Ein Leben
Bruno Klein erblickte als jüngstes Kind von fünf Geschwistern einer Bürstenmacherin und eines Elektrikers am 27.10.1910 in Hamburg in einer Kellerwohnung das Licht der Welt.
Judenjung nannten ihn die Leute, weil er so ganz anders aussah als seine Geschwister.
1914 kam der erste Weltkrieg. Armut und Entbehrungen nahmen ihren Lauf.
Bruno lernte Autoschlosser in den goldenen Zwanzigern.
Er trat einem Arbeiterschwimmverein bei, wo er auf einer Demonstration seine Frau Anne Christine kennen lernte.
1933 heirateten die beiden.
Die Nazis kamen an die Macht.
Anne wollte Kinder.
Bruno nicht.
Schon früh erkannte er, dass Adolf Hitler einen Krieg anzetteln würde.
Er sollte Recht behalten.
Soldat war Bruno nie.
Er war durch und durch Pazifist, und hatte immer Arbeit.
1935 wurde trotz aller Bedenken der Sohn Reinhard geboren.
1939 begann der unsägliche Krieg.
1941 kam die Tochter Elke zur Welt.
Sie starb kurz nach der Geburt an einer Lungenentzündung bei Bombenangriffen in einem Luftschutzkeller in Hamburg. Am selben Tag verstarb Brunos Mutter.
Bruno wurde 1942 von Daimler Benz nach Genzhagen bei Berlin dienstverpflichtet.
Zusammen mit den Arbeitern sabotierte er das Flugzeugwerk.
Sie entfernten die Tarnung vom Dach, weil sie den Krieg nicht unterstützen wollten.
Es wurde vollständig vernichtet.
Als Leiter des Wirtschafts-und Ordnungsamtes in Trebbin fälschte er Pässe für eine befreundete jüdische Familie.
Sie überlebte.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte Bruno mit seiner Familie nach Hamburg zurück.
Wieder bestimmten Hunger und Entbehrungen ihren Tag.
Am 8. Mai 1945 endete das Desaster.
Sechs Millionen Juden wurden in den Konzentrationslagern vergast.
Ganz zu schweigen von den Millionen Menschen die dem Krieg zu Opfer fielen.
1947 bekamen Anne und Bruno noch eine Tochter.
Dann kamen die fetten Jahre, obwohl Brunos Leben bescheiden blieb.
Er trat wieder einer Gewerkschaft bei.
In seinem Arbeiterschwimmverein brachte er Kindern ehrenamtlich das Schwimmen bei.
Er trat wieder in die SPD ein.
Auf Demonstrationen kämpfte er für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Urlaub für die Menschen.
Als die SPD in den1960iger Jahren in Koalition mit der CDU ging, trat Bruno aus.
Er verlor sein Amt als Schöffe, und wurde fortan als Kommunist geächtet.
Die sozialen Errungenschaften bröckelten ab.
Dann kam die Krankheit.
Bruno arbeitete seit 1947 als Autoschlosser bei den Hamburger Gaswerken im Hafen.
Die Maschinen wurden hier mit Benzol gereinigt.
Das wurde ihm zum Verhängnis.
Am 09. Mai 1972 verstarb Bruno im Alter von 61 Jahren an Leukämie.
( © Monika Zelle 07.07.2020 )