Laut ratterte der Tempo den Heideweg ins Dorf hinunter.
Miriam mit ihrer Mutter in Decken gehüllte hinten drauf.
Es ging wieder zurück in die laute Stadt.
Sechs Wochen Ferien in der Heide ade.
Miriam weinte.
Jetzt hatten sie das Dorf Holm-Seppensen verlassen, und die Landstraße in Richtung Buchholz erreicht.
Ruhig und sicher steuerte ihr Vater das Gefährt, neben ihm Onkel Ewald sein Bruder.
Wälder und Felder flogen vorbei.
Sie fuhren durch das kleine Städtchen Buchholz, dort erledigten sie in den Ferien die größeren Einkäufe.
Bald waren sie in Harburg angekommen, hatten bei Tante Bude angehalten, und ein Eis gegessen.
Wie immer.
Jetzt tuckerte der Tempo den Hamburger Berg hinunter, über die Elbbrücken Richtung Hamburg.
Auf dem Hinweg in die Heide schaffte er es kaum.
Manchmal mussten sie ihn anschieben.
Da die Süderelbe.
Ab hier waren schon die 5 Kirchtürme ihrer Heimatstadt in Sicht.
Die Norderelbe.
Ach, sie liebte es ja doch, ihr Hamburg.
Als sie zu Hause ankamen, ging Miriam sofort Schlafen.
Bevor sie einschlief, schaute sie noch einmal auf das Bild über ihrem Bett.
Das Büsenbachtal.
Die rauschenden Wipfel der Kiefern.
Sie dachte an die Wanderungen mit Onkel Ewald, den Pausen beim Milchmann, leckere frische Milch von der hauseigenen Kuh.
Und dann das Leberwurstbrötchen.
Fußballspielen mit den Freunden und Papa.
Papa, der den Kindern Schiffe aus Borke schnitzte, die sie dann auf dem Büsenbach fahren ließen.
Kienäppel sammeln für den Bullerofen, auf dem die leckeren Blaubeerpfannkuchen brutzelten.
Bickbeersammeln im Wald.
50 Pfennige das Pfund bekam sie vom Grünhöker.
Körbeweise hatte sie die Bickbeeren zu seinem Wagen getragen.
20 DM Taschengeld.
Sie hörte das Klopfen des Buntspechtes am Baum, um das Nest für die Jungen zu bereiten.
Den Schrei des Eichelhähers, wenn Gefahr in Verzug war.
Sah in der Dämmerstunde die Rehe am Waldessaum.
Ihre Mutter kam zum Gute Nachtsagen.
Sie sang ihr das Lied „ Im schönsten Wiesengrunde vor“.
Miriam weinte wieder.
„ Nun höre endlich auf zu weinen! Es nützt doch nichts.
Denke lieber an Deine Schule morgen, es gibt noch viel zu lernen!“
Miriam dachte lieber an das Taschengeld.
Was würde sie sich in der Stadt dafür kaufen?
Oder sollte sie es sparen?
Morgen würde sie mal zu Karstadt gehen.
( Monika Zelle 22. Oktober 2019 )