Fleißige Bienchen

Fleißige Bienchen

Er schweigt.

Sie ist verzweifelt.

Bleibt stehen.

Fotografiert ihre Heimatstadt.  

Zur Erinnerung für die Kinder, wenn sie einmal nicht mehr ist. 

Er rennt vor.

Hasst es, wenn sie stehen bleibt.

Friert, weil er sich nie warm genug anzieht.

Da kann sie reden…….

„ Mal wieder einen Fehler gemacht! Zuviel auf ihn geachtet.

Er lässt sich nicht gerne gängeln. Friert halt lieber.“

Menschen treiben vorbei.

Verkaufsoffener Sonntag.

Sie schlägt wieder zu

In ihrem Modelädchen.

Die Verkäuferinnen schwirren wie Bienen um sie herum, und reden auf sie ein.

Sie weiß schon was zu ihr passt, jedenfalls besser als die fleißigen Bienchen.

Er sitzt auf dem Stuhl vor den Umkleidekabinen.

Schaut gleichgültig.

Fängt ein Gespräch mit einer Verkäuferin an.

Da kann er reden. 

„ Es ist gut, dass ich meiner Lust frönen kann, meine Ersatzbefriedigung!“

Sie probiert an, probiert aus.

Dreht sich vor ihm.

Er scheint teilnahmslos.

Es ist ihm egal, was sie kauft. 

Er sagt nichts.

Nicht einmal zu den 200,00 Euro, die sie auf den Kopf haut.

„ Warum bin ich noch mit ihm zusammen. Weil er mir alle Freiheiten lässt?

Sich nie irgendwo einmischt? Ich machen kann was ich will?

Will ich das wirklich? 

Die anprobierten nicht gekauften Kleider hängen an der dafür vorgesehenen Stange.

Er sitzt immer noch auf seinem Stuhl. Starrt und schweigt.

Die Verkäuferin hat wohl ihr Interesse an ihm verloren. 

Was kann er der auch schon erzählt haben. Höchstens einer seiner banalen Witze.

Unterhaltsam kann er sein. Ja……..

Aber nur mit Freunden oder Fremden. Sehr unterhaltsam sogar.

Ihr Einkauf ist getätigt.

Vollbepackt stehen sie im Regen. Es schüttet wie aus Eimern, Hamburger Wetter eben…..

Sie beschließen, in ein Restaurant in unmittelbarer Nähe des Modelädchens essen zu gehen.

Der Kellner wie immer einen flotten Spruch auf den Lippen.

Er schlingt und schweigt.

„ Traut er sich nicht, mit mir zu sprechen? 

Was ist nur aus uns geworden, oder war es schon immer so? Habe ich es nicht bemerkt?

Kinder, Küche, Computer und Mutter, das war meine Welt!“

Hatte er zu wenig Raum in meinem Leben?

Er hat für sie gesorgt. Für sie und die Kinder.

Vielleicht hat er auch eine Geliebte. Dachte sie zumindest. Zuzutrauen wäre es ihm.

Soll das jetzt alles gewesen sein? Oder kommt da noch was?

„ Ich bin noch so lebenshungrig, tanzwütig, reiselustig!!

Möchte in die Ferne schweifen, und bin mir doch nicht nah!“

Ihm auch nicht.

Wann haben wir uns das letzte Mal richtig geliebt. Ja, wann……..

( © Monika Zelle 05.04.2022 )

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