Wir wollen tanzen, tanzen, tanzen….

Wir wollten tanzen, tanzen, nur noch tanzen……

Ausbrechen aus dem Alltagsgrau mit Windeln, Fläschchen und schlaflosen Nächten.

Meine Freundin Maria und ich tranken noch einen Dimpel  Whiskey, das Geschenk eines Geschäftsfreundes ihres Mannes. 

Dann ging es los auf die Reeperbahn, zum Tanzen, natürlich mit Erlaubnis unserer Ehemänner, die die Windeln und das Fläschchen übernahmen.

Das Bayrisch Zell, wie immer an einem Samstag Abend, brechend voll.

Die Telefone auf den Tischen klingelten heiß. 

Die Lämpchen gingen an und aus.

Besichtigung der Ställe nannten meine Freundin und ich dieses Tanzvergnügen.

Dann klingelte auch schon unser Telefon.

Zwei angenehme Stimmen forderten uns zum Tanzen auf.

Unsere Lämpchen blieben an.

Als die beiden Männer an unserem Tisch standen, errötete Maria bis unter die Haarwurzeln. 

Zwei überaus gutaussehende, sympathische, große, gut gewachsene Beaus in Kapitänsuniformen standen vor uns, und forderten uns mit einem perfekten Diener zum Tanzen auf. Eigentlich hielt ich nichts von Uniformierten, schon gar nicht von blonden blauäugigen. 

Dennoch  begann ich vor Aufregung an zu zittern. 

Mein Kapitän hatte zum Glück Augen so schwarz wie die Nacht.

Noch nie hatte ich mit einem Kapitän der Marine getanzt. 

Maria auch nicht. 

Die beiden Kapitäne waren Holländer, wie sich aus dem Gespräch auf der Tanzfläche herausstellte. 

Sie erzählten uns von ihren Frauen und Kindern zu Hause. 

Maria und ich von unseren Familien. 

Die beiden tanzten himmlisch. 

Eng umschlungen gaben wir uns der Musik hin, und wiegten uns im Takt. 

Dann spielte die Band auf der Bühne das Lied „ Love me Tender“ von Elvis. 

Maria und ich versanken nicht nur im siebenten Himmel, nein, wir versanken auch in den Armen unserer Kapitäne.

Ich glaube, wir wünschten uns beide, dass diese Nacht nie enden sollte.

Dann wurde es aber doch Zeit, nach Hause zu gehen.

Mit einer abermals perfekten Verbeugung brachten die beiden uns an unseren Tisch, und bestanden darauf, uns nach Hause zu bringen. Wir hatten es ja nicht weit, und sie wollten nicht zu spät auf ihr Schiff, das morgen schon den Hamburger Hafen wieder verlassen sollte. 

Sie brachten uns bis vor unsere Haustür. 

Wir umarmten uns noch einmal und verabschiedeten uns mit einem der leidenschaftlichsten Küsse, die wir je bekommen hatten. 

Noch tagelang, was soll ich sagen, wochenlang, vielleicht auch monatelang, nein jahrelang schwärmten Maria und ich von diesen beiden tollen Männern, deren Namen wir nicht einmal kannten. 

Wir sahen sie nie wieder. 

( © Monika Zelle 22.02.2022 )

Sonnenbrand

Sonnenbrand

Endlich.

Die Sonne scheint.

Ein warmer Tag.

Die Schwimmsachen sind schnell gepackt.

Mit der Fähre nach Finke.

Die kleine Tochter an der Hand.

Das Gedränge ist groß.

Plötzlich.

Jemand drängt sich ganz dicht an sie heran.

Was tun?

Sie erinnert sich an ihren Selbstverteidigungskurs.

„ Du dummes Schwein!“, Du Wichser!“, schreit sie so laut sie kann.

„ Mach das Du wegkommst!“

Die Menschenmenge schaut erschrocken.

Wie vom Donner gerührt.

Niemand tut etwas. 

Der Drängler verschwindet.

Die Kleine schaut ängstlich.

Jetzt schnell auf die Fähre.

Ans Oberdeck.

Der Fahrtwind kühlt die heiße Stirn.

Vor dem Schwimmbad wieder die Menschenmassen.

Diesmal kein Drängler.

Mutter und Tochter genießen das kühle Nass.

„ Mama!

Der Wichser, das  dumme Schwein!“

Sie traut ihren Augen nicht.

Nicht weit von ihnen entfernt.

Auf einem Handtuch. 

Geht Schwimmen.

Splitterfasernackt.

Seine Klamotten mit dem Handtuch abgedeckt.

„  Schnell raus hier!“, raunt sie der Kleinen zu.

Ihre Sachen und die des Dränglers schnell zusammen geklaubt.

Noch schneller zur Fähre.

Soll er doch sehen.

Die Flamme lodert hoch.

In der Tonne im Hinterhof.

( © Monika Zelle 15.02.2022 )