Wie will ich leben……..
Ich träume mich in das einfache Leben meiner Kindheit.
Eine kleine Hütte im Wald.
Ohne Strom, ohne fließend Wasser, ohne Fleisch.
Wasser hole ich von der naheliegenden Quelle, und fange Regenwasser in einer Tonne auf.
Ich baue mein Gemüse selbst an, pflanze endlich mein Apfelbäumchen, auch einen Birnbaum. Sofort denke ich an das Gedicht „ Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, ein Birnbaum in seinem Garten stand“……
Stachelbeeren müssen sein.
Kartoffeln und Tomaten auch, unbedingt.
Bickbeeren gibt es im Sommer in Hülle und Fülle im Wald.
Sofort denke ich an den leckeren Blaubeerpfannkuchen meiner Mutter.
Den werde ich mir unbedingt zubereiten.
Oder auch mal wieder ein Brot backen.
Mit dem Fahrrad besorge ich im naheliegenden Dorf Lebensmittel, die auf meinem Land nicht aus der Erde kommen.
Nie wieder auf ein Auto angewiesen sein, der Umwelt meine Ehre erweisen.
Endlich der Natur alles zurückgeben, was ich ihr einst nahm.
In einem alten Ofen entfache ich ein Feuer mit in Zeitungspapier eingewickelten Kienäppeln, wie ich es früher bei meinem Vater sah.
Endlich komme ich dazu, Brot zu backen.
Nach kurzer Zeit zischelt das Wasser in dem Pfeifkessel für einen wohlschmeckenden heißen Tee, den ich in Ruhe genießen kann.
Kein Geräusch vom Smartphone, Telefon oder Computer macht sich breit.
Nur der Gesang der Vögel dringt an mein Ohr.
Ein Eichelhäher warnt seine Artgenossen.
Abends trifft sich in der Dämmerung eine Rehfamilie am Waldessaum.
Manchmal, wenn es die Temperaturen erlauben, schlafe ich unter freiem Himmel auf einer Moosdecke, und betrachte das Sternenzelt. Endlich wieder ein Sternenhimmel nach dem ewigen Lichtsmog in der Stadt.
Ich mache meinen Frieden mit dem Leben und mir.
So möchte ich leben und friedlich einschlafen.
Aber dann muss ich wieder mal ans Meer fahren, der Enge des Waldes entfliehen, die Gedanken und Blicke in die Ferne schweifen lassen, und mich im Rausch der Wellen verlieren.
( © Monika Zelle 22.06.2021 )
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn’s Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste ’ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb ’ne Birn.«
So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. ’s war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.«
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen »Jesus meine Zuversicht«,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
»He is dod nu. Wer giwt uns nu ’ne Beer?«
So klagten die Kinder. Das war nicht recht –
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn‘ ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.
Und die Jahre gingen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet’s wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung‘ übern Kirchhof her,
So flüstert’s im Baume: »Wiste ’ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew‘ di ’ne Birn.«
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
Theodor Fontane