10 Euro ohne

10 Euro, ohne.

„ Hallo, schöner Mann,  haucht sie, komm zu mir, ich bin die Beste, die Schönste, habe noch keine Kinder geboren, schau mich an.

Langsam geht Mario auf sie zu, umkreist sie, bleibt vor ihr stehen.

Sie sieht wirklich wunderschön aus, in ihrem enganliegenden roten Kleid, und den roten Stilettos.

Wieviel?“, fragt er sie.

„10 Euro ohne.“

„Wie alt bist Du?“

„ Spielt doch keine Rolle, Du wirst es nicht bereuen.“

Zweifelnd schaut er sich nach allen Seiten um .

„ Komm mit!“

Schnellen Schrittes läuft Mario die Straße entlang. 

Auf ihren hochhackigen Schuhen rennt Mona hinter ihm her.

Hat Mühe ihm zu folgen.

Plötzlich bleibt er stehen, legt einen Arm um ihre Schultern, drängt sie in einen Eingang.

Hotel zum roten Handschuh, liest sie nur noch.

Dann geht alles sehr schnell.

Langsam zieht Mona sich wieder an. 

Komm mal zu mir, setz Dich!, sagt Mario

Du bist die Beste, Die Schönste, hast Du wirklich keine Kinder? 

Könntest für mich arbeiten, nur für mich?

Mona schaut ihn mit großen Augen an.

Ich habe eine kleine Schneiderei, kannst Du nähen?“

„ Ein bisschen, so das Übliche.“ 

Komm morgen in die Kurze Straße 7, um Acht Uhr.

Schneiderei Nadelöhr.

Wie ist der Stundenlohn? 

„ Ho Ho Ho, kaum reicht man Dir den kleinen Finger, schon nimmst Du die ganze Hand, was!“ Wirst schon sehen!

Am nächsten Morgen betritt Mona das Nähstübchen.

Eine kleine grauhaarige Frau blickt von der Nähmaschine auf, mustert sie und sagt:

„ Ziehen Sie sich erst Mal was Anständiges an, und reicht ihr einen grauen Kittel.

Mona lernt schnell.

Die Kundschaft, überwiegend männlich.

Mario kommt nur vorbei, um sie für eine Weile zu entführen.

Bald kann er ein großes Geschäft in der Angererstraße eröffnen.

Die Grauhaarige arbeitet nicht mehr in der Nähstube.

Eines Tages stellt Mario Mona seine junge Frau vor.

Eine Einladung zur Hochzeit folgt.

Mona verschwindet auf Nimmerwiedersehen.

Nach vielen Jahren trifft er sie im Kaufhaus Schmidt.

Neben ihr ein unscheinbarer Mann, kleiner als Mona.

Das Kind in der Karre quengelt.

Sie trägt einen Ehering.

Ihre Kleidung ist einfach und billig.

Sie hat Ränder unter den Augen.

Schnell entzieht sie ihm ihre kleine spröde Hand.

( © Monika Zelle  10.03.2020 )

Corona

Corona  22. März 2020 

Die Welt steht still

Nur die Vögel wiegen sich im Wind

Haben wir den Overkill?

Ach wäre ich doch noch ein Kind

Totenstille in der Stadt

Nur wer noch etwas zu besorgen hat

Läuft geschäftig durch die Straßen

Was kann er noch verpassen?

Auch Spaziergänge sind noch erlaubt

Doch wer glaubt

Er kann sich noch versammeln

Könnte ganz schnell im Grab vergammeln

Gestern hab ich Linda dem Kind der Nachbarn 

Vom Fenster eine Kusshand zugeworfen

Am liebsten hätte ich sie geknuddelt

Doch das hab ich ganz schnell verworfen

Mit Lea Zuckerschnute spiele ich

Am Telefon Badewannenspiele

Ein Wechselbad der Gefühle

Gern würde ich sie kosen und herzen

Ach diese Herzschmerzen 

Körpernähe Ade

Das tut dem Herzen wie der Seele weh

Kein Küsschen für meine Lieben

Als wäre man vertrieben

Die Welt steht still

Doch wer will

Kann in sich gehen

Und sehen

Was passiert

Wenn er nicht mehr funktioniert

(  © Monika Zelle  22.03.2020 )

Portwein

Portwein

Onkel Paul war von See da, und hatte wieder etliche Flaschen Portwein mitgebracht.

Schon nach dem Kaffeetrinken mit Sahnetorte gab es davon  ein Gläschen.

Geschwister und Anhang kamen in der Lüneburger Heide zusammen, um das Wiedersehen mit Onkel Paul zu feiern.

Da es draußen Bindfäden regnete, hatten so ca. 20 Personen in der kleinen Holzhütte von Tante Anni Platz genommen.

Nach dem dritten Glas Portwein wurde es lustig.

Als es draußen dämmerte, holte Onkel Paul seine Mandoline hervor, und alle sangen dazu.

Plötzlich stand Onkel Judel, der große stämmige Mann von Tante Erna auf und sagte:

So, nu wüllt wi no Hus, treck die an Erna un du ok Herbert!“

„ Aber ich wollte doch noch zum Brunsberg wandern“, jammerte Tante Erna!“

„ Wat wullt du nu noch op`n Brunsberg, dat is doch schon düster buten!“, sagte ihr Mann.

Die Kinder lachten:“ Hurra, wir machen eine Nachtwanderung.

Auch sie hatten am Portwein genippt.

„ Köönt ji moken, aver ick fohr nu no Hamborg trüch! 

Onkel Judel stieg in seinen VW, und fuhr los.

Tante Erna kicherte:“ Und wir wandern jetzt zum Brunsberg.

Onkel Paul und sein Bruder Heini gingen nicht mit, sie mussten ja noch nach Hause zum Flidderberg.

Mit Taschenlampen ausgerüstet, wanderte die Familie lachend und grölend durch den Wald, Tante Erna voran.

Es war stockdunkel.

Auf dem Brunsberg angekommen, machte die letzte Flasche Portwein ihre Runde.

Als die Kinder und Erwachsenen den Brunsberg wieder herunter liefen, lag Tante Erna plötzliche auf dem Boden. Keiner wusste, wie sie dahin gekommen war.

Sie konnte nicht aufstehen und jammerte:“ Mein Fuß, mein Fuß ist gebrochen!“

Onkel Bruno begutachtete den Fuß mit der Taschenlampe.

Er war dick angeschwollen.

Dann sah er die dicke Baumwurzel, über die sie gestolpert, und dann umgeknickt sein muss.

„ Steh mal auf, so schlimm ist das nicht!“ sagten die anderen.

„ Ich kann nicht aufstehen, es tut so weh!“, jammerte Tante Erna.

„ Dann musst Du hier sitzen bleiben, wir gehen zurück zum Land und holen die Schiebkarre.“

Gesagt getan.

Aber bis sie sich wieder an die Schiebkarre erinnerten, das dauerte.

Tante Erna erlitt Todesängste in dem stockdunklen Wald, dessen Geräusche in der Stille noch viel lauter zu hören waren.

Nicht einmal eine Taschenlampe hatte die Verwandtschaft dagelassen.

Nach Stunden kamen dann endlich Onkel Bruno und Onkel Ewald mit der Schiebkarre.

Beim Land angekommen jammerte Tante Erna:“ Ich muss zu einem Arzt, ich habe tierische Schmerzen!“

„Wie sollen wir an einen Arzt kommen, es gibt hier weder ein Telefon noch ein Auto, dann hättest Du mit Judel nach Hause fahren müssen.

Außerdem ist es mitten in der Nacht, wir müssen jetzt auch mal schlafen, sagte Onkel Ewald.

Tante Erna lag auf der Couch und jammerte die ganze Nacht.

Am nächsten Morgen war der Fuß so angeschwollen, dass sie nicht mehr in ihren Schuh kam.

„ Ich fahre jetzt mit dem Fahrrad ins Dorf, und hole Dr. Neuking“, sagte Onkel Bruno.

Nach einer Stunde kam er unverrichteter Dinge zurück. 

„ Das Auto von Dr. Neuking ist in der Werkstatt, und zu Fuß will er nicht den Weg durch den Wald zum Land laufen“, sagte Onkel Bruno.

Tante Erna jammerte:“ Und was machen wir jetzt?“

Alle zuckten mit den Schultern.

Die Kinder spielten Fußball.

Tante Erna blieb nichts anderes übrig, als ihren Fuß hoch zu legen und zu kühlen.

Eine Flasche Portwein hatte sich noch in der Hütte angefunden.

( © Monika Zelle 10.12.2019 )

Ferien in Holm-Seppensen

Ich sehe uns noch auf unserem Heideland Fußball spielen.

22 Kinder und mein Vater. 

Wir schrien alle durcheinander, bis Onkel Alfred kam, und um Ruhe bat, weil Tante Gertrud ihren Mittagsschlaf halten wollte.

Die Wanderungen mit Onkel Ewald und meinem Vater waren legendär.

In Holm an der alten Mühle an der Seeve gab es das erste Leberwurstbrötchen und ein Glas Milch.

Tannenzapfen sammeln für den Bullerofen und Blaubeeren pflücken in den Sommerferien gehörte zum Tagesprogramm.

Die Blaubeerpfannkuchen meiner Mutter schmeckten herrlich.

Jeden Tag fuhren wir mit dem Fahrrad zum Schwimmen, und tobten im Badeteich mit unseren Autoreifenschläuchen, die mein Vater organisiert hatte.

Aber natürlich nur, wenn das Wetter es erlaubte.

Ein Auto hatten wir damals nicht.

Wir fuhren von Hamburg mit der Bahn bis Buchholz, und dann mit dem Bummelzug bis Holm-Seppensen.

Von dort aus schleppten wir unsere Rucksäcke drei Kilometer durch den Wald zum Grundstück am Pferdekopf.

Unsere Einkäufe im Dorf wurden zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigt.

Ich muss so 12 gewesen sein, als mein Cousin Horst zum 2. Mal heiratete, und ich meine Großcousine Birgit kennen lernte. Wir waren sofort beste Freundinnen.

Birgits Mutter, also die neue Frau von meinem Cousin spielte wunderbar Akkordeon, und wir sangen dazu. Meine Mutter spielte Mundharmonika.

Jeden Abend.

Wenn Birgit und ich auf dem Grundstück zelteten, und uns in unsere Schlafsäcke eingekuschelt hatten, träumten wir von tollen Jungs, spielten Liebe, und küssten uns richtig.

Als Birgit und ich aus der Schule kamen, trennten sich unsere Wege wieder.

Vorbei waren die Musikabende.

Die sechs Wochen Ferien in Handeloh verbrachte ich jetzt mit Danille, einem Schulfreund aus meiner Handelsschulklasse, und Rainer meinem Cousin, Sohn von Onkel Ewald.

Beide liebten mich abgöttisch, und wollten mit mir gehen.

Danille war nicht mein Typ, und Rainer mein Cousin. Das ging gar nicht.

Außerdem hatte ich ja auch Dieter.

Dieter hasste die Heide.

Er war ein typisches Stadtkind.

Manchmal kam er aber auch mit.

Wir schlugen uns dann in die Büsche, um zu kuscheln.

Aber nun zurück zu Rainer und Danille.

Um uns die Zeit zu vertreiben, spielten wir in den Ferien die ganzen sechs Wochen Skat auf unserem Grundstück. 

Jeden Tag 8 Stunden. 

Unsere Eltern schüttelten nur mit dem Kopf.

Morgens holten Rainer und ich Danille aus Wörme ab, weil er den Weg zum Pferdekopf nicht kannte.

Etwas Gutes hatte diese Skatspielerei.

Ich gewann später in einem Skatclub jedes Mal den ersten Preis.

Einmal gewann ich einen Satz Töpfe.

Die tauschte ich sofort gegen eine antike Petroleumlampe ein.

Eines Tages kam ich zu unserem Grundstück und traute meinen Augen nicht.

Alle Kiefern abgeholzt.

Wegen des Sturms hieß es.

Sie könnten auf die Häuser fallen.

Ich brach in Tränen aus.

Meine Kiefern, die ich so liebte.

In deren Schatten, sonnendurchflutet, ich so gern im Zittergras lag und vor mich in träumte.

Mein Vater pflanzte Tannen an.

Viel zu dicht.

Als sie groß waren, fiel kein Licht mehr auf unsere Häuser.

Das Land hatte sich verändert.

Ich mich auch.

( © Monika Zelle 04.03.2020)

Steckenpferd

Das Steckenpferd, das bei uns zu Haus herumgaloppierte, konnte man in form von Büchern finden, und zwar überall in unserer Wohnung verteilt.

Ungeordnet , aber wenn wir eines suchten, wussten wir sofort, wo wir es finden würden.

Der einzige in unserer Familie, der es nicht so mit Büchern hatte, war mein Bruder.

Mein erstes Buch, das ich bewusst selbst lesen konnte, hieß „ Elle Kari“.

Es handelte von einem kleinen Mädchen aus Lappland, das mit seinen Eltern, seinen Geschwistern und seinem Hund Tjappo in einer Jurte hoch oben im Norden Skandinaviens lebte. Als ich das Buch geschenkt bekam, lies ich es wochenlang nicht aus den Fingern, es war mein ständiger Begleiter. Auch ich wollte damals unbedingt in einer Jurte leben.

Elle Kari kam dann viele Jahre später bei meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Vorleserin in einer Förderschule zum Einsatz.

Die Kinder dort konnten mit 10 Jahren noch nicht lesen.

Zu Hause bei ihnen gab es zwar viele Kinder, aber leider keine Bücher.

Wenn sie Geburtstag hatten, schenkte ich ihnen ihr erstes Kinderbuch.

Ich sehe noch die Freude in ihren Gesichtern, wenn sie es in ihren Händen hielten.

Als ich noch nicht lesen konnte, verging kein Abend, an dem mein Vater oder meine Mutter mir nicht vorlasen oder vorsangen.

Mein Vater las mir oft das Gedicht „Der Erlkönig vor, dann weinte ich mich in den Schlaf.

Heute hypnotisiere ich meine Enkelin mit Büchern.

Wenn sie bei mir schläft, lese ich ihr abends mindestens noch vier bis fünf Bücher vor, die sie aus ihrem eigenen Bücherregal bei uns angeschleppt hat.

Lese ich ein Wort falsch, berichtigt sie mich sofort, denn sie kennt die Texte inzwischen alle auswendig.

Ihr Lieblingsbuch ist „ Mama Muh liest“.

Auch in meinen Jugendjahren verbrachte ich die meiste Zeit mit Lesen.

Zu der Zeit verschlang ich die Romane von John Knittel, aber auch Kafka, Kästner, Heine, Fallada, Simmel, Francoise Sagan und viele andere Bücher von bekannten Autoren gehörten zu meiner bevorzugten Lektüre.

Zu der Zeit durften die Bücher jener Autoren ja zum Glück wieder gelesen werden.

In den 1930iger Jahren hat mein Vater viele Bücher von ihnen auf unserem Grundstück in der Lüneburger Heide in einer Eisenkiste vergraben, damit sie nicht verbrannt wurden.

Leider haben wir sie dort nie wieder gefunden.

Heute besitze ich an die tausend Bücher, auch nicht geordnet. Es gibt zwar Regale, aber viele liegen überall in unserer Wohnung herum, und es kommen immer noch welche hinzu.

Hatte ich früher einen Freund, war die erste Frage meines Vater:“ Gibt es dort Bücher bei denen zu Hause?“

Eine Wohnung ohne Bücher war für uns eine leblose Wohnung.

Nur Bücher beleben einen Raum und machen ihn gemütlich, hieß es, und „ Lesen bildet“.

Das zweite Steckenpferd, was in der Familie herumgaloppierte, war das Schwimmen.

Unsere ganze Familie war schwimmverrückt, nur mein Bruder nicht.

Ich lernte es schon mit 4 Jahren. Mein Vater war ehrenamtlicher Schwimmlehrer im Schwimmverein Vorwärts.

Mein Onkel brachte als Schwimmmeister Schülern im Schwimmbad Hessepark das Schwimmen bei.

Meine Eltern waren begeisterte Schwimmer, die auch nicht davor zurückschreckten, die Elbe bei Krauel zu durchschwimmen, obwohl die Strömung nicht ungefährlich war, und zwei Kinder zu Vollwaisen geworden wären, hätten sie es nicht zurück geschafft.

Einmal war meine Mutter unter Wasser in eine Nebenkammer einer Kiesgrube geraten.

Da sie aber so eine gute und besonnene Taucherin war, ist sie dort wieder herausgekommen. 

Im Schwimmverein hatten meine Eltern sich kennen und lieben gelernt.

Als ich viele Jahre später arbeitsbedingt an einer Arthrose in der Schulter litt, habe ich diese Erkrankung neben einer OP nur durch tägliches Schwimmtraining besiegt.

Nun das letzte Steckenpferd.

Meine Mutter war eine große Liebhaberin klassischer Musik.

Rudolf Schock und Anneliese Rothenberger waren ihre Lieblingssänger.

Ihr Vater, der einst ein reicher Müllersohn war, hatte sie für diese Musik begeistert.

Sie hatte 5 Geschwister, und alle hatten sich selbst ein Musikinstrument beigebracht.

Meine Mutter hatte wie ihr Vater eine wunderschöne Stimme, die sie mir und meinen Kindern vererbt hat.

( © Monika Zelle  03.01.2020 )

Magic words

Magic words

Ich bin wie hypnotisiert. Das muss ich schon sagen. Der kleine Brief in meiner Hand vibriert.

Kann es nicht fassen.

Die Magierin der Worte hat mir geschrieben.

Donnerstag 01. April um 11 Uhr, 

Frühstück im Vier Jahreszeiten.

Ein Aprilscherz?

Juli im April?

Sie will mich kennenlernen.

Irgendwie muss sie auf meine Homepage www.geschichtenball.degekommen sein.

Hat meine Geschichten gelesen, die ich dort veröffentliche.

Ich muss mich erst einmal fassen.

Das kann doch alles nicht wahr sein.

Meine Königin der Worte will mich sehen.

Ich verschlinge ihre Bücher wie eine hungrige Wölfin.

Gibt es eine Neuerscheinung, bin ich die erste im Buchladen.

Ich lese dann Seite um Seite, bis ich es durch habe.

Neujahr in einer Nacht.

Und sie will mich sehen.

Im Hotel Vierjahreszeiten.

Unmöglich.

Ich war noch nie in einem so mondänen Hotel.

Ja doch einmal hat meine Mutter mich als Kind ins Gustav Adolf geschleppt, damit ich lerne, mich zu benehmen.

Und einmal war ich, aber auch nicht allein, im Cafe Demel in Wien, um den Allroundkünstler Andre Heller zu sehen. Leider konnte ich ihn nicht hinter seiner Zeitung rechts gleich neben dem Eingang entdecken.

Und nun das Vierjahreszeiten.

Ich gehe nicht gerne Unter Leute. 

Bekomme jetzt schon weiche Knie, wenn ich nur daran denke.

Die kleine graue Maus, die jede Woche eine kleine Geschichte aus ihrem Leben schreibt, um es überhaupt ertragen zu können. 

Wenigstens bin ich äußerlich und im Kopf ziemlich bunt.

Und meine Geschichten? 

Sie müssen ihr ja gefallen haben. 

Aber warum? Außer meiner Schreiberlinge interessiert sich in meinem Umfeld so gut wie niemand dafür.

Selbst meine Familie nicht.

Nur den Spruch:

„ Lasse Dir Dein Leuchten nicht nehmen, wenn es andere blendet“ hat mein Mann mir eines Tages gegeben.

Die Bücher meiner Zauberin der Worte sind immer Bestseller.

Sie ist der Wahnsinn.

Es soll natürlich auch Leser geben, die sie nicht mögen.

Das liegt halt im Auge des Betrachters.

Und nun soll ich sie treffen.

Ein neues Kleid von Gudrun Sjöden muss her.

Nein ich werde absagen.

Ich kann das nicht.

Wie oft habe ich diese Worte von meiner Mutter als Kind hören müssen.

Das kannst Du nicht.

Diese Worte fliegen mir jetzt wieder um die Ohren.

Was mache ich nur.

Vor Aufregung werde ich das Glas Champagner umstoßen, und der kostbare Inhalt wird sich über die weiße Tischdecke ergießen.

Und dann sitze ich tatsächlich da, in meinem neuen roten Kleid mit ihr, am weiß gedeckten Frühstückstisch im Vier Jahreszeiten.

Lässig sitzt sie da, strahlt mich an, macht mir Mut, die Magierin meines Herzens.

Sie nimmt mir jegliche Angst und Scheu mit ihrer Fröhlichkeit und Einfachheit.

Wir prosten uns zu.

Nichts ist passiert.

( © Monika Zelle 11.02.2020 )

Rückenschwimmen

Es gibt vielleicht einige Dinge, die ich nicht gut kann, aber was ich wirklich gut kann, ist Schwimmen.

Mein Vater hat es mir schon als kleines Mädchen von 4 Jahren im Schwimmverein beigebracht.

Zum Leidwesen meiner Mitschüler bin ich beim Wettschwimmen immer die Beste, da die meisten erst in der Schule Schwimmen gelernt haben.

Mein Lehrer Herr Böhme ist mächtig stolz auf mich, und gibt mir im Zeugnis immer  eine 1.

Herr Böhme ist der beste Sportlehrer an unserer Schule, und auch unser Klassenlehrer.

Im Schwimmverein mache ich auch eine ganz gute Figur, gleichwohl es doch einige Kinder gibt, die besser sind als ich.

Mit 14 habe ich den ersten Freund.

Dieter.

Er kann zwar nicht schneller schwimmen als ich, aber er kann bei Schwimmwettkämpfen mit  machen.

Das kann ich leider nicht.

Immer wenn die Trillerpfeife meines Trainers Peter Kühn ertönt, falle ich schon vorm Start ins Wasser.

Ja, Peter kühn.

Mein Trainer.

Untersetzt, rothaarig, sehr gut aussehend, 20 Jahre älter als ich.

Ich habe nur Augen für ihn.

Und bin ein bisschen verliebt.

Dann der Ausflug des Vereins, an den Großensee.

Meine Mutter und ich sitzen auf einer Decke.

Sie strickt.

Handarbeiten kann ich leider nicht.

Zum Leidwesen meiner Mutter.

Zwei verkehrte Hände, sagt sie.

Die Wolle meines Strickstrumpfes verfilzt unter meinen schweißnassen Händen.

Später hat sie immer gesagt: „ Dafür kannst Du tolle Aufsätze schreiben!“

Plötzlich sehe ich Peter. 

Er sitzt mit Ute Sanmann auf dem Steg, der ins Wasser führt.

Sie knutschen. 

Ich kann es kaum mit ansehen.

Nun, ich habe ja Dieter.

Später haben die beiden geheiratet, Peter hat sogar ihren Namen angenommen.

In der Handelsschule fehlt mir die Zeit zum Schwimmtraining zu gehen.

Habe ich sowieso keine Lust mehr zu.

Immer dieses An-und Ausziehen, duschen Haare waschen. 

Und mit Dieter ist auch Schluss.

Zum Schwimmtraining gehe ich also nur noch ganz selten.

Wenn ich in der Reihe Brustschwimme sagt der Trainer Peter Sanmann

„ Du schwimmst wie eine lahme Ente!“

Ich trete aus dem Verein aus.

Mein Vater ist enttäuscht.

Doch wenn ich jetzt jede Woche mehrmals ins Holthusenbad gehe, und in den Himmel schaue, weil ich nur noch auf dem Rücken schwimme, sieht er ja, dass ich seinem und auch meinem Sport treu geblieben bin.

Ich sage dann immer:

„ Siehst Du, Papa, ich schwimme immer noch!“

Er antwortet mir und sagt:

„ Vielleicht hättest Du schon immer auf dem Rücken schwimmen sollen, dann wäre der Start beim Wettkampf einfacher gewesen!“

( © Monika Zelle  03.12.2019 )

Lea Zuckerschnute

Lea Zuckerschnute, ein kleines aufgewecktes Mädchen, das aussieht, als könne es kein Wässerchen trüben.

Jeden Freitag wird sie von Oma und Opa von der Kita abgeholt.

Opa wartet im Auto.

Meistens muss Oma sie erst suchen.

Ist sie gefunden, will sie nicht Guten Tag sagen.

Dann nimmt Oma sie in den Schwitzkasten, und das mag sie sehr.

Genau wie ihre Freunde. Die kommen dann auch bei Oma in den Schwitzkasten.

Bei Oma und Opa zu Hause angekommen, schnappt Lea Zuckerschnute sich als erstes die Kasperbude, die Kasperpuppen und das Krokodil.

Oma punktet dann mit ihren ausgedachten Geschichten.

Die Prinzessin heiratet den Polizisten, und Kaspar die Großmutter.

Der Teufel sitzt meistens im Gefängnis.

Dann kommt das Puppenhaus dran.

Flink stellen die kleinen Hände von Lea Zuckerschnute die ganze Bude auf den Kopf.

Aufräumen? Fehlanzeige.

Dann liest Oma vor. Stundenlang.

Oma hat in der Kunsthalle einen Spruch gefunden, der besagt:

„ Man muss Kinder mit Büchern hypnotisieren“.

Diesen Spruch befolgt sie gerne, und Lea liebt das Vorlesen.

Liest Oma ein Wort falsch vor, schreit sie ihr sofort das Richtige ins Ohr.

Opa liegt völlig erschöpft auf dem Sofa und schläft.

An Zu Bett gehen ist meistens nicht zu denken.

Dann rufen Mama und Papa an.

Gutenachtsagen.

Fehlanzeige.

Wackelzahnpubertät.

Wenn Oma ihr die Gutenachtgeschichte vorliest, kann Lea kein Ende finden.

„ Oma machst Du mir noch ein Butterbrot?“ 

„ Eigentlich sollst Du jetzt schlafen!“

„ Bin aber überhaupt nicht müde!“

Sie bekommt natürlich ihr Butterbrot.

„ Oma kuschelst Du noch mit mir?“

„ Ja klar!“

Lea Zuckerschnute drückt ihren kleinen Körper fest an Omas, weich und warm fühlt sich das an.

„ Aber nicht einschlafen, Zuckerschnute?“

Du mußt noch in Dein Luftbett fliegen.

Dann kommt Opa ins Spiel. 

Er wirft Lea hoch, hoch, hoch und lässt sie auf das Bett fallen.

„ So“, sagte Oma dann, „ jetzt drehst Du Dich um, und dann schläfst Du!“

„ Bin noch nicht müde!“

„ Wenn Du Dich umdrehst, und Deine Äuglein zumachst, schläfst Du meistens gleich ein.“

„ Du sollst noch „ Die Blümelein all schlafen singen!“

Oma singt.

Endlich Lea Zuckerschnute ist eingeschlafen.

Mitten in der Nacht ruft eine Stimme aus dem Bett nebenan.

„ Oma? Spielst Du mit mir Feuerwehrmann Sam und Hundefriseur in der Stube am Tisch?“

„ Es ist mitten in der Nacht, Lea 3Uhr, da können wir nicht Feuerwehrmann Sam und Hundefriseur spielen!

Schlaf mal weiter jetzt. 

Morgen früh spielen wir.

„ Hokus Pokus Fiedibus hex hex, es ist nicht mitten in der Nacht!“, scheit sie“.

Oma gähnt.

„ Doch mitten in der Nacht“, sagt sie.

Dann schläft Lea wieder ein.

Morgens um sieben Uhr.

„ Oma, kann ich zu Dir?“

„ Aber immer!“ 

Dann erzählt sie Oma was sie so mit ihren Freunden in der Kita erlebt hat, und die beiden spielen mit Bert, Teddy und Eule.

Wenig später dann:

„ Oma, wollen wir Opa an der Nase ziehen?“

Oma weiß genau. 

Wenn Zuckerschnute Opa an der Nase zieht, gibt er ihr das  „Rote“ damit sie auf You Tube Peppa Wutz, Conny, Bibi und Tina oder Feuerwehrmann Sam sehen kann. 

Den Code vom Roten kennt sie schon, und Opa kann noch eine Runde schlafen, während Oma Kaffee kocht.

( © Monika Zelle  26.11.2019 )

Sydney

Sie stand am Fenster und sah auf dem regendurchweichten Fußballplatz den kleinen Fußballspielern zu, die flink hinter dem Ball herliefen, und versuchten, ihn ins gegnerische Tor zu schießen.

Bei Wind und Wetter spielten die kleinen Jungen hier, immer Samstags.

Bei jedem Treffer sprangen sie hoch, die Zuschauer jubelten ihnen zu.

Früher standen hier nach dem Krieg Nissenhütten, in denen die Flüchtlinge hausten.

Als diese endlich Wohnungen beziehen konnten, wurde ein Sportplatz daraus.

Endlich konnten die Klassen ihrer Schule hier trainieren.

Sie war eine gute Leichtathletin, genau wie ihre Freundin, die schnellste ihres Jahrganges.

Die Stores an den Fenstern ihres Elternhauses dufteten nach Flieder.

Sie hasste es, wenn sie zugezogen waren, dann konnte sie nicht nach draußen schauen.

Dabei hatten sie gar kein Gegenüber.

Sie brauchten diesen Schutz vor Gaffern nicht.

Das Zimmer wäre auch viel heller.

Bald würde sie diesen Muff und diese Enge ohnehin hinter sich lassen, und nach Australien abdüsen.

Nach Sydney.

Endlich weg von zu Hause in die weite Ferne, sehr weite Ferne.

Schon immer hatte sie dieses Fernweh.

Sie fragte sich, ob sie dort wohl eine gute Arbeit finden würde.

Es hieß ja immer, man konnte sehr viel Geld dort machen.

Ihre Tante war gerade zu Besuch.

Aus Sydney.

Vor ein paar Jahren war ihre Tochter aus Berlin einfach mir nichts dir nichts nach Australien ausgewandert. 

Hatte sich als Friseurin dort selbständig gemacht.

Ihre Tante war der Tochter gefolgt, als sie in Rente ging.

Hier hatte sie keine Familie mehr, außer ihr und den Eltern.

In ein paar Tagen sollte es los gehen.

Die Koffer waren schon gepackt.

Ihre Mutter weinte.

Ihr Bruder hatte schon mit 20 Jahren das Elternhaus verlassen, und war mit seiner Familie so weit weg gezogen, dass sie ihn nur zwei mal im Jahr sahen.

Nur ihr Vater bestärkte sie in ihrem Vorhaben.

„ Lass Dir den Wind um die Nase wehen, mien Deern!“, sagte er.

Englisch konnte sie gut, Im Zeugnis stand eine eins.

Lange Jahre hatte sie mit einer Tante in Amerika korrespondiert.

Der Bruder ihrer Mutter lebte dort.

Nun sollte es los gehen. 

Mit dem kleinen VW nach Bremen.

Ihr Vater schimpfte über die holprigen Straßen der Autobahn.

Sie saß mit ihrer Mutter hinten. 

Ihre Tante vorn.

Ein Schauer nach dem anderen lief ihr über den Rücken.

So weit weg von ihrem geliebten Vater.

Außer ihrer Tante und ihrer Cousine kannte sie in dem fremden Land niemanden.

Sie schauderte.

Am Hafen klammerte sie sich an ihren Vater.

„ Papa, Papa ich will nicht fort!“

Mit beiden Koffern in der Hand lief die Tante die Gangway hinauf und rief:

„ Nun komm endlich, das Schiff wartet nicht…….

Sydney

Sie stand am Fenster und sah auf dem regendurchweichten Fußballplatz den kleinen Fußballspielern zu, die flink hinter dem Ball herliefen, und versuchten, ihn ins gegnerische Tor zu schießen.

Bei Wind und Wetter spielten die kleinen Jungen hier, immer Samstags.

Bei jedem Treffer sprangen sie hoch, die Zuschauer jubelten ihnen zu.

Früher standen hier nach dem Krieg Nissenhütten, in denen die Flüchtlinge hausten.

Als diese endlich Wohnungen beziehen konnten, wurde ein Sportplatz daraus.

Endlich konnten die Klassen ihrer Schule hier trainieren.

Sie war eine gute Leichtathletin, genau wie ihre Freundin, die schnellste ihres Jahrganges.

Die Stores an den Fenstern ihres Elternhauses dufteten nach Flieder.

Sie hasste es, wenn sie zugezogen waren, dann konnte sie nicht nach draußen schauen.

Dabei hatten sie gar kein Gegenüber.

Sie brauchten diesen Schutz vor Gaffern nicht.

Das Zimmer wäre auch viel heller.

Bald würde sie diesen Muff und diese Enge ohnehin hinter sich lassen, und nach Australien abdüsen.

Nach Sydney.

Endlich weg von zu Hause in die weite Ferne, sehr weite Ferne.

Schon immer hatte sie dieses Fernweh.

Sie fragte sich, ob sie dort wohl eine gute Arbeit finden würde.

Es hieß ja immer, man konnte sehr viel Geld dort machen.

Ihre Tante war gerade zu Besuch.

Aus Sydney.

Vor ein paar Jahren war ihre Tochter aus Berlin einfach mir nichts dir nichts nach Australien ausgewandert. 

Hatte sich als Friseurin dort selbständig gemacht.

Ihre Tante war der Tochter gefolgt, als sie in Rente ging.

Hier hatte sie keine Familie mehr, außer ihr und den Eltern.

In ein paar Tagen sollte es los gehen.

Die Koffer waren schon gepackt.

Ihre Mutter weinte.

Ihr Bruder hatte schon mit 20 Jahren das Elternhaus verlassen, und war mit seiner Familie so weit weg gezogen, dass sie ihn nur zwei mal im Jahr sahen.

Nur ihr Vater bestärkte sie in ihrem Vorhaben.

„ Lass Dir den Wind um die Nase wehen, mien Deern!“, sagte er.

Englisch konnte sie gut, Im Zeugnis stand eine eins.

Lange Jahre hatte sie mit einer Tante in Amerika korrespondiert.

Der Bruder ihrer Mutter lebte dort.

Nun sollte es los gehen. 

Mit dem kleinen VW nach Bremen.

Ihr Vater schimpfte über die holprigen Straßen der Autobahn.

Sie saß mit ihrer Mutter hinten. 

Ihre Tante vorn.

Ein Schauer nach dem anderen lief ihr über den Rücken.

So weit weg von ihrem geliebten Vater.

Außer ihrer Tante und ihrer Cousine kannte sie in dem fremden Land niemanden.

Sie schauderte.

Am Hafen klammerte sie sich an ihren Vater.

„ Papa, Papa ich will nicht fort!“

Mit beiden Koffern in der Hand lief die Tante die Gangway hinauf und rief:

„ Nun komm endlich, das Schiff wartet nicht…….

( © Monika Zelle 19.11.2019 )

Sydney

Sie stand am Fenster und sah auf dem regendurchweichten Fußballplatz den kleinen Fußballspielern zu, die flink hinter dem Ball herliefen, und versuchten, ihn ins gegnerische Tor zu schießen.

Bei Wind und Wetter spielten die kleinen Jungen hier, immer Samstags.

Bei jedem Treffer sprangen sie hoch, die Zuschauer jubelten ihnen zu.

Früher standen hier nach dem Krieg Nissenhütten, in denen die Flüchtlinge hausten.

Als diese endlich Wohnungen beziehen konnten, wurde ein Sportplatz daraus.

Endlich konnten die Klassen ihrer Schule hier trainieren.

Sie war eine gute Leichtathletin, genau wie ihre Freundin, die schnellste ihres Jahrganges.

Die Stores an den Fenstern ihres Elternhauses dufteten nach Flieder.

Sie hasste es, wenn sie zugezogen waren, dann konnte sie nicht nach draußen schauen.

Dabei hatten sie gar kein Gegenüber.

Sie brauchten diesen Schutz vor Gaffern nicht.

Das Zimmer wäre auch viel heller.

Bald würde sie diesen Muff und diese Enge ohnehin hinter sich lassen, und nach Australien abdüsen.

Nach Sydney.

Endlich weg von zu Hause in die weite Ferne, sehr weite Ferne.

Schon immer hatte sie dieses Fernweh.

Sie fragte sich, ob sie dort wohl eine gute Arbeit finden würde.

Es hieß ja immer, man konnte sehr viel Geld dort machen.

Ihre Tante war gerade zu Besuch.

Aus Sydney.

Vor ein paar Jahren war ihre Tochter aus Berlin einfach mir nichts dir nichts nach Australien ausgewandert. 

Hatte sich als Friseurin dort selbständig gemacht.

Ihre Tante war der Tochter gefolgt, als sie in Rente ging.

Hier hatte sie keine Familie mehr, außer ihr und den Eltern.

In ein paar Tagen sollte es los gehen.

Die Koffer waren schon gepackt.

Ihre Mutter weinte.

Ihr Bruder hatte schon mit 20 Jahren das Elternhaus verlassen, und war mit seiner Familie so weit weg gezogen, dass sie ihn nur zwei mal im Jahr sahen.

Nur ihr Vater bestärkte sie in ihrem Vorhaben.

„ Lass Dir den Wind um die Nase wehen, mien Deern!“, sagte er.

Englisch konnte sie gut, Im Zeugnis stand eine eins.

Lange Jahre hatte sie mit einer Tante in Amerika korrespondiert.

Der Bruder ihrer Mutter lebte dort.

Nun sollte es los gehen. 

Mit dem kleinen VW nach Bremen.

Ihr Vater schimpfte über die holprigen Straßen der Autobahn.

Sie saß mit ihrer Mutter hinten. 

Ihre Tante vorn.

Ein Schauer nach dem anderen lief ihr über den Rücken.

So weit weg von ihrem geliebten Vater.

Außer ihrer Tante und ihrer Cousine kannte sie in dem fremden Land niemanden.

Sie schauderte.

Am Hafen klammerte sie sich an ihren Vater.

„ Papa, Papa ich will nicht fort!“

Mit beiden Koffern in der Hand lief die Tante die Gangway hinauf und rief:

„ Nun komm endlich, das Schiff wartet nicht…….

( © Monika Zelle 19.11.2019 )

Sydney

Sie stand am Fenster und sah auf dem regendurchweichten Fußballplatz den kleinen Fußballspielern zu, die flink hinter dem Ball herliefen, und versuchten, ihn ins gegnerische Tor zu schießen.

Bei Wind und Wetter spielten die kleinen Jungen hier, immer Samstags.

Bei jedem Treffer sprangen sie hoch, die Zuschauer jubelten ihnen zu.

Früher standen hier nach dem Krieg Nissenhütten, in denen die Flüchtlinge hausten.

Als diese endlich Wohnungen beziehen konnten, wurde ein Sportplatz daraus.

Endlich konnten die Klassen ihrer Schule hier trainieren.

Sie war eine gute Leichtathletin, genau wie ihre Freundin, die schnellste ihres Jahrganges.

Die Stores an den Fenstern ihres Elternhauses dufteten nach Flieder.

Sie hasste es, wenn sie zugezogen waren, dann konnte sie nicht nach draußen schauen.

Dabei hatten sie gar kein Gegenüber.

Sie brauchten diesen Schutz vor Gaffern nicht.

Das Zimmer wäre auch viel heller.

Bald würde sie diesen Muff und diese Enge ohnehin hinter sich lassen, und nach Australien abdüsen.

Nach Sydney.

Endlich weg von zu Hause in die weite Ferne, sehr weite Ferne.

Schon immer hatte sie dieses Fernweh.

Sie fragte sich, ob sie dort wohl eine gute Arbeit finden würde.

Es hieß ja immer, man konnte sehr viel Geld dort machen.

Ihre Tante war gerade zu Besuch.

Aus Sydney.

Vor ein paar Jahren war ihre Tochter aus Berlin einfach mir nichts dir nichts nach Australien ausgewandert. 

Hatte sich als Friseurin dort selbständig gemacht.

Ihre Tante war der Tochter gefolgt, als sie in Rente ging.

Hier hatte sie keine Familie mehr, außer ihr und den Eltern.

In ein paar Tagen sollte es los gehen.

Die Koffer waren schon gepackt.

Ihre Mutter weinte.

Ihr Bruder hatte schon mit 20 Jahren das Elternhaus verlassen, und war mit seiner Familie so weit weg gezogen, dass sie ihn nur zwei mal im Jahr sahen.

Nur ihr Vater bestärkte sie in ihrem Vorhaben.

„ Lass Dir den Wind um die Nase wehen, mien Deern!“, sagte er.

Englisch konnte sie gut, Im Zeugnis stand eine eins.

Lange Jahre hatte sie mit einer Tante in Amerika korrespondiert.

Der Bruder ihrer Mutter lebte dort.

Nun sollte es los gehen. 

Mit dem kleinen VW nach Bremen.

Ihr Vater schimpfte über die holprigen Straßen der Autobahn.

Sie saß mit ihrer Mutter hinten. 

Ihre Tante vorn.

Ein Schauer nach dem anderen lief ihr über den Rücken.

So weit weg von ihrem geliebten Vater.

Außer ihrer Tante und ihrer Cousine kannte sie in dem fremden Land niemanden.

Sie schauderte.

Am Hafen klammerte sie sich an ihren Vater.

„ Papa, Papa ich will nicht fort!“

Mit beiden Koffern in der Hand lief die Tante die Gangway hinauf und rief:

„ Nun komm endlich, das Schiff wartet nicht…….

( © Monika Zelle 19.11.2019 )

Sydney

Sie stand am Fenster und sah auf dem regendurchweichten Fußballplatz den kleinen Fußballspielern zu, die flink hinter dem Ball herliefen, und versuchten, ihn ins gegnerische Tor zu schießen.

Bei Wind und Wetter spielten die kleinen Jungen hier, immer Samstags.

Bei jedem Treffer sprangen sie hoch, die Zuschauer jubelten ihnen zu.

Früher standen hier nach dem Krieg Nissenhütten, in denen die Flüchtlinge hausten.

Als diese endlich Wohnungen beziehen konnten, wurde ein Sportplatz daraus.

Endlich konnten die Klassen ihrer Schule hier trainieren.

Sie war eine gute Leichtathletin, genau wie ihre Freundin, die schnellste ihres Jahrganges.

Die Stores an den Fenstern ihres Elternhauses dufteten nach Flieder.

Sie hasste es, wenn sie zugezogen waren, dann konnte sie nicht nach draußen schauen.

Dabei hatten sie gar kein Gegenüber.

Sie brauchten diesen Schutz vor Gaffern nicht.

Das Zimmer wäre auch viel heller.

Bald würde sie diesen Muff und diese Enge ohnehin hinter sich lassen, und nach Australien abdüsen.

Nach Sydney.

Endlich weg von zu Hause in die weite Ferne, sehr weite Ferne.

Schon immer hatte sie dieses Fernweh.

Sie fragte sich, ob sie dort wohl eine gute Arbeit finden würde.

Es hieß ja immer, man konnte sehr viel Geld dort machen.

Ihre Tante war gerade zu Besuch.

Aus Sydney.

Vor ein paar Jahren war ihre Tochter aus Berlin einfach mir nichts dir nichts nach Australien ausgewandert. 

Hatte sich als Friseurin dort selbständig gemacht.

Ihre Tante war der Tochter gefolgt, als sie in Rente ging.

Hier hatte sie keine Familie mehr, außer ihr und den Eltern.

In ein paar Tagen sollte es los gehen.

Die Koffer waren schon gepackt.

Ihre Mutter weinte.

Ihr Bruder hatte schon mit 20 Jahren das Elternhaus verlassen, und war mit seiner Familie so weit weg gezogen, dass sie ihn nur zwei mal im Jahr sahen.

Nur ihr Vater bestärkte sie in ihrem Vorhaben.

„ Lass Dir den Wind um die Nase wehen, mien Deern!“, sagte er.

Englisch konnte sie gut, Im Zeugnis stand eine eins.

Lange Jahre hatte sie mit einer Tante in Amerika korrespondiert.

Der Bruder ihrer Mutter lebte dort.

Nun sollte es los gehen. 

Mit dem kleinen VW nach Bremen.

Ihr Vater schimpfte über die holprigen Straßen der Autobahn.

Sie saß mit ihrer Mutter hinten. 

Ihre Tante vorn.

Ein Schauer nach dem anderen lief ihr über den Rücken.

So weit weg von ihrem geliebten Vater.

Außer ihrer Tante und ihrer Cousine kannte sie in dem fremden Land niemanden.

Sie schauderte.

Am Hafen klammerte sie sich an ihren Vater.

„ Papa, Papa ich will nicht fort!“

Mit beiden Koffern in der Hand lief die Tante die Gangway hinauf und rief:

„ Nun komm endlich, das Schiff wartet nicht…….

( © Monika Zelle 19.11.2019 )

( © Monika Zelle 19.11.2019 )

Sonntagsspaziergang

Noch strecken die Geranienblüten auf meinem Balkon ihre Köpfe der Sonne entgegen.

Tagelang hatte sie sich hinter den Wolken versteckt.

Auch meine Astern blühen in voller Pracht, und das im November.

Am Morgen war es so neblig, dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte.

Dieser Tag lockt zu einem ausgiebigen Spaziergang in der vielleicht noch wärmenden Mittagssonne an.

Doch dieser Wunsch wird jäh durch einen Anruf meines Sohnes zerschlagen.

Der Bulli, ein VW-Bus Oldtimer soll ins Winterquartier zu Sagebiehl nach Neugengamme. Mit seinen zweckentfremdeten Gewächshäusern verdient der sich eine goldene Nase.

Ich koche Kaffee, und schaue dabei sehnsüchtig aus dem Küchenfenster in den blauen Himmel. 

Das Thermometer zeigt 3° an. 

In der Nacht waren also schon Minusgrade.

Schweinekalt im Vergleich zur letzten Woche, da waren noch 18° plus draußen.

Man konnte per Taille gehen. Dem Klimawandel sei Dank.

Jetzt wollen Vater und Sohn auch noch die Rollen meines Kleiderschranks austauschen.

Das kann dauern.

Doch dann ist es soweit. 

Die beiden verlassen das Haus.

Vielleicht erhasche ich doch noch ein paar Sonnenstrahlen.

Schnell Schuhe und Mantel an, Mütze auf, die Treppen runter.

Frische Luft.

Herrlich.

Ich höre das Rascheln des Laubes unter meinen Füßen.

Es ist noch nicht den Laubbläsern zum Opfer gefallen.

Diesen kreischenden Ungeheuern.

Nicht einmal Geld für Ohrenschützer und Mundschutz ist für die Arbeiterkolonne da. Vielleicht sehe ich auf dem Balkon des Seewetteramtes und Tropeninstituts noch den Sonnenuntergang.

Schnell die Straße hinunter über die Brücke, ein kurzer Blick zu den Obdachlosen, die ihr Nachtlager noch nicht gegen das Winterquartier eingetauscht haben. Es wird Zeit, die Nächte sind kalt.

Auf dem Rückweg werde ich sie fragen, ob sie warme Decken brauchen.

Die Sonne ist noch da. 

Zum Glück.

Spiegelt sich in den Fenstern der Elfie, die sie wie goldene Pfeile abblitzen lässt.

Ich warte.

Dann geht es rasend schnell.

Eben noch ein feuerroter Ball, schon haben plötzlich aufquellende Wolken die Sonne verschluckt.

Kaum ist sie verschwunden, wird es ungemütlich und kalt.

Trotzdem laufe ich den Venusberg hinunter.

Die Bäume haben noch nicht alle Blätter verloren.

Sie rascheln im Wind und wispern mir zu:“

„ Weißt Du noch, als Du mit den Schülern und Lehrern der Jan-Valkenburg-Schule demonstriert hast, um diesen kleinen Park zu retten?

Ich erinnere mich.

Natürlich.

Die Bäume würden hier nicht mehr stehen. 

Eigentumswohnungen sollten gebaut werden.

Uns die Bäume nehmen, die wir doch so dringend zum Atmen brauchen.

Ich denke an meinen Balkon, der bei jedem Besuch eines Kreuzfahrtschiffes im Hafen von Feinstaub bedeckt ist.

Ich atme tief ein, und denke an die Ozonschicht, die immer dünner wird.

Wie lange noch.

Mein Atem verlässt als Raureif meinen Mund.

Noch schnell über die Michelwiese.

Am Eismann vorbei, wo sich im Sommer die Touris tummeln, und das immer viel zu teure und kalte Eis essen.

Sehe ich da etwa kleine Eiskristalle auf dem Wasser des Planschbeckens?

Hätte vielleicht schon mal abgelassen werden müssen.

Die Luft riecht nach Schnee.

Ich schaue auf die Micheluhr.

17.30h.

Die Leute strömen in die Kirche zum 18h Gottesdienst. Vielleicht um sich dort nach einem ausgiebigen Sonntagsspaziergang aufzuwärmen?

Zu Hause angekommen, sehe ich gerade noch, wie mein Eichhörnchen mit einer Walnuss in den Pfoten von meinem Rosenkübel über den Sims zu meinem Nachbarn flieht.

Ach ja, es ist zwar schon fast dunkel, aber ich könnte noch die Tulpenzwiebeln in die Erde meiner Balkonkästen stecken.

( © Monika Zelle 12.11.2019 )