelung von der BFA bekam….

Zugegeben, irgendwie habe ich es immer gewusst, dass mir am Ende nicht viel bleibt,

aber glauben wollte und konnte ich es nicht.

Zudem habe ich zeitlebens Teilzeit gearbeitet, damit meine Kinder nicht in den viel zu vollen Kitas mit viel zu wenig Personal versauern. Außerdem wollte ich meine Kinder selbst sozialisieren, und mit ihnen Zeit verbringen, wozu habe ich sonst Kinder?

Meine demente Mutter habe ich 10 Jahre gepflegt, damit sie nicht in einem der einfachen Pflegeheime dahinvegetieren muss. 

Als Dank gab es von der Pflegeversicherung 10 Euro Rente im Monat. Juhu…

Also aus der Traum mit Städte- und monatelangen Bullireisen.

Spazieren gehen, oder auf der Parkbank sitzen ist angesagt.

Die Politiker*Innen und die Vorstandsvorsitzenden in den Aufsichtsräten stopfen sich die Taschen voll, das Volk wird immer ärmer. 

Altersarmut ist das Stichwort. 

Die Schere zwischen Arm und Reich macht inzwischen Spagat.

So hätte ich mir das Leben im Alter niemals vorstellen können.

Die fortschreitende schleichende Inflation tut ihr Übriges.

Heute habe ich in der Monatsmitte kein Geld mehr für Lebensmittel.

Die Energiekosten fressen mich auf.

Vor dem Russlandangriff auf die Ukraine habe ich jedes Jahr so ca. 500 Euro Energiekosten erstattet bekommen. Plötzlich waren es 900 Euro, die ich nachbezahlen sollte.

Aber wie. Meine Miete betrug vor dem Angriff 590 Euro, jetzt zahle ich 810 Euro, eine Rate für die Heizungskosten plus Vorauszahlung für Heizung und Warmwasser.

Wo soll das noch hinführen. Ich weiß es nicht. 

Das Volk ist unzufrieden. Immer mehr Menschen wenden sich dem rechten Lager zu.

Ist ja kein Wunder. Die Menschen denken, mit der AFD und ihren unlauteren Versprechen wird alles besser.

Adolf Hitler hat den Menschen auch damals das Blaue vom Himmel versprochen.

Als er gewählt wurde, hat er sofort alle anderen demokratischen Parteien und die Gewerkschaften verboten.

Die Menschen damals hätten nur mal sein unsägliches Buch „ Mein Kampf“ lesen sollen,

dann hätten sie gewusst, was dieser Despot alles vorhat.

Und die Sozialdemokraten heute machen wieder den gleichen Fehler wie damals.

Sie zieren sich wie die Mücke vorm Schiss, mit den Linken zu koalieren.

Die Grünen genauso. Stattdessen koalieren sie mit Herrn Lindner, der ihnen wirklich jeden Stein in den Weg legt, den er finden kann, wenn es um Geld für Bedürftige geht.

Eine Umverteilung des Kapitals ist dringend erforderlich.

Oder die Reichensteuer.

Warum zahlen Staatsbedienstete nicht längst in die Rentenkassen ein, um den Rentenstamm zu stärken.

Da wird lieber rumgejammert, dass 2 junge Menschen für einen Rentner aufkommen müssen. Ja, die jungen Leute heutzutage tun mir leid.

Sie schließen Zusatzversicherungen für ihre spätere Rente ab, und am Ende kommt nichts dabei rum.

Wo soll das alles nur hinführen.

Jetzt bin ich mittlerweile 13 Jahre im Unruhestand, und habe noch nicht einmal das Einkommen, das ich zuletzt verdient habe. Und die schönsten Städte der Welt kann ich mir abschminken.

Das Beste zum Schluss.

Wenn mein lieber Bruder nicht einfach unser Grundstück in der Lüneburger Heide verscherbelt hätte, könnte ich wenigstens dort meine Sommer in meinem Heidehäuschen verbringen.

Wieder Pustekuchen…

Na ja, so gehe ich halt spazieren, oder setzte mich auf die Parkbank.

Das Einzige, was ich mir gönne, ist meine Schreibwerkstatt.

Hier kann ich lieben Schreiberlingen meine Geschichten vorjammern.

Ach ja, da war doch noch was….

Corona….

Corona hat mir dann sozusagen den Rest gegeben.

Mein Mann ist zudem während dieser einsamen Zeit schwer erkrankt, und verbringt seine kostbare Zeit zunehmend auf dem Sofa.

Das Schlimmste allerdings war für mich, dass ich meine Kinder und mein Enkelkind nicht mehr sehen durfte. Na ja, es gab ja Skype.

Ein Glück.

So konnten wir auch unsere Schreibwerkstatt weiter machen.

Hier noch ein Spruch von Philipp Simon aus den Mitternachtsspitzen.

„ Genießen Sie den Klimawandel“.

Kennt ihr nicht? Philipp Simon?

Er ist mein Held…..

Oder Christoph Sieber, auch von den Mitternachtsspitzen, der immer fordert:

„ Weitermachen, weitermachen“……

Ach, ich wollte doch…….

Zugegeben, ich kaufe teure Lebensmittel.

Du bist was Du isst!

Ach ja, und da sind ja noch meine Bücher, meine Rettungsanker.

Mein Vater sagte immer, Räume ohne Bücher haben keine Seele.

Weitermachen, weitermachen…..

( © Monika Zelle 26.06.2024)

Zwischen zwei Stühlen

Zwischen zwei Stühlen

Zwischen zwei Stühlen

Im Spiel mit meinen Gefühlen

Sie fahren mit mir Achterbahn

In meinem Liebeswahn

Ich muss mich entscheiden

Lügen vermeiden

Ich die ehrliche Haut

Meine Zukunft auf Sand gebaut?

Will niemanden hintergehn

Immer zu ihm stehn

Doch kann ich ihn noch lieben?

Sind meine Gefühle für ihn aufgerieben?

Will ich auf meine letzten Tage noch was erleben?

Mich mit Fantasien verweben?

Tanzen lieben lachen?

Verrückte Dinge machen?

Angst vor meiner eigenen Courage?

Ist alles nur Staffage?

Brauche ich nur ein wenig Mut?

Dann wird alles wieder gut?

Fragen über Fragen

Soll ich es wirklich wagen

Eine neue Liebe einzugehn?

Wäre das nicht wunderschön?

Ich sitze zwischen zwei Stühlen

Im Spiel mit meinen Gefühlen.

( © Monika Zelle 11.06.2024 )

Höhenflüge

Höhenflüge 1

Rasende Züge

Höher schneller weiter

Auf der Himmelsleiter

Geld regiert die Welt

Nur Handel und Wandel zählt

Der Mensch hat keinen Stellenwert

Nur von der Substanz er zehrt

Die Politik in ihrem Schneckenhaus

Sitzt die Probleme einfach aus

Die Rechte Gefahr kommt so zum Zug

Macht fast einen Höhenflug

Bei den Wahlen in Thüringen und Sachsen

Wie schnell soll die Partei noch wachsen

Ich denke an die Nazizeit

Sehe Verbrechen weit und breit

So fing auch 1933 alles an

Dann der Untergang mit Kind, Frau und Mann

Menschen-und Bücherverbrennungen weit und breit

In dieser angeblichen Höhenflugzeit

Hört nicht auf die rechten Parolen mit ihren Zwängen

Wehret den Anfängen……

( © Monika Zelle  03.09.2024 )

Heimlichkeiten

Heimlichkeiten

Die mich mein Leben lang begleiten

Mir oft Stress bereiten

Wenn ich mich in Widersprüche verstricke

Verliere meine Überblicke

Doch liebe ich auch meine Heimlichkeiten

Sie führen mich in unendliche Weiten

Meiner Fantasie

Missen möchte ich sie nie

Ich lebe mit ihnen in einer anderen oder meiner eigenen Welt

Was dann nur zählt ist am Ball bleiben

Sich nicht lassen vertreiben

Oder zur Wahrheit zwingen

Wird es mir auf ewig gelingen

Meine Heimlichkeiten zu schützen

Manchmal komme ich ganz schön ins Schwitzen

Wenn jemand mir kommt auf die Schliche

Aber ich Glückliche

Komme wieder in die Spur

Mit meiner Heimlichkeitentour

Heimlichkeiten kleine Fluchten

Von Bedrängten und Gesuchten

Oder sinds am Ende Lügen?

Um sich selbst und andere zu betrügen?

Vielleicht auch eine Schuld begleichen

Oder Verbotenes zu erreichen?

Heimlichkeiten um eine Flucht vorzubereiten

Um sein Leben in der Fremde zu bestreiten…

Heimlichkeiten haben wohl viele Facetten

Sich aus einer Not zu retten….

(© Monika Zelle 20.08.2024)

Mein Sehnsuchtsort

Mein Sehnsuchtsort

Immer wenn ich meinen Bücherschrank öffne, auf der Suche nach einem bestimmten Buch, segeln mir einige Ansichtskarten entgegen. 

Ich hebe eine auf, und betrachte sie eingehend. Ich weiß natürlich sofort wo sich dieses mittelalterliche Dorf im Süden Frankreichs befindet, und wie es heißt.

Saint Guilhem le Desert.

Ein verwunschener Ort des Gorges de L`Herault im Department Languedoc der Region Okzitanien, in den Cevennen. Ein Ort „ Plus beaux Villages de France…UNESCO Weltnaturerbe.

Ich entdeckte ihn, als ich nach einem erfrischenden Bad in dem glasklaren Wasser des L`Herault die Gegend erkundete.

Es war wie im Märchen, als ich durch die Gassen dieses Ortes lief.

An jeder Ecke ein kleiner Handwerksbetrieb, meistens Töpfereien, mit Menschen, schon ziemlich betagt, oft bärtig oder langhaarig, aber auch Jüngere, und natürlich Frauen, die geschäftig ihrer Arbeit nachgingen.  

Überall Gemüse oder Blumengärten, in denen fleißig geackert wurde.

Der Duft von Thymian, Majoran Basilikum und Myrte aus den Kräutergärten wehte mir entgegen. Lavendelbüsche und Mimosen entführten meine Sinne in die wunderbare Welt der Düfte.

An den Hängen Weinreben, die sich von der Schwere der Trauben zu Boden neigten.

Ich verliebte mich über beide Ohren.

Hier wollte ich meinen Lebensabend verbringen. 

Unbedingt. 

Autonom leben.

Mit einem Garten, wo ich mein Gemüse anbaue, und einer Ziege, die mir Milch gibt.

Als Selbstversorgerin sozusagen. 

Hier erstand ich auch die Ansichtskarte, die ich nun in meinen Händen halte.

Doch was ist aus diesem Vorhaben, oder besser gesagt, aus diesem Traum geworden.

Nichts. 

Wie eine Seifenblase zerplatzt.

Nun bin ich alt. 

Ängste quälen mich. 

Was ist, wenn ich dort krank werde. Wer wird mich pflegen. Werde ich Freunde finden. 

Lerne ich die Sprache noch auf meine alten Tage.

Obwohl.

Mein Sohn hat seit einiger Zeit eine neue Freundin. 

Anaïs. 

Sie ist Französin. 

Ich habe sie sofort in mein Herz geschlossen. 

Sie ist eine große Bereicherung in meinem Leben. 

Zugänglich, empathisch und sehr sehr lieb. 

Es gibt wenige Menschen, von denen ich soviel Zuneigung erfahre. 

Und….

Ich lerne Französisch. Mit Duolingo.

Damit ich mich in ihrer großen Familie verständigen kann, wenn ich sie an Weihnachten besuche.

Immer noch quält mich die Sehnsucht nach Saint Guilhem les Desert.

Das hört niemals auf.

Werde ich dieses Dorf irgendwann noch einmal wiedersehen?

Oder es wagen, tatsächlich dorthin zu ziehen?

Jetzt stehen die Chancen gut.

Mein Sehnsuchtsort.

Ich komme…..

( © Monika Zelle 09.08.2024 )

Katinka

Katinka

Ich werde ewig leben, mit meinem dicken Panzer, in den ich mich zurückziehen kann, wenn Gefahr mir droht. Nicht so sensibel wie als Erdenmensch.

Immer traurig. Immer ängstlich.

Zärtliche Hände setzen mich in lauwarmes Wasser, damit ich mein Geschäft machen kann.

Es gibt mein Lieblingsessen.

Pflaumen und Weintrauben.

Meistens gibt’s Salat.

Endlich Veganerin.

Ich bin selig in meinem Einsiedlerleben.

Was ist das?

Jemand setzt mich in einen Korb.

Mit ein paar Salatblättern.

Plötzlich bin ich in einem Auto. Ein Mann sitzt am Steuer. Eine Frau neben ihm.

Ist es die Frau mit den zärtlichen Händen?

Manchmal stuppst sie mich mit einem Schuh an.

Ich fühle mich bedroht und fauche…

Was passiert jetzt?

Will man mich aussetzen?

Nach einer Ewigkeit stellt der Mann den Motor ab, und steigt aus.

Die Frau nimmt den Korb.

Ich rieche Wald und Heide, wo bin ich?

Der Mann hat einen Spaten. Will er mich erschlagen? Vielleicht Zerhacken?

Das ist bestimmt nicht einfach.

Nein. Jetzt sticht er eine kleine Fläche ab. Baut ein Drahtgeflecht drumherum.

Ist das für mich?

Die zärtlichen Hände setzen mich auf weiches Moos und Torf.

Ach ist das schön, und die frische Luft!

Die Sonne scheint warm auf meinen Panzer. 

Herrlich.

Jetzt gehen die beiden ins Haus. Emsig laufen sie hin und her.

Schleppen Decken und Kissen heraus.

Ich wühle mich ins Erdreich.

So, wie ich es im Winter mache, wenn ich Winterschlaf halte.

Den ganzen Winter schlafen. Wie herrlich. Niemand stört.

Nur manchmal kommt eine Gießkanne, und befeuchtet den Torf.

Was ist das?

Kein Drahtgeflecht mehr.

Ich wühle weiter.

Komme nach oben.

Setze mich langsam in Bewegung.

Ich kann laufen. Unendlich laufen. 

Wo führt mein Weg mich hin.

Eine Bickbeere fällt auf meine Nase.

Sie schmeckt noch besser als Pflaumen und Weintrauben.

Mein Weg in die Wärme ist weit.

Doch ich werde es schaffen.

Langsam aber sicher.

Bin ich frei?

Ja, ich bin frei.

(© Monika ( Zelle 23.04.2024)

Nastrovje

Nastrovje

Das Wetter auf der Krim ist zur Zeit noch sonnig und warm.

Aber am Horizont ziehen dunkle Wolken auf.

Später wird es regnen.

Das Wochenendhaus liegt hoch am Hang, umgeben von Zypressen.

Gerhard sitzt vor dem Haus auf einer Bank, wie immer, bei einem Glas Rotwein.

Er wartet.

Eigentlich sollte Wladimir schon längst da sein.

Schafft der den Aufstieg wieder nicht, weil er zu viel Wodka intus hat?

Ach, da ist er ja schon.

Die Freunde begrüßen sich mit einer herzlichen Umarmung.

„ Wladimir, schön dass du da bist!“

„ Ja, ich freue mich auch Gerhard, aber ich kann nicht so lange bleiben, sonst verliere ich den Überblick über meine Truppen in der Ukraine.“

„ Ja, darüber wollte ich mit dir sprechen Wladi. Schau mal, Du bist doch ein kluges Kerlchen, warum setzt Du Dich nicht wieder zu diplomatischen Gesprächen mit Olaf und Emmanuell an einen Tisch.

„ Warum sollte ich Gerhard, hast Du nicht mitbekommen, dass Boris jetzt Soldaten ins Baltikum geschickt hat? Was soll ich machen, die Natomitglieder provozieren mich, wo sie nur können.“

„ Wladimir, der Klügere gibt nach. Es geht doch auch um unsere Gaslieferungen nach Europa.

Wir beide verlieren Milliarden!“

„Ich habe da einen Vorschlag Wladi.“

Was hältst Du davon, wenn wir die Krim teilen. Du behältst Deinen Zugang zum schwarzen Meer, und damit zu Europa, und die Ukraine auch.

„ Nein, auf gar keinen Fall. Ich will alles. Ich will die Länder, die einmal zu Russland gehörten alle zurück, einschließlich Polen.

„ Wladimir, das ist Wahnsinn, das wirst Du nie schaffen, dieser Krieg wird eine unendliche Geschichte, und endet im Desaster. Komm, wir trinken erstmal einen Vodka.

Gerhard stellt die Flasche auf den Tisch, und schenkt ein.

„ Nastrovje mein Freund!“

„ Nastrovje Gerhard.“

So Yeon  kommt später noch vorbei, und bringt uns ein Süppchen.

„ Oh, das freut mich Gerhard, dann lerne ich endlich Deine schöne junge Frau kennen!“

Sie trinken weiter.

So Yeon kommt den steilen Hang hoch. Sie trägt einen schweren Rucksack auf ihrem Rücken.

„ Da bist Du ja endlich mein Schatz, wir sind hungrig wie ein Bär!“

Wladimir umarmt So Yeon, und merkt es sofort. Da springt ein Funke über.

Zum Süppchen gibt es reichlich Rotwein. Danach wieder Vodka…

„ Ich mache jetzt mein Mittagsschläfchen mein Schatz.“

„ Ja, Gerhard ruhe Dich nur gut aus, und schlaf schön.“

Wladimirs und So Yeons Blicke treffen sich.

Nach zwei Stunden hat Gerhard seinen Mittagsschlaf beendet.

„ Gerhard, ich habe mir Deinen Vorschlag durch den Kopf gehen lassen. Morgen telefoniere ich mit Olaf und Emmanuell. Bedingung ist aber,  dass sie sofort die Soldaten aus dem Baltikum zurückziehen. 

„ Well done Wladimir, dafür sorge ich!“

Gerhard lehnt sich auf seiner Bank zurück, und steckt sich eine Brasil an.

( © Monika Zelle 10.04.2024 )

Einkaufen ist nichts für Feiglinge

Einkaufen ist nichts für Feiglinge

Ich kaufe Bio. Nur Bio.

Und es ist nicht egal wo.

Niemals bei Lidl oder Aldi & Co.

Niemals.

Ich könnte da zwar auch Bio kaufen. Aber nur 4. Wahl.

Ich kaufe Demeter Lebensmittel.

Nur Demeter.

Nachhaltig. Regional. Saisonal.

Allein die musikalische Untermalung in den Supermärkten.

Verrückt. 

Warum denken Aldi, Lidl & Co eigentlich, dass man die Musik dort mag?

Unerhört…

Fremdbestimmt….

In meinem Biosupermarkt gibt’s keine Musik. Und der Laden ist leer.

Oder sagen wir mal fast leer. Kein Gedränge an der Kasse.

Wunderbar beruhigend.

Dann die Ware. Erste Wahl und immer frisch.

Ich bin glücklich.

Freunde? Fehlanzeige.

Reisen? Passe`.

Kaninchen und Grasfresserin nennt man mich.

Zugegeben.

Bio kaufen ist teuer.

Kann sich nicht jede*jeder leisten.

Aber wenn man sieht, was manche Leute bei Aldi, Lidl & Co so alles in den Einkaufswagen laden, da wird einem übel. Ich kaufe nur, was ich unbedingt brauche. Nicht mehr und nicht  weniger.

Basta!!!

Und wenn man dann auch noch den Vergleich anstellt, Biomöhren von Aldi oder von Demeter, da schmeckt man aber den Unterschied.

Hinzu kommt die Ausbeutung der Belegschaft. Alles Billiglohnempfänger. Arbeiten nicht einmal für ein Ei und Butterbrot, geschweige denn für einen Mindestlohn.

Sklaventreiberei nennt man sowas.

Supermärkte bestimmen die Preise der Erzeuger, und deren Erntehelfer*Helferinnen.

Auch alles Sklaven. Niedriglohnempfänger.

Ihre Unterkünfte aus Pappe und Plastikplanen, von Hygiene ganz zu schweigen.

Und dann verschulden sie sich noch, damit sie in hier überhaupt arbeiten dürfen.

Ihre Arbeitgeber, die Bauern können von ihren Erzeugnissen, sprich ihrer Ernte nicht mehr leben. Erst hat man sie dazu getrieben Massen zu produzieren, sich hoch zu verschulden, und dann lässt man sie mit dem ganzen Schlamassel im Stich. Aldi, Lidl&Co können ihre Waren doch nur so billig verkaufen, weil sie den Bauern und ihren Beschäftigten nur einen Hungerlohn zahlen. Die Bauern pflügen teilweise ihre Erdbeeren unter, und bauen dafür Mais an, weil die Ernte ertragreicher ist. 

Armes Deutschland!! 

Habe ich alles im Fernsehen gesehen. Aber weiß man ja auch, wenn man mit offenen Augen und Ohren durch die Welt geht. Und diese Tragödie spielt sich in allen europäischen Ländern ab.

Und dann sind da noch die LKW-Fahrer*Innen, die die Waren zu den Ausbeutern*Innen fahren. Auch alles Leiharbeiter*Innen. Niedriglohnempfänger, die manchmal mehr als 24 Stunden ununterbrochen auf dem Bock sitzen. Der LKW ist ihre Wohnung.

Und nein ich kaufe bei den Ausbeutern nicht.

Und ja, ich bin lieber eine Körnerfresserin. 

Man gönnt sich ja sonst nichts!

Man ist was man isst, sagt ein Sprichwort.

Und… Weniger ist eben Mehr….

Und by the way, auf die Luftbrötchen der Lieferkettenbäckereien kann man auch verzichten.

Ich kaufe Bio bei Demeter und damit Basta!!!!

( © Monika Zelle 04. April 2024 )

Schwimmen

Schwimmen.

Jeden Tag.

Nach der Arbeit.

Zuerst fährt sie mit dem Bus.

Dann mit der Hochbahn bis Kellinghusenstraße.

Umziehen.

Duschen.

Eiskalt.

Das kühle Nass.

Streichelt ihre Haut.

Sie schaut in die Wolken.

Denkt an ihren Papa.

Schwimmt, schwimmt, schwimmt.

Sich frei frei frei.

Frei sein.

Von düsteren Gedanken.

Sie hält inne.

Am Beckenrand.

Was ist das.

Plötzlich sieht sie ihren Papa.

Am Beckenrand.

Gegenüber.

Er winkt.

Sie schwimmen aufeinander zu.

Kommen sich näher.

Und näher.

Doch dann.

Nur noch ein Schatten.

Und.

Aus.

Sie taucht.

Tief.

Nichts.

Im Wellenbad.

Wellen tragen sie.

Hinauf.

Hinab.

Da!

Papa.

Er lacht.

Winkt.

Wellen tragen ihn.

Zu ihr hin.

Zum Greifen nah.

Doch dann.

Nichts.

Wieder taucht sie ab.

Sieht nur noch einen Schatten.

Papa!

( © Monika Zelle 13.03.2024 )

Das Haus in der Heide

Das Haus in der Heide

„ Willst du mal den Hamburger Michel sehn?“, fragte meine Bruder, und hob mich an meinen Jadekissen mit beiden Händen hoch. Es tat weh, ich dachte, er renkt mir den Hals aus.

Zusammen mit Kalle Schnoor kajolte er mit seinem Moped durch die Straßen von Barmbek.

Einmal durfte ich auf seinem Motorrad mit ihm um den Block fahren. 

In einer Sylvesternacht wurde mein Bruder mit eine Alkoholvergiftung nach Hause gebracht.

Ich war vier Jahre alt, und bangte die ganze Nacht um ihn. 

Mein Bruder, ein Kriegskind, geboren 1935. Bombennächte bestimmten seine Kindheit.

Er schwängerte Erika.

Aus der Traum vom Aufstieg des Autoschlossers zum Autoverkäufer bei Opel Lausse.

Sie zogen bei uns ein.

Die Wochenenden verbrachten meine Eltern und ich auf dem Land meiner Tante Gertrud in der Heide.

Mein Bruder bekam das Land geschenkt. 

Meine Eltern kauften das Land von Onkel Werner.

Mein Bruder wohnte inzwischen mit seiner Familie in der Göhrde.

Eines Tages fuhr er in der Heide mit einem Porsche vor. Wie stolz war ich, mit meinem Bruder eine Spritztour durch den Hamburger Hafen machen zu dürfen. 

Manchmal kam er in Barmbek mit seinem Milchlaster vorbei.

200 g Krabben holte ich bei Fische Loop, und bekam keine einzige davon ab. 

Wir hegten und pflegten sein Land.

Er kam nur auf Stippvisite.

Wenn mein Bruder mit seinem Milchlaster über den Trelder Berg fuhr, wanderten wir schnell hin, um ihn zu treffen, um ihm von unserer Mutter belegte Brötchen zu bringen.

Die Jahre vergingen.

Inzwischen verbrachte ich mit meiner Familie die Wochenenden auf dem Heideland in unserem Heidehaus.

Dann baute mein Bruder für sich und seine Familie ein eigenes kleines Heidehaus auf das Grundstück.

Wir weinten vor Freude.

Die Hoffnung, ihn nun öfter auf seinem Land zu sehen, war groß. 

1972 starb unser Vater. Wie oft hatte er meinen Bruder ermahnt, was das Heidegrundstück betraf:“ Denke an Deine Schwester!“

Wie oft habe ich mit meinem Bruder darüber gesprochen, mir Land zu überschreiben, oder doch meinen Niesbrauch, von ihm handschriftlich verfasst, im Grundbuch zu verankern.

Als wir einmal am Telefon darüber sprachen, sagte er nur:“ Da kannst Du Dir eigentlich nur den Arsch mit abwischen!“ 

Telefonierten wir sonst oft und lange, hatte wir dieselben politischen Ansichten.

Er erzählte mir von dem Belagerungszustand durch die Atommülltransporte nach Gorleben, direkt an seinem Grundstück vorbei, das an der betroffenen Bahnlinie lag. Hubschrauber Tag und Nacht. Das ist wie im Krieg, sagte er immer….

Als unsere Mutter ein Pflegefall wurde, betreute ich sie in Hamburg.

Mein Bruder und seine Frau kamen nur zu ihrem Geburtstag und zum Muttertag zu Besuch.

Sie beschwerten sich dann, dass die Wohnung unserer Mutter nicht sauber genug wäre, und das Grab unseres Vaters verwildert sei.

Dann starb unsere Mutter. 

Mein Mann und ich verbrachten wieder mehr Zeit auf dem Heideland, waren aber auch unterwegs mit unserem Bulli in der Weltgeschichte, was meinem Bruder missfiel.  Als unser Sohn mit seiner Freundin ein Wochenende in unserem Heidehaus verbrachte, rief er uns an und sagte, da wären Einbrecher in unserem und seinem Haus….

So mit der Zeit vergraulte man uns von dem Land. Eines Tages räumten wir mit unseren Kindern und Schwiegerkindern das Heidehaus aus, und somit das Feld. 

Als wir später einmal im Cafe Schafstall im Büsenbachtal zum Mittagessen waren, unternahmen mein Mann und ich eine kleine Wanderung zu dem Heideland. Die Gartenpforte war mit Ketten und Schlössern gesichert. Auf dem Schild an der einen Pforte stand der Name „ Speck“. Auf der anderen Pforte noch mein Mädchenname „ Klein“. Fassungslos standen wir da…. Ein Anwalt wurde konsultiert. Mein Niesbrauch war ja nicht im Grundbuch eingetragen…..

Mein Bruder hatte das Land, und unser Heidehaus einfach verkauft, ohne uns davon in Kenntnis zu setzen.

Als ich ihn in einem Brief um eine Erklärung bat, ließ er mir durch seinen Rechtsanwalt verbieten, ihm zu schreiben. 

Ich habe meinen Bruder nie wieder gesehen. Ich weiß nicht mal, ob er noch lebt. Er wäre jetzt 88 Jahre alt……..

Ganz selten verirren wir uns noch mal zum Land. Meine Sehnsucht ist einfach zu groß.

Die Natur hat es sich zurückgeholt.  

( © Monika Zelle 06.03.2024 )