Es gibt vielleicht einige Dinge, die ich nicht gut kann, aber was ich wirklich gut kann, ist Schwimmen.
Mein Vater hat es mir schon als kleines Mädchen von 4 Jahren im Schwimmverein beigebracht.
Zum Leidwesen meiner Mitschüler bin ich beim Wettschwimmen immer die Beste, da die meisten erst in der Schule Schwimmen gelernt haben.
Mein Lehrer Herr Böhme ist mächtig stolz auf mich, und gibt mir im Zeugnis immer eine 1.
Herr Böhme ist der beste Sportlehrer an unserer Schule, und auch unser Klassenlehrer.
Im Schwimmverein mache ich auch eine ganz gute Figur, gleichwohl es doch einige Kinder gibt, die besser sind als ich.
Mit 14 habe ich den ersten Freund.
Dieter.
Er kann zwar nicht schneller schwimmen als ich, aber er kann bei Schwimmwettkämpfen mit machen.
Das kann ich leider nicht.
Immer wenn die Trillerpfeife meines Trainers Peter Kühn ertönt, falle ich schon vorm Start ins Wasser.
Ja, Peter kühn.
Mein Trainer.
Untersetzt, rothaarig, sehr gut aussehend, 20 Jahre älter als ich.
Ich habe nur Augen für ihn.
Und bin ein bisschen verliebt.
Dann der Ausflug des Vereins, an den Großensee.
Meine Mutter und ich sitzen auf einer Decke.
Sie strickt.
Handarbeiten kann ich leider nicht.
Zum Leidwesen meiner Mutter.
Zwei verkehrte Hände, sagt sie.
Die Wolle meines Strickstrumpfes verfilzt unter meinen schweißnassen Händen.
Später hat sie immer gesagt: „ Dafür kannst Du tolle Aufsätze schreiben!“
Plötzlich sehe ich Peter.
Er sitzt mit Ute Sanmann auf dem Steg, der ins Wasser führt.
Sie knutschen.
Ich kann es kaum mit ansehen.
Nun, ich habe ja Dieter.
Später haben die beiden geheiratet, Peter hat sogar ihren Namen angenommen.
In der Handelsschule fehlt mir die Zeit zum Schwimmtraining zu gehen.
Habe ich sowieso keine Lust mehr zu.
Immer dieses An-und Ausziehen, duschen Haare waschen.
Und mit Dieter ist auch Schluss.
Zum Schwimmtraining gehe ich also nur noch ganz selten.
Wenn ich in der Reihe Brustschwimme sagt der Trainer Peter Sanmann
„ Du schwimmst wie eine lahme Ente!“
Ich trete aus dem Verein aus.
Mein Vater ist enttäuscht.
Doch wenn ich jetzt jede Woche mehrmals ins Holthusenbad gehe, und in den Himmel schaue, weil ich nur noch auf dem Rücken schwimme, sieht er ja, dass ich seinem und auch meinem Sport treu geblieben bin.
Ich sage dann immer:
„ Siehst Du, Papa, ich schwimme immer noch!“
Er antwortet mir und sagt:
„ Vielleicht hättest Du schon immer auf dem Rücken schwimmen sollen, dann wäre der Start beim Wettkampf einfacher gewesen!“
( © Monika Zelle 03.12.2019 )