Gorges du Tarn
Und der Vater blickte stumm……
Sie saßen am Tisch in ihrer Remise beim Mittagessen. Der Vater, die Mutter, die Schwester und der 6 jährige Tim.
Es waren die letzten Ferien für Tim in Südfrankreich im Gorges du Tarn, bevor er in die Schule kam. Sein Vater hatte dort ein Grundstück gepachtet.
Tim saß da, als ob er einen Stock verschluckt hatte, und schaute ängstlich auf den Vater.
„ Was ist!“, polterte der.
„ Ich möchte an den Fluss, baden!“, flüsterte Tim.
„ Ja geh doch, aber in einer halben Stunde bist Du zurück, dann hilfst du mir mit den Steinen!“
Schnell verließ Tim die kleine Küche, packte seine Badehose ein, und lief an den Fluss.
Wild rauschend tobte der Tarn durch die hohen Schluchten um sich hier in Le Bourg in einem kleine See zu verfangen.
Das Wasser war eiskalt. Dennoch schwamm Tim eine ganze Weile in dem See herum, und genoss das kühle Nass. Es war warm, sehr warm draußen, an die 40 °.
Die Menschen ächzten in der Hitze.
Sie saßen in dem Cafe des kleinen Ortes, aßen Eis, tranken Wein oder kaltes erfrischendes Wasser.
Immer wieder sprang Tim in den See, um von einem Ende ans Andere zu schwimmen, tauchte dann und wann unter, um dann wieder prustend aufzutauchen, und sich das Wasser aus den Haaren zu schütteln.
Langsam trottete er zu seinem Handtuch, legte sich darauf. Der betörende Duft der Mimosen berauschte seine Sinne. Er schlief ein. Nach Ewigkeiten wachte er auf und erschrak zutiefst.
Wie der Wind lief er zu dem Grundstück. Sein Vater stand schon am Zaun und hielt Ausschau. Wahrscheinlich nach ihm.
Schnell lief Tim an ihm vorbei, zu seiner Mutter in die Remise.
Schon stand sein Vater hinter ihm, die Luftpumpe in der rechten Hand.
Seine Schreie verhallten in den Schluchten des Tarn.
Jetzt musste er wieder 14 Tage lange Hosen tragen, und das bei der Affenhitze
Als Tim eines Tages an dem Cafe vorbeilief, um in der Boulangerie ein Pain zu kaufen,
winkte ihn ein älterer Mann zu sich, forderte ihn auf, neben ihm Platz zu nehmen, und lud ihn zu einem Eis ein. Lange unterhielt er sich mit dem Jungen.
Als er mit dem Pain nach Hause kam, war sein Vater zum Glück nicht anwesend.
Seine Schwester schaute hämisch.
Kurz bevor die Familie ihre Heimreise antreten wollte, saßen sie beim Abendbrot und besprachen die Route. Meistens fuhren sie gegen 24h in Le Bourg ab, weil in der Nacht nicht so viel Verkehr auf den Straßen war.
Die Kinder sollten ein paar Stunden vorschlafen, während die Eltern ihre sieben Sachen in den Peugeot 404 packten.
Als die Mutter die Kinder wecken wollte, war Tims Bett leer.
Ohne auch nur einen Gedanken an ihn zu verschwenden traten sie die Heimreise an.
( © Monika Zelle 26.04.2022 )