Altersvorsorge
Viele junge Menschen dachten zu meiner Zeit bestimmt nicht über die Altversvorsorge nach.
Nicht so bei uns in der Familie.
Mein Vater war in seinem Leben an keinem Tag arbeitslos.
Als Hitler an die Macht kam, war er kein Soldat, sondern hatte sogar drei Jobs.
Ich bin von meinem Vater so erzogen worden, dass eine Frau für sich selbst sorgen können muss.
Sich nur nicht von einem Mann abhängig machen.
Also eine gute Schulausbildung und Lehre.
Ganz hat das nicht geklappt, weil ich in der Zeit meiner Ehe mit Kindern und einer pflegebedürftigen Mutter nur teilzeitbeschäftigt sein konnte.
Wenn Herr Kohl nicht unseren Rentenstamm an die Menschen in der ehemaligen DDR gegeben hätte, wäre ich heute dennoch in der Lage, mich gut selbst zu versorgen.
Dann kam irgendwann der Euro. Er hat noch einmal ein Loch in die Portemonnaies der ärmeren Gesellschaftsschicht gerissen.
Demzufolge gibt es keinen Mittelstand mehr.
Na ja, das nur so nebenbei.
Nachdem meine Mutter gestorben war, bekam ich eine schwere Schulterarthrose.
Eine OP stand an.
Danach eine REHA.
Dann Sport.
Jeden Tag schwimmen.
Als ich so Mitte 50 war, habe ich schon darüber nachgedacht, was ich wohl im Ruhestand so alles machen würde.
Ich nahm an einem Kurs „ Vorbereitung auf den Ruhestand“ teil.
Die Kursleiterin Frau Samson war bei der Seniorenbildung beschäftigt.
Sie machte uns Kursteilnehmer auf viele Veranstaltungen aufmerksam.
Bei einer Lesung auf der „Altonale“ im Museum, saß ich zufällig neben Leni Klein,
die mit ihrer Schreibwerkstattgruppe, geleitet von Oliver Platz dort war.
Die Teilnehmerinnen lasen Geschichten vor. Kurzgeschichten.
Leni fragte mich, ob ich nicht auch Lust hätte, dort Geschichten zu schreiben.
Und ob ich Lust hatte.
Schon immer war ich dem Schreiben sehr verbunden.
Von nun an ging ich jeden Montag von 16 – 18.30h in die Schreibwerksatt von Herrn Platz.
Zusätzlich nahm ich an Sprachkursen teil. Meistens Englisch.
Bei Frau Fierlings, einer Studienrätin im Ruhestand, hat das großen Spaß gemacht.
Schwimmen ebenfalls nach wie vor jeden Tag.
Bewegung ist alles, hat schon mein Vater gesagt.
Als ich in den Unruhestand versetzt wurde, besuchte ich zusätzlich zwei Mal in der Woche ein Fitnesscentrum.
Und dann kam Corona.
Nach circa 20 Jahren Schreibwerkstatt stellte sich die Frage, wie weitermachen.
Die Schreibgruppe machte weiter.
Jeden Montag gegen 17 Uhr vernetzen wir uns jetzt über Skype oder Telefon.
Das wöchentliche Schreibthema sammeln wir in einem Pool.
Sogar die 6-Minuten-Geschichte schreiben wir weiterhin.
Das Fitnessstudio habe ich gekündigt.
Zum Schwimmen kann ich auch nicht mehr, mache Gymnastik via Television.
Aber es gibt eine große Freude.
Die Schreibwerkstatt mit Herrn Platz soll wieder aufleben.
Im Mekan, einer Bildungsstätte der AWO in Altona.
In größeren Räumen, wo wir mit Abstand und Maske arbeiten können.
Morgen schauen wir uns mit Herrn Platz die Räume an.
( © Monika Zelle 15.09.2020 )