Ferien in Holm-Seppensen

Ich sehe uns noch auf unserem Heideland Fußball spielen.

22 Kinder und mein Vater. 

Wir schrien alle durcheinander, bis Onkel Alfred kam, und um Ruhe bat, weil Tante Gertrud ihren Mittagsschlaf halten wollte.

Die Wanderungen mit Onkel Ewald und meinem Vater waren legendär.

In Holm an der alten Mühle an der Seeve gab es das erste Leberwurstbrötchen und ein Glas Milch.

Tannenzapfen sammeln für den Bullerofen und Blaubeeren pflücken in den Sommerferien gehörte zum Tagesprogramm.

Die Blaubeerpfannkuchen meiner Mutter schmeckten herrlich.

Jeden Tag fuhren wir mit dem Fahrrad zum Schwimmen, und tobten im Badeteich mit unseren Autoreifenschläuchen, die mein Vater organisiert hatte.

Aber natürlich nur, wenn das Wetter es erlaubte.

Ein Auto hatten wir damals nicht.

Wir fuhren von Hamburg mit der Bahn bis Buchholz, und dann mit dem Bummelzug bis Holm-Seppensen.

Von dort aus schleppten wir unsere Rucksäcke drei Kilometer durch den Wald zum Grundstück am Pferdekopf.

Unsere Einkäufe im Dorf wurden zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigt.

Ich muss so 12 gewesen sein, als mein Cousin Horst zum 2. Mal heiratete, und ich meine Großcousine Birgit kennen lernte. Wir waren sofort beste Freundinnen.

Birgits Mutter, also die neue Frau von meinem Cousin spielte wunderbar Akkordeon, und wir sangen dazu. Meine Mutter spielte Mundharmonika.

Jeden Abend.

Wenn Birgit und ich auf dem Grundstück zelteten, und uns in unsere Schlafsäcke eingekuschelt hatten, träumten wir von tollen Jungs, spielten Liebe, und küssten uns richtig.

Als Birgit und ich aus der Schule kamen, trennten sich unsere Wege wieder.

Vorbei waren die Musikabende.

Die sechs Wochen Ferien in Handeloh verbrachte ich jetzt mit Danille, einem Schulfreund aus meiner Handelsschulklasse, und Rainer meinem Cousin, Sohn von Onkel Ewald.

Beide liebten mich abgöttisch, und wollten mit mir gehen.

Danille war nicht mein Typ, und Rainer mein Cousin. Das ging gar nicht.

Außerdem hatte ich ja auch Dieter.

Dieter hasste die Heide.

Er war ein typisches Stadtkind.

Manchmal kam er aber auch mit.

Wir schlugen uns dann in die Büsche, um zu kuscheln.

Aber nun zurück zu Rainer und Danille.

Um uns die Zeit zu vertreiben, spielten wir in den Ferien die ganzen sechs Wochen Skat auf unserem Grundstück. 

Jeden Tag 8 Stunden. 

Unsere Eltern schüttelten nur mit dem Kopf.

Morgens holten Rainer und ich Danille aus Wörme ab, weil er den Weg zum Pferdekopf nicht kannte.

Etwas Gutes hatte diese Skatspielerei.

Ich gewann später in einem Skatclub jedes Mal den ersten Preis.

Einmal gewann ich einen Satz Töpfe.

Die tauschte ich sofort gegen eine antike Petroleumlampe ein.

Eines Tages kam ich zu unserem Grundstück und traute meinen Augen nicht.

Alle Kiefern abgeholzt.

Wegen des Sturms hieß es.

Sie könnten auf die Häuser fallen.

Ich brach in Tränen aus.

Meine Kiefern, die ich so liebte.

In deren Schatten, sonnendurchflutet, ich so gern im Zittergras lag und vor mich in träumte.

Mein Vater pflanzte Tannen an.

Viel zu dicht.

Als sie groß waren, fiel kein Licht mehr auf unsere Häuser.

Das Land hatte sich verändert.

Ich mich auch.

( © Monika Zelle 04.03.2020)

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