Voraussichten
Wenn sich die Erderwärmung in den kommenden Jahren um 2° erhöht, ist das Miniaturwunderland, was eigentlich für die Ewigkeit erbaut sein sollte, in höchster Gefahr, überflutet zu werden.
Venedig würde im Meer versinken.
Die Hauptkirche St. Michaelis stünde voraussichtlich mit den Füßen im Wasser.
Die Bauern müssten anstatt Massentierhaltung längst auf Insektenproteine umgestellt haben.
Mücken überfielen Italien, und die Algen nähmen den Fischen den Sauerstoff.
Der Notstand würde ausgerufen….
Wenn Miriam gerade mit Paul in ihrem jährlichen Dänemarkurlaub noch mit den Füßen in der Ostsee planschte, wären die Regale der Supermärkte schon mit Weihnachtsmännern gefüllt.
Nicht aber in ihrem Biomarkt, in dem sie endlich wieder, wie seit gefühlten 50 Jahren, ihre geliebten Lebensmittel einkaufen würde, um sich und Paul um jeden Preis gesund zu ernähren. Auf die leckeren Brötchen, die nicht nur aus Luft bestanden, freute sie sich jetzt schon.
Auch auf die Rollenspiele am Telefon mit ihrer Enkelin. Lea freut sich bestimmt, wenn sie die Lego Friends Bausteine aus Dänemark so in zwei, vier, oder auch in acht Wochen in den Händen hält.
Dann würde sie ihre Zuckerschnute liebevoll in den Schwitzkasten nehmen.
Miriam machte sich große Sorgen um die Zukunft ihrer Enkelin.
Wie würden die Kriege in der Welt sich entwickeln, oder kommt endlich der langersehnte Frieden. Friedensverhandlungen waren nicht in Sicht.
Wenn sich der Krieg in Europa ausweitet, wären nicht einmal Bunker in der Nähe.
Wahrscheinlich würden sie und Paul einfach in ihrer Wohnung verharren.
Am Himmel war der Mond zunehmend. Miriam würde wieder keinen Schlaf finden.
In ein paar Tagen würden sie die Rückreise antreten. Miriam machte sich Sorgen um die Autofahrt, sie spürte Pauls Unsicherheit am Lenkrad.
Die vielen LKWs auf den Autobahnen, die die Lagerräume ersetzten, machten ihm zu schaffen.
Zu Hause angekommen, würde sie ihm von Herzen danken, dass sie heil angekommen waren.
Miriam würde ihm sein Lieblingsessen kochen, natürlich vegan. Sie würde seine Wäsche waschen, und seinen Koffer auspacken, den der Sohn in die kleine Wohnung in der 2. Etage ihres Mietshauses getragen hätte.
Es würde für sie eine große Umstellung bedeuten, wieder in dieser engen Wohnung zu leben, nachdem sie 14 Tage ein geräumiges Ferienhaus bewohnt hatte.
Paul interessierte das alles nicht. Er wird wieder ununterbrochen auf seinem I Phone Glücksspiele spielen.
Ihre Nachbarin hatte die Pflanzen sicherlich gut gewässert. Wie immer. Das Andenken aus Hvide Sande würde sie bestimmt freuen.
Miriam hatte sich vorgenommen, endlich wieder einmal zum Schwimmen zu gehen. Mindestens zwei Mal in der Woche.
Die abfälligen Blicke ob ihres Alters und der Orangenhaut würde sie zu ignorieren wissen.
Sie freute sich jetzt schon auf das beheizte Außenbecken, in dem sie auch bei Minusgraden ihre Bahnen zöge….
Die Sturmflutwarnung für die kommenden Tage in Hamburg machte ihr zu schaffen.
Sicherlich mussten wieder einige Fahrzeug vom Fischmarkt abgeschleppt werden.
( © Monika Zelle 25.03.2025 )