6 Kinder
Noch nie hatte ich einen Mann getroffen, den ich so liebte wie ihn.
Er gab mir alles was ich brauchte , er machte mich einfach glücklich, in jeder Beziehung.
Liebevoll hatte ich den Tisch im Wohnzimmer meiner kleinen Mansardenwohnung gedeckt, als das Telefon klingelte.
„ Maja, Liebes, ich bin nach dem Spiel mit ein paar Kumpels in die Härkeklause gegangen, wir spielen hier noch eine Runde Darts, dann komme ich nach Hause, ok?
Ich schluckte, wenn er dann kam, würde das Essen wieder kalt sein.
„ Bitte Jürgen, komm doch nach Hause, ich habe Schweinebraten mit Rotkohl für uns gekocht, Dein Lieblingsessen!“
„ Halte es doch warm, ich bin in spätestens in einer Stunde zu Hause, ok?
Oder, wir können es doch auch morgen essen, Liebling!“
„ Morgen arbeite ich, und esse in der Kantine, das weißt Du ganz genau!“
„ Ok, ich bin gleich da!“
Ich wartete.
Wer nicht kam, war mein Jürgen.
Nach einer Stunde rief er wieder an.
„ Jetzt lallte er:“ Maja, komm doch her, Du kannst auch mitspielen, es ist so gemütlich hier! Du darfst auch mein Auto nehmen, ich habe es gestern bei Dir vor der Tür stehen lassen!“
Das Essen war inzwischen kalt. Ich stellte es in den Kühlschrank.
Dann zog ich mich an, und ging runter zum Auto, stieg in seinen schnittigen grauen Opel Manta Automatik. Meine früheren Freunde haben mich nie mit ihren Autos fahren lassen. Jürgen schon, er war einfach süß, mein Jürgen.
Ich fuhr also in die Härkeklause. Als ich die Kneippe betrat, empfingen mich die Jungs von Jürgens Mannschaft mit einem lauten Gejohle. Sie hatten alle schon kräftig getankt.
Der Wirt Udo, ein in die Jahre gekommener Mann, mit einem dicken Bauch, als wäre er im neunten Monat schwanger, stellte mein Lieblingsgetränk einen Aperol Spritz auf den Tresen.
Weil ich noch nichts im Magen hatte, stieg der Alkohol mir sofort in den Kopf.
Wir spielten Darts bis zum späten Nachmittag.
Mit dem Opel Manta fuhren wir natürlich nicht mehr nach Hause. Wir gingen tatsächlich zu Fuß. Es waren so 5 Kilometer bis zu meiner Wohnung.
Als wir dort ankamen, waren wir einigermaßen wieder nüchtern.
„ Jürgen, es muss aufhören mit den sonntäglichen Ausflügen in die Härkeklause nach Euren Spielen!“
Er nahm mich liebevoll in den Arm, kein Mann hatte mich bisher so zärtlich in den Arm genommen, und flüsterte mir ins Ohr:
„ Maja, ein Klempner der nicht säuft, eine Rinne die nicht läuft, eine Frau, die nicht still hält, das ist nichts für die Klempnerwelt!“.
Ich musste lachen, und wir liebten uns, als gäbe es keine Morgen. „ Ich will ein Kind von Dir, flüsterte ich ihm ins Ohr.
Jürgen war 12 Jahre älter als ich, er wollte keine Kinder.
Auch das hätte ich wohl in Kauf genommen.
Jürgen war ein Guter.
Eines Tages sagte er zu mir:“ Maja, ich trenne mich von Dir, Du bist noch jung, dann kannst Du in aller Ruhe eine Familie gründen, und so viele Kinder bekommen, wie Du möchtest. Ich wollte fünf.
Ich fiel in ein tiefes Loch, und dachte für mich würde die Welt untergehen.
Sie ging aber nicht unter.
Ich lernte tatsächlich einen anständigen Mann meines Alters kennen, mit dem ich guten Gewissens eine Familie gründen konnte. Wir heirateten und bekamen 3 Kinder.
Aber so wie ich Jürgen geliebt habe, habe ich nie wieder einen Mann geliebt.
( © Monika Zelle 04.04.2023 )