M & B

M & B

Es ist als hätte ich den Verstand verloren…. ja vielleicht, dachte sie…

Schwarze Rauchschwaden stiegen gen Himmel……

Zwei Tage zuvor…..

In sich gefangen und getrieben wanderte sie den endlos langen Heideweg hinauf zu ihrem Land, und dachte an den Bruder. Ob er noch lebte?

Der Mond schien sich im weißen Heidesand zu sonnen. Diesen Weg kannte sie wie ihre Westentasche, sie würde ihn mit geschlossenen Augen finden.

Verwunschen lag es da, ihr Heideland.

Die Gartenpforte quietsche.

„Klein“ stand immer noch auf dem verrosteten Schild.

Sie streichelte sanft den Steinermann, den ihr Vater vor gefühlten hundert Jahren dort mit seinen heilenden Händen geschaffen hatte.

Sie arbeitete sich durch das Dickicht bis zu den Hütten durch. Sie schienen unbewohnt.

Eigentlich ist das Hausfriedensbruch, dachte sie.

Die Türen standen offen.

Den Schlüssel, den sie über Jahre aufbewahrt hatte, brauchte sie nicht.

Es stank bestialisch hier drinnen, nach Marderkot.

Früher tanzten auch die Mäuse auf dem Tisch, wenn sie nach einem langen Winter mit ihrer Familie hierher kam.

Mehl, Zucker und Seifenvorräte waren von ihnen vertilgt worden.

Nein, hier konnte sie nicht nächtigen.

Der Himmel mit seinem glitzernden Sternenzelt würde ihr ein Dach über dem Kopf geben.

Die Nächte im August waren warm genug.

Sie legte sich auf ein Bett aus Moos, neben ihren Baum, dem sie all ihre Freuden, Sorgen und Nöte anvertraut hatte. Morgen würde sie hinaufklettern, und von oben schauen, wer dieses Land verkommen ließ.

Sie hörte Kinderstimmen. 

„ Tor, Tor!“ schrien sie.

Die gütige Stimme ihres Vaters ließ sie in einen tiefen Schlaf versinken, aus dem sie am frühen Morgen von den Vögeln geweckt wurde.

Die Bickbeeren standen in voller Blüte.

Auch wenn sich hier jetzt jemand einfinden sollte, sie verlässt das Grundstück nicht wieder, komme da was wolle.

Im Schuppen war bestimmt noch ein altes verrostetes Schloss mit einer Kette zu finden.

Damit wollte sie sich hoch oben im Baum anketten.

Ihr Baum mit seinen starken Armen hält und beschützt sie, wie früher.

Vorher aber müssten die stinkenden Hütten brennen.

Diese Ungepflegtheit und den Verfall hatten sie nicht verdient.

Einen Frühjahrsputz überleben sie nicht.

Der Duft der Heideblüte streichelte ihre Sinne.

Sie folgte ihm ins Tal der Sehnsüchte.

So früh waren hier noch keine Menschen unterwegs, um ihre Picknickdecken auszubreiten, und ihren vom Essen und Trinken übrig gebliebenen Müll zu hinterlassen. 

Sie trank von dem frischen Quellwasser ihres Baches, watete mit ihren Füßen darin.

Über den Berg mit der alten Birke erhoben sich die ersten Sonnenstrahlen.

Sie wanderte hinauf, und suchte das eingeritzte Herz mit Ihrem und dem Namen ihrer ersten großen Liebe in der Lehne der einzigen Bank hier oben.

„ Wie heißt der Bürgermeister von Wesel!“

„ Esel!“ 

Alle Wünsche und Träume kehren zu ihr zurück, genau wie das Echo, bevor sie sich in die ewigen Jagdgründe verabschiedet.

( © Monika Zelle 04.05.2021 )

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