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Der goldene Käfig

Wieder einmal sitze ich hier, und weiß eigentlich nicht, was ich hier soll.

Wäre ich doch viel lieber irgendwo in der Sonne am Meer, könnte mich den Wellen hingeben, weit hinaus schwimmen , das Wasser an meinem Körper spüren, die Weite um mich herum. 

Stattdessen hocke ich in einer engen Mietwohnung in der 2. Etage ohne Fahrstuhl. 

Seit Tagen ist es diesig und dunkel draußen, kein Sonnenstrahl durchdringt die dichten Wolken. Es ist Winter, der einzige Baum vor meinem Fenster strahlt auch nur Kälte aus…

Schemenhaft sehe ich durch ihn hindurch die Elfie.

„ In mir klingt ein Lied ein kleines Lied“. Wie gerne würde ich doch nur einmal ein Konzert dort besuchen. Doch ich sehe auf meinem kleinen Spaziergang durch mein Viertel nur die Besucherströme dorthin pilgern.

Teuer ist sie geworden, die Elfie. Statt 400 Millionen hat sie fast 800 Million gekostet.

Nichts für Leute, die nur von der Hand in den Mund leben.

Ich widme mich wieder meinen Recherchen im Internet. Ein Tinyhaus wäre super.

Entweder mitten im Wald oder am Meer. Viel zu teuer. Und wo soll ich mit meinem ganzen Krempel hin. Hunderte von Büchern belagern meine Schränke und Regale.

Nichts gegen meine Bücher, ich liebe sie heiß und innig, ich lebe in meinen Büchern und mit ihnen,  aber mitnehmen? Alle?

Mit dem Alter wird man immer schwächer. Einen Umzug müsste ich komplett von anderen machen lassen. Aber von wem? Den Kindern? 

Die sind so beschäftigt, dass sie für solche verschrobenen Gedanken ihrer Mutter keine Zeit hätten. Sle würden mich für verrückt erklären. Nach 50 Jahren Ehe mit fast 80 Jahren einen Tapetenwechsel?

Früher, ja da waren wir unterwegs, jedes Wochenende, mit dem Bulli. Viele Länder haben wir bereist. Die Erinnerung bleibt.

Das Buch von Elke Heidenreich „ Ihr glücklichen Augen“ lockt mich jeden Abend zeitig ins Bett. Ich versinke in die bildhaften Geschichten ihrer vielen Reisen. Elke hat schon in jungen Jahren bis heute die ganze Welt bereist, und diese Reisen in einem Buch zusammengefasst.

Immer noch besser, in diesem wundervollen Buch zu lesen, als jeden Abend das Leben aus zweiter Hand zu leben. „ Der eiserne Erzieher“ hat mein Vater immer gesagt.

Das endlose Zetern der Politiker*Innen der unterschiedlichsten Parteien. Rededuelle, um Stimmen für sich zu erheischen. Seit Jahrzehnten die gleichen Parolen, ohne irgendetwas zu ändern. Zum Beispiel das Thema Bildung, nie richtig angefasst. Oder die unsäglichen Renten.

Wie lange habe ich gearbeitet? Gefühlt 40 Jahre. Leider immer nur Teilzeit wegen der Kinder und der Pflege der Mutter. Und jetzt? Einen Hungerlohn an Rente.

In Österreich bekommen die Menschen 90% ihres letzten Nettolohnes.  Und zwar alle. Dort zahlen alle in die Rentenkassen ein. Das mag bei manchen nicht viel sein, aber immerhin eine Ansage. Was ist los mit den Politikern*Innen in diesem Land. Sich ihre Diäten erhöhen, das können sie. Als Vorstandsvorsitzende in Ausschüssen sitzen. Warum zahlen Staatsdiener*Innen nicht in die Sozialkassen ein?

In meiner Stadt gibt es viele Millionäre.

Doch ich sehe jeden Tag die Armut auf meinem Spaziergang durch den kleinen Park.

Dort sitzt er, der Mann ohne Namen. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Er lächelt mich an. Ich lächle zurück. Morgen bringe ich ihm heißen Kaffee und eine warme Decke.

Kein Wunder, dass so viele Menschen den unsäglichen Rechtspopulisten ihre Stimme geben, wenn die Politik sich nicht bewegt.

Neulich hat mein Sohn mich ermutigt mit auf eine Demo gegen Rechts zu gehen.

Ich hatte mir sogar ein Schild mit der Aufschrift „ Wehret den Anfängen“ umgehängt.

Dachte ich doch, ich könnte nicht mehr auf so eine Demo gehen. Viel zu laut. Zu viele Menschen.

Ich habe es nicht bereut. Mit Freunden meines Sohnes standen wir gemeinsam Hand in Hand in einer Menschenkette um das Rathaus. Ein gutes Gefühl. Sogar unser Bürgermeister war dabei.

Und nun.

Die Tage plätschern dahin, ohne große Veränderungen.

Ich liebe Veränderungen. Reisen, so wie Elke, durch die Welt chatten. 

In meinem Alter? Aber ist das jetzt ein Leben? Die meiste Zeit auf dem Sofa?

Den „ Mitbewohner“, wie er sich selbst spaßeshalber nennt, fast nicht mehr wahrnehmen, weil  ihm das Smartphone wichtiger ist. Diese Geisel der Menschheit, Fluch oder Segen? Mitbewohner. Frechheit. In jedem Spaß steckt auch etwas Ernst, oder?

Was werde ich tun.? Wie werde ich mich entscheiden? Wieviel Zeit bleibt mir?

Eine Gefangene meiner selbst sein, oder wie Elke noch einmal in die Welt hinaus.

Vielleicht auf dem Jakobsweg? Nicht nach Santiago de Compostela in Spanien.

Nein. Da pilgern sie alle hin…..Er kann vor meiner Tür anfangen, der Jacobsweg, 

und dann? Immer weiter, weiter weiter…..

( © Monika Zelle 11.02.2025)

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