Der Verbesserungsvorschlag
Bruno Klein war gelernter Autoschlosser und Vergaserspezialist bei den Hamburger Gaswerken.
Ständig tüftelte er an den Vergasern der Autos herum, um den Abgaswert zu verbessern.
Eines Tages hatte er es geschafft.
Es war ihm in vielen Überstunden gelungen, die Vergaser der LKWs und PKWs im Fuhrpark des Werkes so mager einzustellen, dass der Abgaswert um einiges verringert werden konnte. Zudem hatte er noch ein selbst gebasteltes Ventil in den Vergaser eingebaut.
Was er nicht wusste war, dass sein Arbeitskollege Willi Martens diese Errungenschaft sofort zu Papier brachte.
Bruno Klein musste es ihm im Vertrauen erzählt haben.
Als Bruno nach dem Duschen an Feierabend seine Kleidung aus dem Schapp holte, zog er sie an, obwohl sie furchtbar nach Essig stank.
Als er zu Hause ankam und sich seiner Klamotten entledigte, breitete sich der furchtbare Essiggeruch in der ganzen Wohnung aus. Brunos Schulter hatte sich inzwischen grün verfärbt.
Sein Nachbar Ferdinand Koch brachte ihn mit seiner Taxe sofort ins Krankenhaus. Die Klamotten warf seine Frau Anne Christine in den Müll.
Inzwischen hatte Willi Martens den Verbesserungsvorschlag den Chefs des Werkes unterbreitet. Er erhielt dafür eine Zuschlag von 200 DM und eine Gehaltserhöhung.
Bruno Klein war monatelang im Krankenhaus, bekam von alldem nichts mit.
Als er seine Arbeit im Werk wieder aufnahm, erfuhr er, dass sein Verbesserungsvorschlag von Willi Martens schon eingereicht worden war.
Wie sollte er das seiner Frau erklären. Sie lebten ohnehin von der Hand in den Mund, und dann das!!
Schon immer wollte Anne Christine, dass Bruno als Schichtarbeiter arbeitete, damit mehr Geld ins Haus kam.
Das lehnte Bruno aber stets ab, weil er mit seiner Arbeit vollauf zufrieden war.
Als er dann jedoch erfuhr, dass Willi Martens zum Vorarbeiter befördert wurde, ging er zu seinen Chefs, und erklärte, das er die Verbesserung für die Vergaser erfunden hatte.
Da seine Chefs Bruno als ehrlichen, loyalen Mitarbeiter und sehr guten Autofahrer schätzten, der sie stets zu irgendwelchen Versammlungen und Veranstaltungen fuhr, glaubten sie ihm.
Die beiden Kollegen wurden aufgefordert, einen Vergaser an zwei neuen Fahrzeugen umzubauen, samt der Ventile.
Willi Martens tat sich schwer. Bruno Klein hatte die Arbeit in kürzester Zeit erledigt.
Als Willi Martens dann der Zuschlag, die Gehaltserhöhung, sowie der Vorarbeiterposten streitig gemacht, und alles auf Bruno übertragen wurde, kündigte er.
Von einer Klage wegen des Essigsäureanschlags sah Bruno Klein ab, was ja auch zu beweisen gewesen wäre.
( © Monika Zelle 18.04.2023 )