Das Gesicht verlieren

Das Gesicht verlieren

Es war eine Schnapsidee.

Im wahrsten Sinne des Wortes.

Eine Woche Pfronten. 

Im Allgäu.

Zwischen den Jahren.

Mit Christa, einer alten Schulfreundin und ihrem Lebensabschnittsgefährten.

Dazu kam eine schwere Bronchitis. Fieber.

Zu Weihnachten.

Sie wollte nicht gehen.

Wir fuhren trotzdem

Ich dachte, die frische Bergluft.

Nichts da.

Die Bronchitis hatte mich fest im Griff.

Inhalationen.

Einreibungen.

Nichts half.

Silvesterfeier?

Ade.

Ich rief meine beste Freundin an.

Sie schrie mich an:

„ Was willst Du?!!!“

Ich erkannte ihre Stimme nicht wieder.

So schrill.

„ Ich habe den Almwirt abgesagt!“, keifte sie, und legte auf. 

War sie betrunken?

Könnte sein.

Was habe ich erwartet?

Verständnis?

Mitleid?

Rücksichtnahme?

Nahmen wir doch jeden Tag Rücksicht auf sie.

Keine drei Schritte konnte sie laufen, ohne eine Pause machen zu müssen.

Sie hatte ihr wahres Gesicht gezeigt, und es für mich in diesem Moment für immer verloren.

( © Monika Zelle  03.07.2020 )

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