Haikus Corona zweite Welle

Haikus die zweite Welle  03/11

Es geht wieder los

Haikus bis zum Abwinken

Da kommt ihr schon durch

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Auf meinem Balkon

Zitronengelbe Astern

Purer Augenschmaus

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Vom Sturm getrieben

Wolken sausen schnell vorbei

Als gäbe es kein Morgen

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Der Wind pfeift ums Eck

Peitscht die Bäume hin und her

Noch trotzen sie ihm

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Vögel fliegen hoch

Sie kennen keine Grenzen

Wär ich ein Vöglein

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Sie wärmen die Haut

Die letzten Sonnenstrahlen

Vor der dunklen Zeit

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Erhellen mein Antlitz

Meine dunklen Gedanken

Das ewige Licht

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Was sagen sie mir

Der Herr sprach es werde Licht?

Fand er den Schalter?

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Des Lebens Sinn wo?

Die Bibel ein Märchenbuch?

Wo finde ich ihn?

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Warten auf das Licht

Am Ende des Tunnels

Ist es ein Gefühl?

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Wir wissen es nicht

Die Frage aller Fragen

Was sehen wir dann?

+

Den Garten Eden?

Das Paradies auf Erden?

Du hast es in Dir

( © Monika Zelle  03.11.2020 )

Corona zweite Welle

Haikus Corona die zweite Welle

Die zweite Welle

Wo sind die Wellenbrecher?

+

Sie flutet das Land

Corona is back

Die Zahlen explodieren

+

Verzweiflung geht um

Was für eine Welt

Ten people two families

+

Einsamkeit kehrt ein

Schreibwerkstatt ade

Gerade angefangen

Die Freude war groß

+

Kinder treffen sich

Die Schulen sind noch offen

Many families

+

Restaurants schließen

Erst mal vier Wochen am Stück

Wie geht es weiter?

+

Dom findet nicht statt

Die Schausteller am Limit

Kommt die Inflation?

+

Ein halber Lock Down

Von Frau Merkel beschworen

Weihnachten wird gut?

+

Genug zu Essen

Wir haben hier keinen Krieg

Und ein warmes Bett

+

Die Waffen schweigen?

Waffenschmieden stehen still?

Die Hoffnung stirbt nie

+

Ein moderner Krieg?

Von Viren überflutet

Auf der ganzen Welt

( © Monika Zelle 02.11.2020 )

Meine Birke

Zum ersten Mal begegnete ich Dir auf meiner täglichen Walkingstrecke in den Wallanlagen, sah Deinen schlanken, schneeweißen Stamm.

Es war Liebe auf den ersten Blick.

Ich spürte das Verlangen, auf Deinen starken Armen hinaufzuklettern, um in Deiner Krone die zierlichen Blätter an den Ästen zu berühren, aber ich wollte Dich nicht mit dem Gewicht meiner schweren Gedanken belasten.

Nun…..da bist Du ja wieder, meine Schöne.

Gedankenverloren lehne ich mich an ihren Stamm, schaue hinauf durch ihre Äste, die sich leicht im Wind wiegen.

Heute höre ich das Rascheln der kleinen Blätter, es ist still in der Stadt, so still wie noch nie.  

Wie ausgestorben. 

Noch ist er grün, Dein Kopfschmuck, aber bald wird er sich gelb und braun verfärben, Deine Äste verlassen, auf den Boden säuseln, und achtlos von den Fußgängern unter ihren Füßen begraben.

Ich lehne mich mit meinem Rücken an Deinen sonnenbeschienenen Stamm, und spüre die Wärme in mir. 

„ Was sagst Du? Ich bin lange nicht da gewesen?“

„ Ja, das stimmt, ich traue mich manchmal nicht, einen längeren Spaziergang zu machen, aus Angst, ich könnte mich mit Corona anstecken!“

„ Du weißt nicht was das ist, meine Schöne?“ 

Das ist eine Pandemie, an der ich sterben könnte. Das Virus Covid 19 ist aus Wuhan in die Welt gestreut worden, wie Deine Blätter, die vom Sturm manchmal weit hinaus getragen werden, oder Deine Samen, die sich verbreiten, so dass wieder kleine Birkenkinder entstehen, mit dem Unterschied, dass aus dem Virus kein Leben entsteht, sondern er mörderisch sein kann.

„ Ich soll nicht sterben? 

So wie die Frauen und Männer auf den Gedenktafeln gegenüber, die im Nationalsozialismus auf dem Innenhof des Untersuchungsgefängnisses als Widerstandskämpfer und Kämpferinnen geköpft wurden? 

Ich schaue hinüber. 

Es hat sich etwas verändert.

Eine kleine Vase wurde an der Mauer unter den Gedenktafeln angebracht. Es sind aber gar keine Blumen darin.

„ Nein, keine Sorge, meine Schöne, ich werde mich schon nicht anstecken!“

Ich trage immer brav meine Maske. Sei froh, dass Du so etwas nicht tragen musst, Du würdest oft keine Luft zum Atmen haben.

Ich werde zwar nicht so alt werden wie Du, aber ein bisschen wirst Du meine Anwesenheit noch aushalten müssen auf dieser Erde.

Ich drehe mich um, und schlinge meine Arme um den weißen Stamm.

Ob sie wohl zugeschaut hat, als die Greueltaten in diesem Hof passierten, oder waren die Mauern noch höher, als sie eine zarte junge Birke war? 

Ja, Mauern müssen sein, damit niemand sieht, was hinter ihnen passiert, so wie die Mauern in den Köpfen der Menschen, die hier achtlos vorüber gehen.

Bäume können ja nicht sprechen.

Oder doch? 

Meine Birke kann sprechen.

Sie flüstert mir zu, ich solle sie nicht wieder so lange alleine lassen.

Sie bräuchte meine Wärme und Nähe, sonst fühle sie sich so einsam.

Ich drücke sie noch einmal ganz fest an mich, und verspreche, ganz bald wieder zu kommen, und Blumen für die Vase bringe ich auch mit.

Ich löse meine Arme von ihrem warmen Stamm, schaue noch einmal auf die Gedenktafeln,  falte meine Hände, und bete zum lieben Gott, dass solche Widerwärtigkeiten wie im Dritten Reich nie wieder passieren sollen, nehme kurz meine Maske ab, senke mein Haupt, hebe es wieder gen Himmel. 

Bestimmt schaut mein Vater jetzt von Wolke 7 herunter, und schüttelt mit dem Kopf. Wir glauben nämlich eigentlich nicht an Gott.

Ich winke meiner Schönen noch einmal zu. Ihre Äste winken zurück.

Zu Hause höre ich in den Nachrichten, dass ein junger Mann einen jüdischen Studenten vor einer Synagoge in Hamburg mit einem Spaten niedergeschlagen hat.

Wehret den Anfängen.

(  © Monika Zelle  06.10.2020 )

 Die Birke

Eines Dichters Traumgerank

Mag sich feiner nicht verzweigen

Leichter nicht dem Winde neigen

Edler nicht ins Blaue steigen

Zärtlich, jung und überschlank

Lässest du die lichten, langen

Zweige mit verhaltnem Bangen

Jedem Hauche regbar hangen

Also wiegend leis und schwank

Willst du mir mit deinen feinen

Schauern einer zärtlich reinen

Jugendliebe Gleichnis scheinen.

( Hermann Hesse) 

Altersvorsorge

Altersvorsorge

Viele junge Menschen dachten zu meiner Zeit bestimmt nicht über die Altversvorsorge nach.

Nicht so bei uns in der Familie.

Mein Vater war in seinem Leben an keinem Tag arbeitslos.

Als Hitler an die Macht kam, war er kein Soldat, sondern hatte sogar drei Jobs.

Ich bin von meinem Vater so erzogen worden, dass eine Frau für sich selbst sorgen können muss.

Sich nur nicht von einem Mann abhängig machen.

Also eine gute Schulausbildung und Lehre.

Ganz hat das nicht geklappt, weil ich in der Zeit meiner Ehe mit Kindern und einer pflegebedürftigen Mutter nur teilzeitbeschäftigt sein konnte.

Wenn Herr Kohl nicht unseren Rentenstamm an die Menschen in der ehemaligen DDR gegeben hätte, wäre ich heute dennoch in der Lage, mich gut selbst zu versorgen.

Dann kam irgendwann der Euro. Er hat noch einmal ein Loch in die Portemonnaies der ärmeren Gesellschaftsschicht gerissen.

Demzufolge gibt es keinen Mittelstand mehr.

Na ja, das nur so nebenbei.

Nachdem meine Mutter gestorben war, bekam ich eine schwere Schulterarthrose.

Eine OP stand an.

Danach eine REHA.

Dann Sport. 

Jeden Tag schwimmen.

Als ich so Mitte 50 war, habe ich schon darüber nachgedacht, was ich wohl im Ruhestand so alles machen würde.

Ich nahm an einem Kurs „ Vorbereitung auf den Ruhestand“ teil.

Die Kursleiterin Frau Samson war bei der Seniorenbildung beschäftigt.

Sie machte uns Kursteilnehmer auf viele Veranstaltungen aufmerksam.

Bei einer Lesung auf der „Altonale“ im Museum, saß ich zufällig neben Leni Klein,

die mit ihrer Schreibwerkstattgruppe, geleitet von Oliver Platz dort war.

Die Teilnehmerinnen lasen Geschichten vor. Kurzgeschichten.

Leni fragte mich, ob ich nicht auch Lust hätte, dort Geschichten zu schreiben.

Und ob ich Lust hatte.

Schon immer war ich dem Schreiben sehr verbunden.

Von nun an ging ich jeden Montag von 16 – 18.30h  in die Schreibwerksatt von Herrn Platz. 

Zusätzlich nahm ich an Sprachkursen teil. Meistens Englisch.

Bei Frau Fierlings, einer Studienrätin im Ruhestand, hat das großen Spaß gemacht.

Schwimmen ebenfalls nach wie vor jeden Tag.

Bewegung ist alles, hat schon mein Vater gesagt.

Als ich in den Unruhestand versetzt wurde, besuchte ich zusätzlich zwei Mal in der Woche ein Fitnesscentrum.

Und dann kam Corona.

Nach circa 20 Jahren Schreibwerkstatt stellte sich die Frage, wie weitermachen.

Die Schreibgruppe machte weiter.

Jeden Montag gegen 17 Uhr vernetzen wir uns jetzt über Skype oder Telefon.

Das wöchentliche Schreibthema sammeln wir in einem Pool.

Sogar die 6-Minuten-Geschichte schreiben wir weiterhin.

Das Fitnessstudio habe ich gekündigt.

Zum Schwimmen kann ich auch nicht mehr, mache Gymnastik via Television.

Aber es gibt eine große Freude.

Die Schreibwerkstatt mit Herrn Platz soll wieder aufleben.

Im Mekan, einer Bildungsstätte der AWO in Altona.

In größeren Räumen, wo wir mit Abstand und Maske arbeiten können.

Morgen schauen wir uns mit Herrn Platz die Räume an.

( © Monika Zelle 15.09.2020 )

6-Minutentext Schreibwerkstatt

Himmel

Sternengewimmel

Zum ersten Mal in der Stadt

Was Corona nicht alles zu bieten hat

Saubere Luft

Leere Straßen

Und Gassen

Ruhe 

Wie auf dem Land

Das ist unbekannt

Im Stadtgewimmel

Ein klarer Sternenhimmel

( © Monika Zelle  03.08.2020 )

Haikus vom 10.07.2020 Corona

Haikus 10 vom 10. Juli 2020 Corona

Welt ohne Geld

Es muss abgeschafft werden

Man kriegt was man braucht

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Glückliches Leben

Kein Geld regiert die Welt

Alle Menschen sind froh

+

Das Leben gratis

Gutes Leben für Alle

Alles wär umsonst

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Was hat er geraucht

Unser Innensenator

Hafencityhipe

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Der Mund-Nasen-Schutz

Soll er abgeschafft werden?

Es ist viel zu früh

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Es macht keinen Sinn

Menschen sind unvernünftig

Kein Abstandhalten

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Die Zahlen steigen

Infizierte jeden Tag

Covit Neunzehn lebt

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Ende der Haikus

Es ist schon alles gesagt

Corona hält an

( © Monika Zelle 10.07.2020 )

Haikus vom 09.07.2020

Haikus 9 vom 09. Juli 2020 Corona

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Sehnsuchtsmelodie

Die Reise führt nach Innen

Flötenspielerei

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Trommelgeräusche

Musik rettet mein Leben

Tanzbewegungen

+

Island von oben

Bergfrau sprengt die Strommasten

Filmerlebnisse

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Einsamkeit vom Meer

Die Einsamkeit der Berge

Suche nach dem Glück

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Was ist Glück wirklich?

Wir die ewig Suchenden

Geld Macht und Reichtum?

+

Geld oder Liebe

Alles hat so seinen Preis

Unabhängigkeit

( © Monika Zelle 09.07.2020 )

Haikus vom 08.07.2020 Corona

Haikus 8 vom 08.07.2020 Corona

Einschulung von Lea

Großeltern sind nicht dabei

Nur mit den Eltern

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Mein altes Leben

Neuorientierungen

Es kommt nicht wieder

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Fragen dieser Zeit

An Covit Neunzehn Virus

Antwortfindungen

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Einsam und allein

Die vergessenen Alten

Wolkenkuckucksheim

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Trauen sich nicht raus

Vereinsamen mehr und mehr

Im Elfenbeinturm

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Kinder weit entfernt

Nur mit Auto erreichbar

Öffies sind passee`

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Heilige Hallen

So sitzen sie alleine

Mit ihrem Träumen

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Partygelage

Euphorie in der Schanze

Spaßgesellschaften

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Alkoholismus

Corona ist nicht vorbei

Wahnvorstellungen

( © Monika Zelle 08.07.2020 )

Haikus vom 07.07.2020 Corona

Haikus 7 vom 07.07.2020 Corona

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Mehrwertsteuersatz

Jetzt um drei Prozent gesenkt

Es ist eine Farce

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Alles wird teurer

Von der Butter bis zum Brot

Teuerungsrate

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Fernstraßenverkehr

Die Laster rollen wieder

Schwerlasttransporte

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Warenlieferung

Pontius bis Pilatus

Nachhaltigkeiten?

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Hofladengeschäft

Regionales Essen

Bio nachgefragt

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So viele Kranke

Die Kuh ist noch nicht vom Eis

Trumplockerungen

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Rauskatapultiert

Aus dem normalen Leben

Freudloses Dasein

( © Monika Zelle  07.07.2020 )

Haikus vom 06.07.2020 Corona

Haikus 6 vom 06. Juli 2020 Corona

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Sie sind wieder da

Kreuzfahrtschiffe im Hafen

Feinstaub trifft Mensch

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Nur die Kohle zählt

Menschenleben sind egal

Geld regiert die Welt

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Welt hat Geld wie Dreck

Umverteilung ist nötig

Leidensdruck nehmen

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Erfindungsreichtum

Die Mönche sind`s gewesen

Erfanden das Geld

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In ihrem Kloster

Einsamkeit machte sie stark

Bei Wasser und Brot

( © Monika Zelle  06.07.2020 )