Nastrovje
Das Wetter auf der Krim ist zur Zeit noch sonnig und warm.
Aber am Horizont ziehen dunkle Wolken auf.
Später wird es regnen.
Das Wochenendhaus liegt hoch am Hang, umgeben von Zypressen.
Gerhard sitzt vor dem Haus auf einer Bank, wie immer, bei einem Glas Rotwein.
Er wartet.
Eigentlich sollte Wladimir schon längst da sein.
Schafft der den Aufstieg wieder nicht, weil er zu viel Wodka intus hat?
Ach, da ist er ja schon.
Die Freunde begrüßen sich mit einer herzlichen Umarmung.
„ Wladimir, schön dass du da bist!“
„ Ja, ich freue mich auch Gerhard, aber ich kann nicht so lange bleiben, sonst verliere ich den Überblick über meine Truppen in der Ukraine.“
„ Ja, darüber wollte ich mit dir sprechen Wladi. Schau mal, Du bist doch ein kluges Kerlchen, warum setzt Du Dich nicht wieder zu diplomatischen Gesprächen mit Olaf und Emmanuell an einen Tisch.
„ Warum sollte ich Gerhard, hast Du nicht mitbekommen, dass Boris jetzt Soldaten ins Baltikum geschickt hat? Was soll ich machen, die Natomitglieder provozieren mich, wo sie nur können.“
„ Wladimir, der Klügere gibt nach. Es geht doch auch um unsere Gaslieferungen nach Europa.
Wir beide verlieren Milliarden!“
„Ich habe da einen Vorschlag Wladi.“
Was hältst Du davon, wenn wir die Krim teilen. Du behältst Deinen Zugang zum schwarzen Meer, und damit zu Europa, und die Ukraine auch.
„ Nein, auf gar keinen Fall. Ich will alles. Ich will die Länder, die einmal zu Russland gehörten alle zurück, einschließlich Polen.
„ Wladimir, das ist Wahnsinn, das wirst Du nie schaffen, dieser Krieg wird eine unendliche Geschichte, und endet im Desaster. Komm, wir trinken erstmal einen Vodka.
Gerhard stellt die Flasche auf den Tisch, und schenkt ein.
„ Nastrovje mein Freund!“
„ Nastrovje Gerhard.“
So Yeon kommt später noch vorbei, und bringt uns ein Süppchen.
„ Oh, das freut mich Gerhard, dann lerne ich endlich Deine schöne junge Frau kennen!“
Sie trinken weiter.
So Yeon kommt den steilen Hang hoch. Sie trägt einen schweren Rucksack auf ihrem Rücken.
„ Da bist Du ja endlich mein Schatz, wir sind hungrig wie ein Bär!“
Wladimir umarmt So Yeon, und merkt es sofort. Da springt ein Funke über.
Zum Süppchen gibt es reichlich Rotwein. Danach wieder Vodka…
„ Ich mache jetzt mein Mittagsschläfchen mein Schatz.“
„ Ja, Gerhard ruhe Dich nur gut aus, und schlaf schön.“
Wladimirs und So Yeons Blicke treffen sich.
Nach zwei Stunden hat Gerhard seinen Mittagsschlaf beendet.
„ Gerhard, ich habe mir Deinen Vorschlag durch den Kopf gehen lassen. Morgen telefoniere ich mit Olaf und Emmanuell. Bedingung ist aber, dass sie sofort die Soldaten aus dem Baltikum zurückziehen.
„ Well done Wladimir, dafür sorge ich!“
Gerhard lehnt sich auf seiner Bank zurück, und steckt sich eine Brasil an.
( © Monika Zelle 10.04.2024 )