Die Francks

Die Francks

Man könnte meinen, sie hätten im Lotto gewonnen, die Francks. Vollbepackt mit Einkäufen in Plastiktüten kommen sie jeden Tag nach Hause, immer in neuen Klamotten. Gehen sie doch sonst immer so ärmlich angezogen. Er, in zerschlissenen Hosen, die beiden Kinder, mit altem Schuhwerk, und nicht einmal einen Wintermantel haben sie.

Kommen, wenn es richtig kalt wird, nie nach draußen zum Spielen.

Und jetzt?

Sie waren doch immer ganz arme Leute, gehörten nicht mal zum Mittelstand, so wie die meisten in dieser Mietskaserne. Beide ganz arme Arbeiter, sie Plätterin, er Bauarbeiter.

Der Junge hat einen Wolfsrachen, also eine Hasenscharte, wenn er spricht, versteht man ihn kaum. Nur die Kleine sieht einigermaßen normal aus. Und nun, gehen sie hoch erhobenen Hauptes im Treppenhaus an einem vorbei.  Grüßen nicht mal mehr.„ Wenn ut Schiet watt ward!“ Neureiche eben, die haben immer so einen Dünkel.

Und jetzt?

Hat sie auch noch einen Persianer an, der so lang ist, dass er fast über den Boden schlurrt. Viel zu schade für die. Und er?  Wie ein Gockel stolziert er durch die Straße, nix tu Boxen nix tu Ringen, keen Klavier tun Böön tu bringen. Früher ging er fast gebückt, und konnte einem kaum in die Augen schauen. Jetzt haben sie sich auch noch ein weißes Mercedes Caprio mit roten Ledersitzen gekauft, wissen kaum, wie man da einsteigt.

So unbeholfen. Hätten sie sich wenigstens eine Familienkutsche gekauft, wo sie alle richtig reinpassen. Sie ist nämlich wieder schwanger mit dem dritten Kind.

Na das passt ja. Und dann in der engen Mietwohnung, wie das wohl gehen soll.

Nein, das ist ja nicht zu fassen, jetzt steht ein großer Möbelwagen vor der Tür.

Die haben sich doch wohl nicht ein Haus oder eine Villa gekauft?

Und wie sie immer hochschauen zu den Fenstern, ob auch alle sehen, dass sie umziehen. 

Ja, die ziehen um, nicht zu übersehen. Keinen Handschlag machen die selbst. Wird alles von einer Umzugsfirma erledigt. Na dann Prost Mahlzeit.

Wenn man es nicht besser wüsste, müssen die Francks im Lotto gewonnen haben.

Na ja, wie dem auch sei. 

Trifft wenigstens mal die Richtigen, nicht immer die, die sowieso schon alles haben.

( © Monika Zelle  01.12.2020 )

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