Wer ist sie wer will sie sein

Wer ist sie, wer will sie sein?

Versonnen steht sie vor ihrem Kleiderschrank, und fragt sich, was sie heute anziehen soll. Nicht zu warm, nicht zu kalt.

Es ist 9 Uhr morgens. Für sie mitten in der Nacht.

Draußen regnete es. Das Thermometer zeigt nur 13°.

Ein trüber Morgen, genau so trübe wie ihre Gedanken.

Um 13h geht ihr Flieger nach Ibiza. Dort zeigt das Thermometer 30°, hat sie gegooglet.

Der Koffer ist noch nicht gepackt.

Drei Wochen will sie dort verbringen. Endlich, mal ein richtig langer Urlaub.

Allein. 

Die Erholung, das Licht, das Schwimmen im Meer wird ihr gut tun.

Ihre Gedanken hellen auf. 

Schweigen kann sie auch alleine. Wie lange waren sie schon zu zweit allein?

Sie vor dem Fernseher, und er? Ein I Phone Junkee.

Und dann diese emotionale Kälte, an der sie regelmäßig erfror. Wenigstens war es auf Ibiza warm.

In Gedanken sah sie das weißgetünchte Haus ihres Kollegen, die riesengroße Terrasse mit Blick auf das Mittelmeer.

Der Duft der Mimosen.

Jetzt aber schnell.

Soll sie drei oder 4 Kleider mitnehmen, und welche?

Lange Hosen trägt sie schon lange nicht mehr. Zu unbequem.

Wahllos zieht sie Kleider und Röcke aus dem Schrank, und wirft sie in den riesigen Koffer.

Ach ja. Den Badeanzug und den Tankini nicht vergessen.

Den Bikini? Nein! Undenkbar.

Unterhemden würde sie nicht brauchen. Vielleicht eines für den Flug.

Die Klimaanlage war oft zu kalt eingestellt.

Fliegen ist auch nicht mehr das was es einmal war, dachte sie.

Früher gab es ein richtiges Menue um die Mittagszeit. Heute nur noch ein Sandwich.

Der Kaffee, ungenießbar zudem unbezahlbar. 

Was er wohl machte in den 3 Wochen. Eine lange Zeit, sie nur am I Phone zu verbringen.

Na ja, er hatte ja Barbara.

Ihr wurde heiß und kalt. Eine tiefe Röte stieg ihr ins Gesicht.

Warum diese Eifersucht. Völlig unangemessen. Sie führte doch schon lange ein Leben allein, er war nur ihr Mitbewohner, darauf hatten sie sich geeinigt, wegen der teuren Mieten, die sie den Miethaien nicht in den Hals werfen wollten.

Oh, es ist schon 10. Jetzt aber schnell.

Ach, die Kosmetikutensilien. 

Jetzt den Koffer schließen. Hoffentlich war er nicht zu schwer.  Die Geheimzahl für das Schloss eingeben.

Die vergesse ich bestimmt wieder. Obwohl, kann man seinen eigenen Geburtstag vergessen?

Und jetzt das Taxi.

Online konnte sie den Flug noch nicht buchen, und er hat sich geweigert.

Na ja. Immerhin konnte sie mit ihrem Smartphone Das Taxi bestellen.

Es klingelt. Das ging aber schnell.

Der Taxifahrer, ein Farbiger, lächelte sie freundlich an. „ Na?, junge Frau, wo soll es hingehen?“ Sehr witzig!

„ Zum Flughafen!“

Er hatte bestimmt eine gut aussehende Frau und 5 süße Kinder zu Hause, die sie über alles liebten. Ja, die coloured people, sie verstanden es Kinder groß zu ziehen, mit ihrer Liebe und Ausgeglichenheit. Sie sind die Menschen der Schöpfung mit ihren wundervoll weißen Zähnen,  ihren schönen Haaren und ihrer tollen Haut. Da können wir Weißen uns eine Scheibe von abschneiden. Wir wollen die Schöpfung sein? Niemals.

Höchstens oftmals Herrenmenschen!!

Er lachte und sang die ganze Zeit auf der Fahrt, und bewegte sich in seinem Autositz zu den afrikanischen Rythmen des Radios.

Die Sonne ging auf. Ihre Stimmung stieg von Minute zu Minute.

„ Wir sind da, ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug!“

„ Dankeschön!“, hauchte sie. 

„ Schade, mit Ihnen hätte ich gerne mehr Zeit verbracht!“

Galant reichte er ihr seine Karte.

„ Bis in 3 Wochen Madame!“

Dann stieg er aus, und trug ihren schweren Koffer zu einem der herumstehenden Gepäckwagen.

In Hochstimmung betrat sie den Airport.

( © Monika Zelle  23.05.2023 )

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